DIE HEILMG
jT
DER
KNOCHE NB RÜCHE
PER PRIM AM INTENTIONEM
VON
D“ A UCi U S T VOETSCII.
HEIDELBERG.
AKADEMISCHE VERLAGS HANDLUNG VON C. F. WINTER.
1847.
r-Sfs
.
1
.
.
. - J
Inhalt.
$ejt0
Geschichtlicher Ueberblick j
I. Darstellung des Heilungsprozesses nach eigenen Untersuchungen . 6
Anhang: Modifikationen des Heilungsprozesses.
1. Verhalten der Callusbildung bei bedeutender Dislokation der Bruchenden . .11
2. Verhalten der Callusbildung in Gliedern , welche zwei Knochen enthalten . . 12
3. Verhalten des Gallus bei Störung der Heilung durch einen neuen Bruch durch den-
selben
4. Knochenneubildung nach Resektion jg
II. Historische Verfolgung der Callusbildung 21
1. Veränderungen in den Weichtheilen bis zum Auftreten des den Callus bildenden Exsudats 21
2. Organisation dieses Exsudats
A. in Knorpel und Knochen 22
Theorie der Knochenelemente 28
B. in Zellgewebe _ 3q
Zeitfolge der Verknöcherung iu den einzelnen Thcilen des Callus . . . . 3i
3. Substantia intermedia 32
III. Theorie der Callusbildung 34
1. Ursprung des verknöchernden Exsudats
2. Ist ein provisorischer und definitiver Callus zu unterscheiden? ...... 38
.
Ml ? ’ T$ •
.
’
'
.
f.-. •* ,i- 'h
■ *“ ■*
i» wi'ui* t M '
‘ • • • j ; • f - , »
'
. • . -S:J >
Vorwort
Die Heilung der Knochenbrüche per primam intentionem ist schon häufig
der Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen geworden und hat zuletzt durch
Wie sch er ’s Arbeit besonders eine Erledigung gefunden, welche bisher wenigstens
in Deutschland fast allenthalben als abschliessend angesehen wurde. Es dürfte
desshalb auffallend erscheinen, hi der vorliegenden Arbeit diesen Gegenstand noch-
mals zur Sprache gebracht zu sehen.
Gegen die Miescher’sche Ansicht müssen aber bei genauerer Prüfung
derselben nothwendig Zweifel rege werden, denn wir finden überall, dass Heilung
von Verwundungen und Narbenbildung auf so einfachem Wege zu Stande gebracht
wird, dass eine so complizirte und gekünstelte Darstellung wie die Miescher’sche
den Eindruck hervorrufen muss, als könne äie unmöglich eine naturgemässe seyn.
Mussten nun schon diese Zweifel zu neuer Untersuchung des Gegenstandes auf-
fordern, so lag noch ein neues Moment für die Nothwendigkeit derselben in den
neuen Gesichtspunkten, unter welchen die jüngsten Fortschritte der Wissenschaft
die pathologischen Prozesse ansehen lernen. Seit der Miescher’schen Arbeit
hat das Mikroskop eine vorher kaum geahnte Wichtigkeit wie in den physiologischen
so in den pathologischen Forschungen erlangt. Es genügt jetzt nicht mehr, die
Veränderungen zu beschreiben, welche man mit blossem Auge oder allenfalls mit
der Loupe erkennen kann; man macht jetzt auch Ansprüche daran, durch Hülfe
des Mikroskops das Verhalten der Gewebtheile in den verschiedensten patholo-
gischen Prozessen kennen zu lernen. Eine histologische Verfolgung der
Knochenneubildung in dem Callus musste demnach als zeitgemässe Aufgabe
erkannt werden, und ich musste mich um so mehr zu dieser Arbeit aufgefordert
fühlen, als mir dadurch die Aussicht geboten wurde, bei dieser Gelegenheit Auf-
schlüsse über die seither noch nicht genügend erkannte Bedeutung und Entwicklung
b
VI
der bekannten Knochenelemente zu bekommen. Im Verlaufe der Arbeit bekar
ich über den oben berührten Gegenstand so viele Aufschlüsse, dass ich dadurcl
veranlasst wurde, die Metamorphose der Knorpelelemente im Verknöcherungs
prozess auch in andern verknöchernden Knorpeln zu untersuchen. Die Verfolguni
der En! stehung der Knochenelemente von dem ersten Auftreten des Kerns de
Knorpelzelle an bis zur vollendeten Ausbildung des Knochens bildet desshal)
einen zweiten, wesentlichen Theil dieser Untersuchungen.
Die Zahl der Versuche, welche ich angestellt habe, beläuft sich über hun-
dert. Dieselben wurden an den Extremitäten sowohl von Vierfüsslern, wie Katzen
Meerschweinchen, Kaninchen, als auch und meisten theils von Tauben vorge-
nommen, wobei ich bemerke, dass sämmlliche Tliiere ohne Verband gelassen
wurden. Zugleich bot mir mein Aufenthalt in Zürich, wo diese Versuche an-
gestellt wurden, auch Gelegenheit, die Präparate von Knochenbrüchen des Men-
schen, welche die pathologisch- anal omische Sammlung daselbst besitzt, zur Ver-
gleichung zu benützen.
Obgleich meine in der vorliegenden Arbeit ausgesprochene Ansicht in sehr
wesentlichen Punkten von der seither herrschenden abweicht, so glaube ich die-
selbe doch hinlänglich begründet durch die Resultate meiner zahlreichen Versuche?
und durch die genaue histologische Untersuchung der durch dieselbe gewonnenen*
Präparate. Ich habe in einem besonderen Abschnitte, welcher die Vergleichung
meiner Resultate mit den Mies eher ’schen enthält, meine Ansicht noch mehr zu
begründen und die Unhaltbarkeit der seither angenommenen darzulegen gesucht.
Zürich im November 1846.
A. Voetsch.
i
!i
Erklärung der Tafeln
Taf. I.
Durchschnitte in der Heilung begriffener Knocheubriiche von Thieren in natürli-
her Grösse.
Sämmtliche Figuren, mit Ausnahme von Fig. 25, betreffen Extremitäten von Tauben, und zwar, ausser
1 den Figg. 7, 8, tl und 20, den Humerus derselben. Nur die Fig. 12 zeigt sämmtliche Weichtheile
erhalten; die Beinhaut ist nur da, wo es nöthig schien, mit in die Zeichnung aufgenommen.
/. Fig. I. Schematische Figur. Längsdurchschnitt eines gebrochenen Knochens im Stadium der begin -
' mden Verknöcherung des Callas. ( Vcrgl. Seite 10.)
i a. Durchschnitt des normalen Knochens.
b. Markhöhle.
c. Beinhaut.
d. Erstes Auftreten der Verknöcherung zunächst der Stelle, wo Beinhaut und Knochen noch in Zusam-
menhang geblieben sind. Markkanälchen darin, welche dieselbe Richtung haben wie f und f'.
e. Lamelle neugebildeter , aber später als d auftretender Knochensubstanz.
f. Streifen, welche von der innern Peripherie der noch knorpligen Calluskapsel nach der Beinhaut hin senk-
recht verlaufen.
V. Verknöcherung längs dieser Streifen auf der linken, ein weiter vorgeschrittenes Stadium bezeichnenden,
Seite.
g. Raum zwischen und um dio Bruchenden, oft mit Blutkoagulum (Substantia intermedia) ausgefüllt.
II. Figg. 2 — 10. Callusbildung bei 'normaler Richtung des Glieds oder bei nur geringer Dislokation
und ohne bedeutendere Störung im Verlauf der Heilung.
Fig. 2.
Bruch von 6 Tagen. Callus noch ganz knorplig, nur zunächst den Bruchenden bereits Verknöcherung,
eifen von der innern Peripherie des Gallus nach der Beinhaut. Zwischen den Bruchenden Blutkoagulum. In der
rkhöhle des untern Fragments gleichfalls bereits Knochenneubildung.
Fig. 3.
Bruch von 8 Tagen.
Fig. 4.
Bruch von 10 Tagen. — Callus in beiden Figuren zum grössten Theil noch knorplig. Zunächst den Bruch-
len Verknöcherung, welche sich fast allenthalben bis zu den Bruchrändern erstreckt; aus ihr zieht sich eine
tsetzung in Form einer dünnen, mit der Beinhaut parallel laufenden Knochenlamelle durch den Knorpel hindurch,
vin
bei Fig. 3 mit ähnlichen, von hier abgehenden Streifen, wie in den vorigen Figuren. Bei Fig. 4 innerer Calla.' ;
sehr entwickelt, verknöchert, im oberen Fragment die Markhöhle total verschliessend.
Fig. 5.
Bruch von 16 Tagen. Gallus ganz verknöchert. Auf der linken Seite ein Knochensplitter von der neuge-
bildeten Knochenmasse allenthalben fest umschlossen. Im äusseren Gallus beginnende Erweiterung der Markkanäle
welche im innern Callus schon bedeutende Fortschritte gemacht hat, besonders im oberen Fragment zunächst dessei
Bruchenden.
Fig. 6.
Bruch von 30 Tagen. Callus durchweg verknöchert, alle Räume zwischen den disloXirten Bruchenden gleich-
massig ausfüllend.
Figg. 7 und 8.
Bruch der Ulna von 25 Tagen. Callus verknöchert, den Raum zwischen den wenig verschobenen Frag
menten ausfüllend.
Fig. 9.
Bruch von 40 Tagen.
Fig. 10.
Bruch von 24 Tagen. Callus mit bedeutender Erweiterung der Markkanäle.
III. Fig. 11. Durchschnitt eines vor 8 Tagen resezirten Radius.
a. a'. Knorpel.
b. Anders gefärbte, weichere Substanz, durchweg aus denselben Elementen gebildet, welche Taf. II. Fig. 4
abbildet.
c. Neugebildete Knochensubstanz.
d. Höhle, mit Blutkoagulum gefüllt.
e. Isolirter Knochenpunkt.
Die genauere Beschreibung s. Seite 18.
IV. Figg. 12 — 18. Brüche, welche in Folge bedeutenderer Dislokation dev Bruchenden oder ander
weitiger ungünstiger Einflüsse während der Heilung mehr oder weniger Abweichung von den in den vorige.
Figuren dargestellten einfachen Verhältnissen zeigen.
Fig. 12.
3 Tage alter Bruch
a. Muskeln.
b. Beinliaut.
c. Neugebildete Knochensubstanz zunächst den Fragmenten.
d. Blutkoagulum.
Figg. 13 und 14.
6 Tage alter Bruch.
a. Wahrer Knorpel.
b. Dasselbe wie Fig. 11. b.
c. c'. Neugebildete Knochensubstanz. Jrjj
d. Raum zunächst um die Bruchränder, Blutkoagulum enthaltend.
Fig. 15.
10 Tage alter Bruch.
a. b. c. d wie in den vorigen 2 Figuren.
e. In die Höhle des obern Fragments eingetriebener Knochensplitter.
Fig. 16.
15 Tage alter Bruch.
a. Letzte Reste des Knorpels.
b. Höhle, welche als fistulöse Oeffnung durch die nekrosirten Weichtheile sich fortsetzte.
IX
Figg. 17 und 18.
Bruch von 40 Tagen. Auf der rechten Seite der Fig. 18. zwischen beiden Fragmenten ein von glatten
knöchernen Wänden ausgekleideter Canal , welcher durch eine eingeklemmte Falte der Beinhaut ausgefüllt war.
V. Figg- Hl — 25. Brüche , welche im Verlauf der Heilung durch den Calhis hindurch wiederholt, theils
tünstlich theils zufällig 'gebrochen wurden.
Fig. 19.
Bruch künstlich hervorgerufen.
a. Aelterer , verknöcherter Callas.
b. Neue, noch knorplige Callusmasse, den ganzen Baum zwischen den Fragmenten ausfüllend.
Fig. 20.
30tägiger, künstlich wiedergebrochener Gallus der Ulna,
a. b. wie in der vorigen Figur.
Fig. 21.
Künstlich wiedergebrochener Callus.
a. [ Aelterer Callus von 73 Tagen.
c j- Jüngerer Callus von 12 Tagen.
b. Neugebildete Knochensubstanz.
c. Knorpel.
d. Höhle.
Vergl. Seite 14.
Fig. 22.
11 tägiger Bruch.
a /
a' > Aelterer, verknöcherter Callus.
t jüngerer, verknöcherter Callus.
c. Knorpel.
d. Höhle.
Vergl. Seite 15.
Figg. 23 und 24.
Künstlich wieder gebrochener Callus (nach aufgetrockneten Präparaten gezeichnet). Zwischenräume zwischen
lern zerrissenen früheren und schon verknöcherten Callus mit Knorpelmasse ausgefüllt.
Fig. 25.
38 Tage aller Bruch der Tibia einer jungen Katze.
Vergl. Seite 10.
Die histologischen Abbildungen der Taf. II — V sind meistens bei 280facher Ver-
'rösseruiig gezeichnet.
Taf. II.
Sämmtliche Figuren, mit Ausnahme von Fig. 2, sind den gebrochenen Extremitäten von Tauben entnommen.
Fig. 1.
Entzündungskugeln mit oder ohne eingeschlossene Blutkörperchen aus der Beinhaut und der Subslantia in-
ermedia. Die gelbröthliche Färbung der kleineren, welche ungefähr von gleicher Grösse sind wie die Blulkörper-
c
X
chen, rechtfertigt die Vermulhung, dass diese nicht wie die grösseren durch Fettagglomeration mit oder ohn
Blutkörperchen entstanden, sondern metamorphosirle Blutkörperchen selbst seyen.
Fig. 2.
Zellen aus der Substantia intermedia eines it Tage alten Bruchs einer jungen Katze, wahrscheinlich Zelle V
des normalen Marks.
Fig. 3.
Verschieden geformte Haufen von Fetttröpfchen aus der Substantia intermedia eines 2 Tage allen Bruch
einer Taube. (In der Entstehung begriffene Entzündungskugeln?)
Fig. 4.
Spindelförmige Zellen aus der entzündeten Beinhaut.
Fig. 5.
Schnitt durch den der Beinhaut zunächst gelegenen Theil des jungen Gallus einer jungen Taube, in radiale '
Bichtung auf die Längenaxe des Glieds geführt. Auf der Seite der Beinhaut sieht man in undeutlichen Umrisse "
die Spindelzellen der vorigen Figur, auf der andern Seite junge Knorpelzellen, in der dazwischen gelegenen Mass s
erkennt man als einzige Spur der Organisation nur undeutlich sichtbare , an einzelnen Stellen jedoch schärfer her
vortretende Kerne. 1 ^
Fig. 6.
Erstes deutliches Auftreten der Kerne der künftigen Knorpelzellen mit deutlich sichtbarem Kernkörper.
F i g g. 7 und 8.
Weiter entwickelte Kerne der Knorpelzellen.
^ ' S- 9- Km
Kerne der Knorpelzellen mit körnigem Inhalt. ^
Fig. 10.
Dichtgedrängte Masse von Kernen der Knorpelzellen von verschiedenen Grössen : vom untern Band de
Präparats gegen den obern zu nehmen dieselben allmälig an Grösse zu; in den meisten ist der Kernkörper sicht«
bar; am untern Ende des Präparats hat die Bildung einer Membran um einzelne Kerne begonnen.
Fig. 11.
Weiter vorgeschrittenes Stadium. Die Kerne der Knorpelzellen, in welchen kaum mehr Kernkörper zu un
terscheiden sind, zeigen sich von einer Zellmembran umschlossen. Die Kerne selbst sind gegen die rechte Seif
des Präparats hin schärfer umschrieben.
Figg. 12 und 13.
Dichtgedrängte Häufung junger Knorpelelemente. In Fig. 13 lassen sich deutlich vereinzelte Kerne un W
mit Zellmembranen umgebene Kerne erkennen, während Fig. 12 fast nur aus jungen Zellen gebildet scheint.
Fig. 14.
Maschennetz, gebildet theilweise durch die Interzellularsubstanz allein, theilweise durch diese und die ra
ihr verbundene Zellmembran. Herausgefallene Kerne und kleinere Zellen (?) frei daneben.
«rp
Taf. III.
Sämmtliche Figuren, mit Ausnahme von Fig. 8, aus dem Callus von Tauben.
Fig. 1.
Knorpelzellen, deren Wandung mit der Interzellularsubstanz verschmolzen ist, so dass nur die innere Ober
-fläche der Zellwandung sich durch eine scharfe Linie abgränzt.
Fig. 2.
Vermengung von fasrigen Elementen mit Knorpelelementen.
XI
Fig. 3.
Knorpelzellen mit verdickter, nicht mit der Interzellularsubstanz verschmolzener Wandung, viele ohne Kerne,
ndere mit (verschrumpftcn) Kernen. Auf der untern Seite der Fig. ist eine der Zellen von der Interzellularsub-
tanz losgelöst.
Fig. 4.
Zwei isolirte Knorpelzellen derselben Art.
Fig. 5.
Knorpel (von ungefähr derselben Entwicklungsstufe wie in Taf. II. Fig. 11.), in welchem einige Zellen mit
wei Kernen sichtbar sind.
Fig. 6.
Schnitt -durch Beinhaut und Knorpel (ähnlich wie Taf. II. Fig. 5., nur eine spätere Entwicklungsstufe),
techts deutliche , der Beinhaut zugehörige Fasern , liuks Verknöcherungsrand , und zunächst demselben deutliche
inorpelelemente; in der Mitte zwischen diesen und den Beinhautfasern verwischt sich durch allmaligen Uebergang
er Charakter der Elemente so sehr, dass nur noch langgestreckte Kerne von unbestimmter Natur sichtbar sind
Figg. 7, 8 und 9.
eigen den Anfang der Verknöcherung.
Fig. 7.
Feinkörnige Ablagerung auf der innern Oberlläche der Wandung der Knorpelzellen, wodurch dieselbe leicht
ranulirt erscheint.
Fig. 8.
Stück aus einem verknöchernden Schildknorpel des Menschen, in welchem dasselbe wie in Fig. 7., nur in
inem etwas vorgerückteren Stadium , sichtbar ist. Auch in der Inlerzellularsubstanz zeigen sich bereits körnige
iblagerungen.
Fig. 9.
Weiter vorgeschrittene Verknöcherung; die feinkörnige Ablagerung ist zu grösseren Körnern verschmolzen,
n einigen Zellen linden sich noch die Kerne.
Taf. IV.
Fig. 1.
Aus dem Callus einer Taube. Ringförmige Anhäufung grobkörniger Massen um die Reste der Höhlen der
.norpelzellen.
Fig. 2.
Aus einem verknöchernden Rippenknorpel des Menschen. — Bildung der Kalkkanälchen.
i Fig. 3-
Aus einem verknöchernden menschlichen Schildknorpel. — Mehr oder weniger vollständig verknöcherte
norpelzellen.
Fig. 4.
Aus dem Callus einer Taube. — Vorgerücktere Ausbildung der Kalkkanäle.
Fig. 5.
Isolirte Knochenzellen von verschiedenen Stadien, aus dem Callus von Tauben.
Fig. 6.
Zellen aus den steinigen Concrementen einer Birne.
Siehe Nachtrag.
Taf. V.
Fig. 1.
Fig. 2.
In der Verknöcherung begriffene Knorpelzellen aus dem Verknöcherungsrand zwischen Epiphyse und Dia
physe des Oberschenkels einer jungen Katze.
Fig. 3.
Aus dem Callus einer Taube. Durchschnitt eines Markkanals, Verknöcherung der zunächst gelegenen Knoi
pelzellen.
Fig. 4.
Aus einem LängenschlifI eines Pferdezahns. Knochenkörperchen mit zum grössten Theil isolirten Knochen
zellen am Rand des Cäments gegen den Schmelz. In einer der Knochenzellen zeigen sich neben dem grösserei
deutlich sichtbaren Knochenkörperchen zwei kleinere, undeutlichere.
XIII
Nachtrag.
Nach Vollendung gegenwärtiger Arbeit beobachtete H. Prof. Köl liker bei der Untersuchung rhachiti-
clier Knochen eine Art des Uebergangs der Knorpel — in Knochenele in eilte, welche mit der von mir
gefundenen vollständig übereinstimmte. Da jedoch der Verknöcherungsrand dieserKnochen auf eine überraschend
•chöne W eise alle die verschiedenen beschriebenen Stadien der Verknöcherung auf Einem Schnitte neben ein-
mder erkennen lässt, so hatte derselbe die Güte, mir diese Beobachtung zur Benutzung zu überlassen, und
ch freue mich, in Fig. 1. Taf. V. noch eine Abbildung des angegebenen Verhältnisses beifügen zu können.
Man sieht an dem untern Rand des Präparats noch deutliche Knorpelzellen , zum Theil mit verdickter
Aandung, welche gegen den obern Rand hin allmälig zu Knochenzellen sich umgestalten, die frei in einer
lurchsichtigen Interzellularsubstanz gelagert sind. In manchen Knorpelzellen findet man Tochterzellen, deren
ede lür sich den Verknöcherungsprozess durchläuft, und es wird dadurch zugleich eine Erklärung für das bei
•ig. 4. Taf. \. erwähnte Vorkommen mehrerer Knochenkörper in Einer Knocheuzelle gegeben.
• * •• TMr ■ ' ' >0'
:nufl;'Jf :*jd nin >' u *!?> V : IämAsH »nhf>*. ■' #r; u •.ü.'stfbX «
i ,
,
'
. ' . • •. r . :-v
-
..fl) ' j
'
■ *
j
" . •
m1? ff
-
'ff ’^b SWll
.
'• *»«■ Kl
Geschichtlicher Ueberhlick.
ifachdem über die Heilung der gebrochenen Knochen bis gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts Geschichtlicher Uebcr-
e Ansicht Galen’s als die einzige dagestanden hatte, nach welcher die Vereinigung gebrochener Knochen b,ic,<
irch dazwischengelagerten Callus geschehe, gleichsam einen Leim, der um die Bruchränder herwachse und
is der überschüssigen Nahrung des gebrochenen Knochens selbst sich hervorbilde: — drängten sich von je-
;m Zeitpunkte an in rascher Reihenfolge die widersprechendsten Meinungen über den Antheil , den die ver-
miedenen Gewebe der Umgebung des Bruchs vom Augenblick der Continuitätstrennung bis zur vollendeten
eilung nehmen, und über die Veränderungen, welche sie in dieser Zeit erleiden. Es wurde der ganze Prozess
üd als ein besonderer, im normalen Leben kein Analogon findender, aufgefasst, bald nur «als eine durch
issere Veranlassung gegebene, modifizirte Wiederholung der normalen Entwicklung des Knochens geltend
;macht.
Von sämmtlichen Forschern wurde indess angenommen, dass, sobald ein Knochenbruch erfolgt sey, der
rguss einer Flüssigkeit auftrete, über deren Ursprung, Natur und weitere Schicksale aber die Ansichten sehr
■theilt waren. Während es die Einen bei dem einmaligen Erguss einer Flüssigkeit überhaupt bewenden
essen und dafür (indem sie es theils als solches wirklich erkannten, theils aber sich um die Eigenschaften
ul den Ursprung desselben nicht bekümmerten) bald das aus den zerrissenen Befassen ergossene Blut, bald
gentliches Exsudat und Entzündungsprodukt von irgend woher in Anspruch nahmen: nahmen dagegen Andere
), dass zu verschiedenen Zeiten Erguss von verschiedenen Flüssigkeiten um die Fraktur erfolge, welche bei
■r Heilung eine mehr oder weniger wesentliche Bolle spielten, und wollten in dem gleich nach dem Bruch
folgenden Austreten von Flüssigkeit nur ein Blutextravasat erkennen. Dieses sollte entweder keinen weiteren
nfluss auf die Callusbildung üben und durch Resorption allmälig verschwinden, oder aber sollte dasselbe,
enn nicht eine Hauptrolle spielen, wie unter Andern Hunter, Meckel wollen, (die dieses Blut sich orga-
siren und die Grundlage des Callus bilden lassen), gleichwohl nicht unbedeutenden Veränderungen initer-
orfen und für die Heilung von Bedeutung seyn.
Es erscheint zweckmässig, bei Erörterung der verschiedenen Theorieen über Heilung der Knochenbrüche
vei Perioden zu unterscheiden.
In der ersten gilt die Callusbildung als das Produkt entweder Eiues Organs allein, oder aber,
enn auch als Resultat des Zusammenwirkens verschiedener Gewebe, so doch durch gleichzeitige Thätigkeit
•rselben gegeben, sie erscheint als Ein Akt, der mit der erreichten Verknöcherung des Callus vollendet
:. — Zwei Ansichten sind es hauptsächlich, die in Hinsicht auf den Ursprung des Callus sich entgegen-
aten, wie wir diesen Streit selbst bis in die neueste Zeit fortgeführt finden. Während nämlich nach
r einen Ansicht die Weichtheile allein dem Callus seine Entstehung geben, soll diese nach der andern dem
lochen zuzumessen seyn. — Beiderlei Meinungen zählten zahlreiche, zum Theil leidenschaftliche, Vertheidiger.
dess scheint es, dass bei manchen derselben nicht sowohl verschiedene Deutung derselben Objekte, als viel-
ehr der Imstand die Ansichten bestimmte, dass nicht unterschieden wurde zwischen der Heilung der Knochen-
1
2
brüche per primam und jener per secundam intentionem , und es finden ohne Zweifel nur darin die so abwe
ebenden Resultate von Bonn, van Heekeren, sowie von Scarpa, Leveille, Boyer, Richeran
und Bicliat ihre Erklärung. — Als Vorkämpfer jener beiden Partheien aber traten Du Hamei und A
brecht Haller auf.
Du Hamei suchte im Jahr 1742 die Uebereinstimmung der Bildung der Knochen überhaupt mit di
Callusbildung bei gebrochenen Knochen nachzuweisen; er Hess den Callus auf die Weise sich bilden, da:
sowohl das äussere als das innere Periost anschwelle, härter werde und verknöchere; der Knochen selbst soll
zur Callusbildung nicht beitragen.
Seine Ansicht theilten Fougeroux, Schwenke und A. Nach 3Iarrigues sollten die innej
Schichten des Periosts und der Markhaut erweitert, ihre Zwischenräume vergrössert werden, und in diese sic
erdige Substanz ablagern. Zugleich wies er, durch Darstellung des Knorpels aus dem Callus mittelst Salzsäur
die ohnedem von Haller anderwärts selbst widersprochene Ansicht desselben zurück, dass der Callus ein ui
organisches Concrement sey.
Blumenbach Hess den Callus aus einem erst weichen und gallertigen, allmälig knorplig und zulet;
knöchern werdenden Exsudat aus den zerrissenen Gefässen der Beinhaut entstehen.
Koeler schreibt den Erguss der genannten gallertigen .Masse, als der Grundlage des künftigen Callu
theilweis dem Knochen, theilweis der Beinhaut zu; glaubt aber, dass unter Umständen, wo vermöge der b
sondern Beschaffenheit des Bruches aus den Brucheudeu selbst nicht exsudirt werden könne, der Callus anfanj
nur aus dem Erguss des Periosts sich bilde.
Macdonald suchte das Bildungsmaterial für den Callus im Blut, und seine hauptsächliche Bildung
statte im Periost; unter ihm werde Blut ergossen, welches gerinne, nachher seine Farbe verliere und ve
knöchere.
Troja erkennt in der Beinhaut das Organ, in dem das flüssige Material zur Bildung von Knochensu
stanz bereitet wird, aber sie selbst soll nicht verknöchern; doch gibt er später zu, dass das Periost, obscln
nur zufällig, selbst verknöchern könne, wenn es mit später verknöchernder Gallerte angefüllt werde.
Boettchcr erklärte sich die Callusbildung auf doppelte Weise: es solle das eine Mal Knochenmasse
die Schichten des Periosts sich ergiessen, das andre Mal aus den Gefässen der Bruchenden gallertige .Masse e
sudiren, worin sich Gefässe bilden, und diese zuletzt knöchern werden; doch gibt er die Bedingungen nie
an, unter denen das Eine oder das Andere stattfinden soll.
Von den Genannten abweichend hatten sich vor Du Hamei die Früheren, Galen’s Ansicht folgen
die Bildung des Callus so vorgestellt , dass derselbe aus einem ausgesclnvitzten und geronnenen „Succus os.‘
ficus“ hervorgehe; so behauptete z. B. Boerhave, au allen Punkten des gebrochenen Knochens Averde Knc
pel exsudirt, der sofort verknöchere. — Ehe noch Du Hamei mit seiner neuen Ansicht aufgetreten war, hat
Petit die Ansicht aufgestellt, dass die Vernarbung der Knochen auf dieselbe Weise und nach denselben G
setzen vor sich gehe, Avie in den Weichthcilcu , und dass die Lymphe in den Knochenkanälen auf die Bruc
enden sich ergiesse und an der Aus tr i ttss teile jedes Kanälchens gerinne, der nächst folgende Tropfen dadurj
sich einen Weg suche und gleichfalls gerinne und s. f. , also etwa in ähnlicher Weise, Avie die Tropfsteinb
duug vor sich geht, bis von beiden Seiten die dem alten Knochen ähnliche Masse zusammenstosse und venvach;
Haller und mit ihm manche Andere kämpften eifrig gegen die zuerst von Du Hamei ausgcsproche,
Entstehung des Callus. Er Hess ihn aus einem besondern „Succus ossificus“ hervorgehen, der vom Knoch
ausgesclnvitzt Averden sollte, und, Avie aus den Versuchen von Detlef ersichtlich, nichts anderes vorstellt , i
den Erguss von Blut ZAvischen die Bruchenden, das allmälig sich entfärbte. Diesen hatten Du Hamei u
Andere gleichfalls bemerkt, ohne jedoch grossen Werth darauf zu legen, indem sie ihn Avieder durch Resorpti
entfernt Averden Hessen. — In Uebereinstimmung mit Haller und Detlef, jedoch mit Annahme eines andti
Ursprungs des Ergusses, liess auch Macdonald dieses Blut sich organisiren und die eigentliche Grundla.
des Callus bilden.
Nach. Hunter entstehen in dem geronnenen Bluterguss um die Bruchenden Gefässe; die Bruchend
sollen sich entzünden und ein Exsudat liefern, zugleich aber Aveich und sehr gefässreich, die scharfen Ränq
3
•er resorbirt werden. Die Verknöcherung nimmt vom Knochen selbst ihren Anfang und schreitet von da ge-
rn die dazwischen liegende Substanz fort, obschon sie auch hier an mehreren Orten auftreten kann.
Nach Soemm erring würden die Knochen in der ersten Zeit eigentlich verklebt, die Bruchränder soll-
n sich in der Weise erweichen, dass sie eine sehr gcfässreiclie Gallerte darstellen; zugleich sollte sich zwi-
hen sie eine belebte klebrige Masse ergiessen, die binnen wenigen Wochen vollständig zu Knochenmasse
cli umgestalte.
Mit Dupuytren beginnen wir billig einen neuen Zeitabschnitt, indem er es war, der zuerst im Jahr
H5 nachwies, dass man sich bis daher den Prozess zu einfach vorgestellt, und der darum die Wissenschaft
3i die Unterscheidung der Begriire des provisorischen und definitiven Callus bereichert hat. Wir
mn diess um so mehr, als seine Theorie von da an, nur mit mehr oder weniger Abänderung, im Wesentlichen
irch fast sämmtliche neuere Schriften sich hindurchzieht. Dupuytren dehnte die von Du Hamei aufge-
ellte Ansicht über Callusbildung weiter aus und wollte gefunden haben, dass ausser der Beinhaut auch noch
is darüberliegende Zellgewebe, Sehnen, selbst die tieferen Muskclparthieen in die Verknöcherung eingehen.
: unterscheidet 2 Hauptstadien der Heilung: 1) Das Markgewebe beider Bruchenden verwächst, bildet inner-
ilb gleichsam einen knöchernen Pfropf, während zu gleicher Zeit die umliegenden Weichtheile, Periost, Zell-
•webe, Muskeln verknöchern und einen Ring um die Bruchstelle bilden, innerhalb dessen sich der Bruch be-
idet. Die Bruchenden selbst sind noch nicht vereinigt, weshalb der Callus noch wenig Widerstand zu leisten
mag; er nennt diese beiden Callusmassen den provisorischen Callus. Dieses Stadium hat binnen 30
ler 40 Tagen seine Vollendung erreicht. — 2) Indem nun nach Verlauf von 4 — 5 Monaten die in die Mark-
ihle ergossene Knochensubstanz resorbirt wird und ausserhalb Periost, Zellgewebe und 31uskeln in den nor-
alen Zustand zurückkehren, was in S — 12 Monaten erst geschehen ist, beginnen gleichzeitig die Bruchenden
lbst sich mittels einer durch einen neuen Heilungsprozess gebildeten Callusmasse zu vereinigen, und damit
. der definitive Callus gebildet und die Fraktur geheilt.
Kaum hatte Dupuytren diese Theorie aufgestellt, als auch schon unter seinen Landsleuten Cruveil-
ier sic nach eigenen Untersuchungen als richtig nachzuweisen suchte, Delpech aber, früher mit Haller
mimend, gleichfalls sammt Boy er und Beclard dieselbe annehmen. Aber rasch verschaffte sich dieselbe
in allenthalben auch ausserhalb Frankreichs Gränzen Anhänger und das ganze ärztliche Publikum wandte
czt seine Aufmerksamkeit auf die seither übersehene spätere Callusbildung.
Brescliet und Villerme machten wenige Jahre nachher über denselben Gegenstand neue Unter-
chungen bekannt. Sie statuirten mit Dupuytren einen doppelten Boden für die Bildung des Callus; es
Ille ein Callus auf der äussern sowohl als der innern Oberfläche der Bruchenden auftreten, aber in spätem Zeiten
ieder verschwinden , während zwischen den Bruchenden selbst derselbe Prozess der Knochenneubildung auf-
?te. Dieselben erscheinen anfangs mit coagulirtem Blut bedeckt, in welchem bald eine klebrige Materie zum
irschein komme, welche allmäiig an Menge und Festigkeit zunehme, aus der Markhöhle zu kommen scheine
id jene Bruchränder, die vom zehnten Tag an einigermassen abgerundet und glatter werden, überziehe und
letzt mit den angränzenden Weichtheilen verwachse; — diese wäre die jetzt so wichtig gewordene Sub-
antia intermedia. Jene Knochenbildung zwischen den Bruchenden soll mit der Zeit mehr und mehr
i Festigkeit zunehmen und nimmer verschwinden. Ersterer Callus entspräche also Dupuytren ’s provisori-
hem Callus, lelzterer seinem definitiven.
Howship stimmte in Bezug auf die Entstehung des Callus wieder mit der früher von Macdonald
^gesprochenen Annahme überein und war der Ansicht, dass der Callus aus dem Bluterguss hervorgehe, der
den Weichtheilen, den Räumen der Beinhaut, zwischen den Bruchenden selbst sich vorfinde; derselbe sollte
:h nach und nach entfärben, Gefässe bekommen; die Beinhaut, in welcher sich dieser Prozess zuerst und
i raschesten entwickle, sollte nach und nach in Knorpel übergehen und s. f. Die Bruchränder fand er in
■iner Weise verändert, weder erweicht, noch aufgetrieben.
Me ding unterscheidet eine zeitige und eine spätere Ossification ; nach ihm geht die neue Knochen-
bstanz aus der Beinhaut hervor, die nicht selbst in die Verknöcherung eingeht, sondern nur das Material
- zu liefert, in der Oberfläche des Knochens soll keinerlei Veränderung stattfinden (keine Anschwellung, keine
4
Erweichung), aber dadurch, dass in der Folge die Knochensubstanz resorbirt werde und zahlreiche Gefäss
auftreten, eine organische Vereinigung zwischen altem und neuem Knochen zu Stand kommen; übrigens em
steht seine spätere Ossification durch Verknöcherung der Substantia intermedia.
M. J. Weber spricht von einer vorübergehenden und bleibenden Ossification. Erstere lässt t
sich so bilden, dass die Bruchenden, soweit sie von der Beinhaut entblöst sind, schwinden und in Erweichun
übergehen, daher eine Abrundung der Ränder erfolge; da, wo noch die Beinhaut anhängt, soll sie sammt dei
Knochen anschwellen und sich erweichen. Die losgetrennte Beinhaut nun entzünde sich, schwelle an und li«
ferc plastische Lymphe, nehme faserknorplige Consistenz an und endlich Knochensubstanz in sich selbst ar
und ergiesse solche im ganzen Umfang der Fraktur, wodurch eine Anlöthung an den Knochen zu Stand komm)
Sehnen und Zellgewebe zunächst der Beinhaut nehmen an dieser Veränderung gleichfalls Antheil ; in der Marl
höhle trete in Folge von Entzündung der Markhaut gleichfalls Knochenneubildung auf. Diese Ossification wäi
aber nur vorübergehend: denn jetzt trete ein Erguss plastischer Lymphe zwischen den Bruchrändern selb
auf, der von dem Zellgewebe zunächst den Bruchrändern ausgehe, welches sich in eine pleuraähnliche Membre
umgcstalte; diese Exsudation werde gallertig, später knorplig, und es treten Knochenlamellen in ihr auf, ui
zwischen ihnen und den Bruchrändern werde eine organische Vereinigung hcrgestellt, während jenes Zellgewel
Beinhaulnatur annehme. Im äussern Umfang des Bruchs falle jetzt die Knochensubstanz aus der Beinha
nach und nach der Resorption anheim und verschwinde durchaus; in gleicher Weise stelle sich das Lumt
der Markhöhle durch Resorption der Knochensubstanz her, doch nie ganz, indem zwischen beiden Fragment«
eine knöcherne Scheidewand stehen bleibe.
Wenig davon abweichend stellt Gendrin die Ansicht auf, dass sowohl ausser- als innerhalb der Bruc
enden aus dem gelockerten und aufgctricbenen Knochen Knochensubstanz hervordringe, während gleichzeit
Beinhaut und Zellgewebe um die Bruchstelle herum ebenfalls anschwelle und sich in eine faserknorplige Mas
verdichte, worin Knochenpunkte auftreten. Auf diese Weise entstehe eine Knochenkapsel um die Frakti
Auf der innern Seite soll eine weiche Substanz, aus der Markhöhle kommend, den übrigen Raum ausfüll
und sich an die Bruchenden anlegen, deren beide Seiten resorbirt werden und zahlreiche rothe Punkte zeige
diese Substantia intermedia gehe allmälig in eine röthliche , knorpelharte Masse über, in der Knochenpunk
auftreten. Dieser Prozess schreite nach Aussen fort, so dass der Knorpel endlich ganz darin untergehe, u
die Vereinigung der Fraktur sey damit gegeben. * j
Br o die nimmt 3 Perioden bei der Heilung der Brüche an, wovon die beiden ersten der Bildung i
provisorischen Callus entsprechen, ohne dass er die Bruchenden selbst Antheil nehmen lässt; die letzte umfa;
die Verbindung beider Bruchenden selbst durch Knochensubstanz, während der provisorische Callus nach u
nach verschwindet. » j
Im Jahr 1S36 machte Friedr. Mi es eher (De inflammatione ossium eorumque anatome generi #
Berolini 1836) über den vorliegenden Gegenstand neue Untersuchungen bekannt. Er gibt (auf Seite 141 u fi
142) nach denselben folgende Darstellung des Prozesses: In
Der Callus bildet sich, wie bei jeder Heilung per primam intentionem, durch eine exsudative Entzündu i
aller durch die Fraktur verletzten Theile, der knöcherne Callus aber verdankt seinen Ursprung einer Exsudati
von Seiten des Knochens. — Die Entzündung tritt erst in den Weichtheilen , Periost, Zellgewebe, iMuslt |
auf; sie alle schwellen an, werden hart, verwachsen unter einander und schliessen die Bruchstelle gleichsn
in eine , hinreichend feste , Kapsel ein. Die entzündliche Exsudation gibt sich am reichlichsten kund auf 1 1(]
innern Oberfläche dieser Kapsel, wo eine röthliche, halbflüssige Substanz sich erzeugt, welche allmälig Festig
keit und Gefässe und nicht selten das Ansehen von Granulationen (Caruuculai) bekommt. Aus dem Markgewc r;
sprosst durch gleichzeitige Entzündung an der Bruchstelle eine weiche, röthliche Substanz, welche die Brn
ränder überzieht, mit dem Exsudat der Weichtheile verschmilzt und so die Substantia intermedia darstcjij
Dieses ganze, von den entzündeten Weichtheilen gelieferte, Exsudat wandelt sich in ein zeilig-fibröses Gew« ;f|
um und füllt die Zwischenräume zwischen den Fragmenten aus, während Muskeln, Zellgewebe und Periost
mälig in den normalen Zustand zurückkehren. — Jetzt wird der Knochen selbst von der Entzündung ergril
und zwar zuerst an den Stellen, wo der Blutzufluss und die Ernährung ungestört geblieben ist, d. h. auf
ö
issern Oberfläclie des Knochens da, wo das Periost vom Knochen nicht losgerissen wurde, auf der innern
berfläche dagegen da, wo die Gefässe des Marks und des Knochens noch unter einander Zusammenhängen,
ier wird eine weissröthliche , durchscheinende, gallertartige Flüssigkeit ausgeschwitzt, die sich von dem Ex-
idat der entzündeten Weichlheile nicht unterscheidet. Diese wird durch neugebildete Gefässe in ihr allmälig
i organisirtem Gewebe, und während sie auf der einen Seite an Menge zunimmt, wandelt sie sich auf der
idern, und zwar vorerst da, wo sie mit dem Knochen in Verbindung steht, in Knorpel- und Knochensubstanz
n. So wird die Markröhre zunächst der Fraktur durch neugebildete Knochenmasse verschlossen, und ausser-
*lb schreitet diese Masse allmälig und von beiden Bruchenden gegen die Bruchstelle hin fort, überragt die
ltblöste Oberfläche der Bruchränder und wächst, je unter Umständen, entweder im ganzen Umfang oder nur
ellenweise von beiden Seiten zusammen. — Diess ist die Bildung des ersten Callus (Provisorischer Gallus
ich Dupuytren).
Während dessen wächst die vorher entblöste Oberfläche des Knochens mit der aus den Weichtheilen
ad dem hervorragenden Theil des früheren Callus selbst gebildeten Kapsel, die Bruchränder aber mit der
ubstantia intermedia zusammen. Dadurch wird ein Säftezufluss hergestellt, und es tritt auch hier die Bildung
an Knochensubstanz, d. h. die Bildung des zweiten Callus, auf (Definitiver Callus nach Dupuytren),
on allen den genannten Stellen her also wächst neue Knochenmasse hervor und schreitet gegen einander
irt; die Substantia intermedia, die indessen ligamentose Struktur angenommen hat, wird weggetrieben , und
) kommen sie endlich von allen Seiten zusammen. Es bildet sich demnach der Callus aus der Knochensub-
anz, welche von beiden Bruchendeu allenthalben zunächst der Fraktur zum Vorschein kommt, und ganz auf
ieselbe Weise, wie der ursprüngliche Knochen, erreicht er allmälig seine Vollendung. Dann stellt er einen
heil des Knochens selbst dar und verwächst mit demselben zuletzt so in Eines, dass man oft selbst unter
cm Mikroskop nicht im Stand ist, zu unterscheiden, was dem Callus, was dem alten Knochen angehört.
Obgleich seit Miescher noch Mehrere mit Bearbeitung desselben Gegenstandes aufgetreten sind, so
at sich doch Miesch er ’s Ansicht wenigstens in Deutschland am meisten Anhänger erhalten. — Mit ihr
timmt im Wesentlichen auch Rokitansky überein (vergl. sein „Handbuch der patholog. Anatomie, Wien
S44“, Band I. Seite 154 und folgende).
P. Flourens, dessen Ansicht — eine Reproduction der a’ten Du Hamerschen — noch am meisten
ufmerksamkeit auf sich gelenkt hat, kommt in seinem Werk: „Recherches sur le de'veloppement des os et
es denls. Paris 1842/’ bei Gelegenheit der Bildung neuer Knochensubstanz auf die in derselben Weise zu
fände kommende Heilung der gebrochenen Knochen zu sprechen und sieht in dem sog. provisorischen Callus
ur ein Produkt aus den zerrissenen Gefässen des Perjosts oder der benachbarten Weichtheile; er nimmt kei-
en Bruch an ohne Zerreissung des Periosts oder selbst der benachbarten Theile, wodurch Erguss von Lymphe,
on Blut gegeben sey, die hernach verhärten. Der eigentliche Callus entsteht nach seiner Ansicht durch Ver-
nöcherung eines Theils des Periosts. Aeusseres und inneres Periost machen eine Reihe von Umwandlungen
urch, indem es, anfangs häutig, sofort in einen fasrig-gallertigen Zustand übergeht, nachher zu Knorpel und
ulctzt zu Knochen wird.
Die Art und Weise, -wie sich Lebert (Physiologie pathologique. Paris 1845. Tome II. 435 — 477)
her den Heilungsprozess der Knochenbrüche ausspricht, konnte nicht geeignet seyn, seiner Ansicht viele An-
änger zu verschaffen. Er lässt, soviel ich aus seiner nicht ganz klaren Darstellung entnehmen konnte, das
en Callus bildende Exsudat an den beiden Endpunkten des Callus an beiden Fragmenten entstehen und den
’allus von Aussen nach Innen zwischen die Bruchenden hineindringen und mit der Markhaut verwachsen; er
rkenut keinen in der Markhöhle sich bildenden Callus an.
B. Hei ne ’s Versuche bedaure ich nur aus den wenigen Notizen in der „Zeitschrift für rationelle Me-
lizin von Heule und Pfeufer“ Jahrgang 2. Seite 219 zu keimen, da mir die Origiualabhandlung nicht zu
iebot stand.
i
!
I.
Darstellung des Heilungsprozesses gebrochener Knochen nach eigenen
Untersuchungen.
Darstellung des Hei- Die erste anatomische Veränderung, welche sich im Gefolge eines Knochenbruchs einstellt, ist de
lungsprozesses nach Erguss von Blut zwischen und in die benachbarten Gewebtheile. Die allgemeinen Decken zeigen sich darui
eigenen Untersu- mejir jjaj(j Weniger in ihrer Farbe verändert, je nach der Art des Bruches, der Art und Dauer der Ge
chungen. walt, welche eingewirkt hatte. Nicht selten haben sie entweder durch letztere selbst in verschiedenem Gra
in ihrer Continuität Veränderungen erlitten, die bald oberflächlich bleiben, bald tiefer greifen, oder ist eine
oder das andere der Bruchenden von Innen nach Aussen verschieden weit, selbst bis unter die allgemeine
Decken vorgedrängt, die sogar noch von ihnen durchbrochen werden können, wodurch dann das Bruchend
frei zu Tag kommt. — Unter den allgemeinen Decken findet sich gewöhnlich in verschiedener Menge und Aus
dehnung Blutextravasat. In gleicher Weise trifft man auch zwischen den Muskeln Bluterguss; die oberfläcb
liehen oder tieferen Muskelparthieen oft zerrissen und gleichfalls von Extravasat durchdrungen. Die Beinhai
zeigt sich bald unverletzt, bald ist sie zerrissen, letzteres namentlich bei Schiefbrüchen und Splitterbrüclieii
wie sie namentlich in Knochen älterer Individuen Vorkommen. Sie ist bald in grösserer, bald geringerer Aus
aehnung von unterliegenden Knochen losgetrennt was sowohl an beiden Bruchenden als an den verschiedene
Stellen eines und desselben Bruchendes verschieden ist. Unter der Beinhaut, die anfangs keine Veränderun
zeigt , erscheint der Knochen auf jene verschiedene Weise gebrochen , welche Veranlassung zu der bekannte
Unterscheidung von Querbruch, Schiefbruch, Splitterbruch u. s. w. gibt. Die von der Beinhaut entblöste Obei
fläche der Bruchenden ist glatt, glänzend, röthlich- oder gelblich -weiss; die Bruchränder zeigen dasselbe Vei
halten, wie man es künstlich noch am mazerirten Knochen hervorrufen kann, sie erscheinen uneben, zackig
oft in scharfe Spitzen auslaufend; ihre Farbe ist nicht verschieden von der an gesunden Parthieen. Zwische
den Bruchenden ist, je nach der Qualität des Bruchs, ein bald grösserer, bald kleinerer Zwischenraum zu treffer
der mit einer zusammenhängenden, zähen, gallertigen Masse von rotlier Farbe ausgefüllt ist, die sich nich
anders wie ein gewöhnliches Blutcoagulum präsentirt. Diese Masse ist in verschiedener Quantität anzutreflen
oft drängt sie die losgetrenute und nur lose um die Bruchenden herumgelegte Beinhaut vom Knochen weg un
bildet so einen an den Bruchenden leicht klebenden Ueberzug derselben. Oefters ist aber keine Spur eint
solchen blutiggefärbten, einem Coagulum ähnlichen, Masse zu finden, und man erkennt beim Durchschnitt dt
beiden Bruchenden durchaus keine fremdartige, dazwischengelagerte Substanz zwischen den Bruchenden, son
dem die Markhöhle ist durchweg mit gesundem, keine Abweichung vom normalen zeigenden Marke angefüll
So findet man die Sache besonders bei Querbrüchen, die ohne oder mit sehr geringer Verschiebung einher
gehen. Anders verhält es sich allerdings in der Regel bei grösserer Dislokation der Bruchenden, wo jene ei
Avähnte Substanz häufiger, wenn auch nicht regelmässig, sich findet und daneben die Marksubstanz, besonder
in der Nähe der Bruchenden, da und dort blutig tingirt erscheint. Ist der Knochen in Splitter gegangen, s!
finden sich diese an verschiedenen Stellen und sind entweder noch in Zusammenhang mit der Beinhaut, ode
sie sind gänzlich aus der Verbindung mit derselben gelöst und werden tlieils gleichwohl in ihrer normale
i
7
age fixirt, tlieils werden sie im Augenblick der einwirkenden Gewalt durch diese aus ihrer Lage bald da —
dd dorthin verdrängt und an dieser neuen Stelle erhalten. So finden sich solche Splitter bald zwischen Bein-
lut und Bruchenden, bald zwischen die Bruchenden hineinragend, bald tief in die Markhöhle hineingetrieben
s. w., wo sie sich auf verschiedene, unten weiter anzugebende Weise ferner verhalten. '
Bald — und diess schon in den ersten 48 Stundeu — tritt eine neue Reihe von Erscheinungen auf.
5 erfolgt allinälig eine oft bedeutende Anschwellung des betreffenden Glieds, welche einerseits durch das
lutextravasat hervorgerufen wird, das tlieils der den Bruch selbst veranlassenden äussern Gewalt, tlieils wohl
ich öfters den hervorgetriebenen und selbst wieder zu Zerreissungen Gelegenheit gebenden scharfen Knochen-
iden und -splittern seine Entstehung verdankt; andererseits aber wird eine Yolunisvergrösserung des Tlieils durch
e sofort im Gefolge der angegebenen Umstände auftretende Entzündung bedingt. Das Glied fühlt sich jetzt
ärter an; die allgemeinen Decken darüber zeigen verschiedene Färbung (rotli, violett, blau, grün, gelb),
uter denselben findet sich oft eine klebrige, durchsichtige, gelbliche Flüssigkeit, die auch zwischen Faszien
nd Muskeln erscheint, wo zugleich das ergossene Blut jetzt verschiedene Farbveränderungen zeigt; die Mus-
elu selbst sind härter. Die wichtigsten Erscheinungen jedoch geben sich jetzt in der Beinhaut kund. Die-
*lbe röthet sich, wird dicker, aufgelockert, und zwar der Tlieil der Beinhaut, welcher vom Knochen losgelöst
t, docli so, dass sich diese Veränderung noch eine kleine Strecke weit über die Stelle hinaus erstreckt, wo
so Knochen und Beinhaut noch in gegenseitiger Berührung geblieben sind. Zu gleicher Zeit zeigt sich die
mze Innenfläche der losgelösten, so veränderten Beinhaut mit einer gelblichen, klebrigen Flüssigkeit beschla-
en, die sich hauptsächlich in dem Winkel am leichtesten finden lässt, welcher durch den entblösten Knochen
ld die hier von ihm abgelöste Beinhaut gebildet wird. Hier gerade ist auch die Stelle, wo sich am frühesten
iderweitige Veränderungen zeigen.
In dieser Ecke nämlich sieht man schon in den ersten Tagen nach der Fraktur die Exsudatschichte
*n Knochen eine kleine Strecke weit als eine gallertige, selbst knorplige Masse überziehen, unter welcher
•r Knochen durchaus keine Veränderung bemerken lässt. Dieser blauröthliche Ueberzug haftet einerseits am
nochen, während er auf der andern Seite mit der Beinhaut fest zusammenhängt. Bald zeigt er entschieden
mrpelartige l’onsistenz, und obschon dem blossen Auge keine weitere Veränderung auflallt, so fühlt man
>ch jetzt schon beim Ablösen der ziemlich fest am Knochen haftenden Masse denselben merklich rauh; doch
sst sich unschwer die glatte Oberfläche des Knochens darunter durch leichtes Darüberstreichen mit dem
esserrücken hersteilen. So findet es sich zuweilen schon am zweiten Tag nach der Fraktur. — In sehr
uzer Zeit wird jetzt auch dem freien Auge eine Veränderung sichtbar. Da, wo sich der Knochen rauh ge-
igt hatte, erscheint ein dünner Anflug einer kreideartigen Masse von röthlich - weisser Farbe, die beim Ein-
ocknen des Präparates nicht, Avie die übrigen den Knochen umgebenden, TJieile verschrumpft , sondern
irch die Aveisse Farbe und die Erhebung über die Oberfläche des Knochens erst recht deutlich Avird. Die
dd an Dicke zunehmende Auflagerung zeigt nunmehr die Eigenschaften einer neugebildeten Knocheusubstanz:
3 hat den grössten Durchmesser in einiger Entfernung von dem envähnten Winkel ZAvischen Beinhaut und
uochen und nimmt Avieder ab gegen die Bruchstelle hin, Avoselbst sie bald bis an die Bruchränder hervor-
icht, bald aber in grösserer oder kleinerer Entfernung davon aufhört. — Es verdient immerhin Berücksich-
tig, dass diese Auflagerung neuer Knocheusubstanz nicht an beiden Fragmenten gleich ist, sondern dass
eselbe zuerst und am meisten entAvickelt an dem obern Bruchstück auftritt, Avährend an dem untern oft
»cli keine Spur sichtbar ist. Während diess hier zunächst dem Knochen geschieht, hat auf der ganzen innern
fite der Beinhaut jener klebrige Beschlag allmälig gallertige Consistenz angenommen und zeigt, Avährend
eichzeitiger Zunahme an Dicke, auf dem Durchschnitt bald eine glänzende, bläulich- oder röthlich - Aveisse,
irchscheinende Fläche; sie erscheint immer fester, bis sie die Consistenz eines Aveichen Knorpels erreicht
it, von Avelchem sie sich bald in keiner Weise mehr unterscheiden lässt. An der ganzen Innenfläche der
Sgetrennten Beinhaut hatte sich bei jungen Tauben innerhalb 8 Tagen der erwähnte knorplige Ueberzug ge-
ldet, der somit von einem Knochen zum andern überspringt, und, da diess im ganzen Umfang des Bruches
:schieht, dadurch eine Kapsel bildet, in deren Höhle die Bruchenden unverändert hineinragen, nur überzogen
in jener rothen Substanz, die, Avenn sie vorhanden ist, den Raum ZAvischen den beiden Bruchenden oder
8
auch noch zwischen diesen einerseits und der Kapsel andererseits ausfüllt. Je weniger Dislocation der Brucl
enden vorhanden ist, je weniger Zerreissung der Beinhaut u. s. f., desto gleichmässiger geht dieser Proze:
vor sich. — Diese knorplige Kapsel nimmt ziemlich rasch an Masse zu und ihre Wandung erreicht da, w
sie den grössten Durchmesser besitzt, durchschnittlich nicht den Durchmesser des gebrochenen Knochens selbs
Das Glied hat jetzt bereits wieder einige Festigkeit erlangt. — Ist, was sehr gewöhnlich bei altern Knöchel
der Bruch gesplittert, so erleidet das angegebene Verhalten wenig Abänderung. Hängt nämlich der vom übr
gen Knochen losgerissene Splitter noch mit der Beinhaut zusammen, so findet mau das organisirte, kuorpl
gewordene Exsudat um und unter demselben; ist der Splitter durchaus frei, weder mit dem Knochen not
der Beinhaut mehr im Zusammenhang, so wird er gleichfalls und nach allen Richtungen von der neugebildett
Masse umschlossen, und diese durchläuft, hiedurch ungestört, die weiteren, nunmehr anzugebenden, Yeränd
rungen. — Die oben erwähnte Verknöcherung schreitet nun, während gleichzeitig die knorplige Kapsel not
fortwährend an Umfang zunimmt, mehr oder weniger gleichmässig fort, und zwar in der Weise, dass an di
den Bruchenden zugekehrteu Seite der Kapsel zuerst eine, nicht geradlinig und scharf abgegränzte, in di
Hauptsache aber parallel der Beinhaut und gegen diese hin fortschreitende Lage von neugebildeter Knöchel
Substanz auftritt, welche in Farbe und Consistenz die verschiedensten Uebergangsformen zwischen Knorpel ui
Knochen zeigt und bald mehr bald weniger weit gegen die Beinhaut hin Vorsprünge zeigt. Diese Yorsprüng
endigen mit einer gegen die Beinhaut gekehrten Spitze, während ihre Basis mit der innern, schon knöchernt
Wandung der Kapsel verschmolzen ist; sie entsprechen auch genau einer Reihe von verwaschenen, dunklt
Linien, welche, wie an dem einen Präparat deutlicher, an dem andern weniger ausgesprochen zu erkennen is
durch die knorplige Kapsel hindurch von dem innern Umfang nach der Beinhaut zu verlaufen.
Die auf die angegebene Weise vorrückende Verknöcherung hat bald — bei jungen Tauben nach etv
14 — IS Tagen — die Beinhaut an allen Stellen erreicht und die Bruchenden sind jetzt von einer solide
neugebildeten Knochenmasse wie in einer Kapsel eingeschlossen. Die Bruchränder zeigen sich darin not
immer unverändert.
Der jetzt gänzlich verknöcherte Callus zeigt auf dem Durchschnitt ein gleichmässiges Aussehen; er i
in Farbe und Härte der Kreide nicht unähnlich und mit feinen Markkanälchen durchzogen. Wenn auch nie
in allen Fällen eine gewisse Regelmässigkeit in der Anordnung dieser letzteren nachweisbar ist, so ist eii
solche doch in vielen Fällen nicht zu verkennen, wo diese Kanälchen deutlich von der Beinhaut gegen d
Bruchstelle hin, also senkrecht durch den Callus, verlaufen. — Auf seiner Oberllüche zeigt der Callus ve
schiedene Erhabenheiten und Vertiefungen, welche sämmtlich von der Reinhaut überkleidet werden. Die:
letztere erscheint noch etwas verdickt und leichter zerreisslich , als im normalen Zustand; sie lässt sich iibi
dem Callus leichter ablösen als da, wo sie mit dem alten Knochen in Berührung geblieben ist. Der Calli
zeigt sich unter ihr rauh auf seiner Oberfläche und leicht rölhlich gefärbt.
Während dieser ganzen Zeit hat auch in den Weich theilen eine Veränderung stattgefunden; die Ai
Schwellung derselben hat allmälig abgenommen, der Bluterguss ist mehr und mehr verschwunden, die allgi
meinen Decken haben nach und nach ihre gewöhnliche Färbung und Consistenz wieder erlangt und der no
male Zustand stellt sich immer mehr her; sie bieten für die weiteren Schicksale der Fraktur kaum met
Interesse.
Anders verhält es sich mit dem Zustand der Markhöhle; die Erscheinungen daselbst sind von Wichtig
keil. Um dieselbe Zeit etwa, wo sich auf der äussern Fläche der Bruchenden jene, wie wir gesehen, ziemlk
rasch auf einander folgenden Veränderungen zeigen, treten ganz entsprechende auch in der Markhöhle au
Auch hier auf der innern, der Markhöhle zugekehrten, Seite der Bruchenden erscheint zwar nicht in alle:
aber doch bei weitem den meisten Fällen ringförmig eine Exsudatablagerung, welche dasselbe Verhalten zeig
wie die die Bruchenden aussen umschliessende Kapsel, doch mit dem Unterschied, dass die Umwandlung i
Knochensubstanz in diesem sog. innern Callus ungleich rascher vor sich geht. Derselbe erscheint am obei
wie am untern Bruchstück. Diese innere neugebildete Knochenniasse ist übrigens ihrer Menge und Ausdehnim
nach verschieden; sie erstreckt sich bald so weit gegen das Gelenkende des Knochens, wie die ausserhal
abgelagerte Schichte, bald bleibt sie auf nur geringe Entfernung von den Bruchrändern beschränkt. Sie i
9
unächst den Bruchrändern am dicksten und verdünnt sich nach der entgegengesetzten Seite entweder allmälig,
der, nachdem sie durchweg fast gleiche Dicke gezeigt, hört sie oft mit einem rasch der innern Seite des
nochens sich nähernden und fast rechtwinklig auf ihn treffenden Rand auf. Was auf der andern Seite ihr
erhalten an den Bruchrändern anbelangt, so zeigt sie auch hierin kein constantes Verhältniss, was mit der
egenseitigen Lage der Bruchendeu und deren Beschaffenheit selbst (ob glatt oder gesplittert u. s. w.) zusam-
lenzuhängen scheint. Es zeigt sich nämlich das einemal — und diess vorzugsweise bei reinen Ouerbriichen
- die Knochenneubildung bis an den Bruchrand sich erstreckend und endigt hier in einer Ebene mit ihm;
is andremal — und diess mehr bei Verschiebung der Bruchenden und unebenen Bruchrändern — erreicht
e die letzteren nicht und hört in grösserer oder geringerer Entfernung davon auf, so dass hier also die
nere Seite der Bruchenden unverändert und ohne Auflagerung erscheint. — Die neugebildete Ivnochensubstanz
illt so entweder die .Markhöhle vollständig aus, indem sie von allen Seiten in der Mitte zusammentrifft , oder
sst sie einen weiteren oder engeren Kanal zwischen sich. Die gegen das Centrum der Markhöhle liegende
iite dieses innern Callus ist compakt, gleichmässig und glatt abgesehnitten , ohne Hervorragungen und Ver-
dungen, während auf der gegen den Knochen gekehrten Seite oft grössere und kleinere Höhlen diesem Tlieil
hon ein spongiöses Ansehen geben. Zuweilen ist die Masse vom obern und untern Bruchende zusammen-
‘schmolzen, wenn nicht die öfters erwähnte rolhe Zwischensubstanz sich zwischen sie gelegt hat. Den
lum, welchen dieser innere Callus nicht ausfüllt, nimmt normales Mark ein, oder jene blutig gefärbte Sub-
inz, die sich auch zwischen den Bruchenden findet, und deren Analyse an einem andern Orte gegeben wer-
n soll. — Es ist demnach das Lumen der Markhöhle bald, wenn auch verengt, doch offen und die Mark-
bslanz beider Bruchenden in Conlinuität, wo sich nicht die letztgenannte Substanz dazwischengedrängt hat;
Id ist das Lumen verschlossen und dadurch oder durch die erwähnte Substanz eine Scheidewand zwischen
in Marke beider Bruchhälften gegeben.
Nachdem auf die angeführte Art durch Verknöcherung sowohl des Hussein als des innern Callus die Con-
idation der Fraktur erfolgt und das Glied seinen normalen Funktionen wiedergegeben ist, kann damit der
ozess noch nicht als geschlossen angesehen werden, sondern es tritt jetzt ein weiteres und letztes Stadium
•, welches indessen keine bestimmte Gränzen zeigt. Es beginnt nämlich die neue Knochenmasse, welche die
ichenden aussen uinschliesst und welche anfangs, nachdem aller Knorpel verschwunden, gleichmässig dicht,
'ideähnlich ist, allmälig kleine Höhlen zu zeigen, was vorzugsweise um den alten Knochen herum beginnt
1 wieder in derselben Weise, wie die Verknöcherung von Innen nach Aussen fortgeschritten war, so auch
zt, wenn gleich weniger auffallend, fti derselben Ordnung vor sich geht. Diese anfangs nur kleinen Räume
rden immer grösser, bis endlich die ursprünglich solide Masse ein spongiöses, von wenigen dünnen Knochen-
lellen durchzogenes Gewebe darstellt, dessen Räume mit röthlichem Mark ausgefiillt sind, welches indess bei
iben wenigstens bald, nebst dem in der Markhöhle selbst befindlichen Mark, gänzlich verschwindet. Die
•ipherie der Kapsel stellt zuletzt eine dünne, glatte Schaale, ähnlich der Substantia dura spongiöser Knochen,
t dieses weitmaschige Knochengewebe dar. — So durchläuft also diese neugebildete Knochensubstanz die-
sen Veränderungen, wie wir sie in der Entwicklung des normalen Knochens sehen.
Derselbe Vorgang zeigt sich, nur ungleich früher, innerhalb der Bruchenden in der hier theilweise oder
z durch den Callus verschlossenen Markhöhle. Hier beginnt, selbst noch ehe die äussere Kapsel durchweg
Knochen umgewandelt ist, auf gleiche Weise ein Auftreten von immer grösser werdenden Markräumen. Die
1 Centrum zugekehrte Seite des innern Callus widersteht am längsten dieser Umwandlung und bleibt, wäh-
d die dem alten Knochen zugekehrte Seite jene spongiöse Natur angenommen hat, noch am längsten als.
e knöcherne Schaale bestehen, bis endlich nur wenige Reste des innern Callus übrig und die .Mark-
len beider Bruchenden wieder durchgängig geworden sind.
Aber wenn seit geraumer Zeit schon die umgebenden Gewebe keine merkliche Veränderung mehr er-
n hatten (ausser etwa, dass die Beinhaut mehr und mehr ihre normale Beschaffenheit vollständig wieder-
ngt hat) : so zeigt sich jetzt eine solche in auffallendem Grad an den Bruchenden selbst. Die Unterschei-
g zwischen alter und neuer Kuochensubstanz hatte anfangs bei der andern Färbung, dem grossem Glanz,
ie der Längenrichtung der Markkanälchen im alten Knochen durchaus keine Schwierigkeit. — Um die Zeit
2
10
nun, wo die neugebildete Knochensubstanz spongiös wird, doch mitunter viel früher schon und zu einer Zeit
wo der Callus noch lange nicht verknöchert ist, zeigt sich ein ähnliches Schwinden des Gewebes im altei i
Knochen, soweit er von der neuen Auflagerung bedeckt ist; es treten da und dort gleichfalls Höhlungen h
ihm auf, die in ihrer Richtung den .Markkanälen folgen, und nur eine dünne Lamelle behält zuletzt den ur ;
sprünglichen Charakter der Substantia dura bei, und selbst deren Continuität ist häufig durch grössere Maschen n
räume unterbrochen. Da nun unterdessen das Gewebe des neugebildeten Knochens die vollständige Festigkei :
der ausgebildeten Knochensubstanz erreicht hat, so ist nunmehr auf dem Durchschnitt die Gränze zwischen
alter und neuer Knochensubstanz in keiner Weise mehr wahrzunehmen, höchstens dass man etwa an der Ge
stall und Richtung der Markräume noch erkennen kann, welche Theile ursprünglich dem alten Knochen an;
gehörten. 1 b
Die Bruchränder endlich, wenn sie nicht von der neugebildeten Knochensubstanz umschlossen wurden n
erscheinen um diese Zeit meist etwas abgerundet, dann und wann durch knöcherne Stränge mit dem mascliigeif.1
Gewebe des äussern oder innern Callus verbunden. Sie zeigen übrigens noch immer deutlich die Umrisse de «
Zacken und Spitzen, welche sie von Anfang an besassen. ef
Der ganze durch den Callus um den Bruch gebildete knöcherne Ring nimmt, während die genannten
Veränderungen vor sich gehen, mehr und mehr an Umfang ab, so dass nach kürzerer oder längerer Zeit de af
Durchmesser des Knochens an der Stelle, wo sich der Callus befindet, wenig von dem des übrigen abweichlik!
Noch hat eines Punktes Erwähnung zu geschehen , nämlich der Schicksale jener mehrfach erwähnte) s
rothen Substanz zwischen und um die Bruchenden; wenige Worte reichen hin, darüber Auskunft zu geben i»
Diese Substanz, die anfangs gelatinös, blutroth war, wird allmälig fester, dunkler gefärbt, und lässt sich spätei er
wenn sie sich überhaupt vorfindet, noch als fine braune, trockene, ziemlich fest zusammenhängende 3Iasse au In»
dem durchschnittenen Knochen mit Leichtigkeit herausnehmen; von einem organischen Zusammenhang mit deif;
Bruchenden war in den von mir untersuchten Fällen nirgends etwas wahrzunehmen. ijg
Obige Darstellung des Heilungsprozesses gebrochener Knochen per priruam intentionem begreift nm i
aber durchaus nicht alle vorkonnnendeu Fälle; es überwiegt im Gegentheil die Zahl derjenigen Fälle, welch i
mit dem eben geschilderten Hergang in direktem Widerspruch zu stehen scheinen, und welche im Voranstellen r
den noch keine Berücksichtigung fanden.
Da sich uns aber in den folgenden Abschnitten die Nothwendigkeit ergeben wird, diese und keine an au
dere Art der Callusbildung anzunehmen, da wir im weitern Verlauf dieser Abhandlung die Ueberzeugung gen,
winnen werden, dass alle selbst noch so widersprechend scheinenden ‘Fälle von Callusbildung auf diese sic ^
zurückführen lassen, so erschien es zweckmässig, dieselbe voranzustellen, wenn schon die Beweise für di ji
Richtigkeit dieser Aulfassungsweise erst später geliefert werden können. Um indess die Abweichungen von
dieser Art der Callusbildung schärfer herzorzuheben, mag eine kurze Wiederholung des Obigen hier Platz findet
Fassen wir in Kürze nochmals die wesentlichsten Punkte der Callusbildung zusammen, so ergibt sic 3
daraus Folgendes als Typus der Heilung, welchem die schematische Figur 1. Tafel 1. entspricht. Zwische fr
den Bruchenden und der auf verschieden grosse Strecke von ihnen losgelösten Beinhaut tritt allenthalben ei b
Exsudat auf, das allmälig wächst und dadurch die Beinhaut immer mehr erhebt und von den Bruchenden em
fernt. Ohne Zweifel wird durch die nicht auf einmal erfolgende Exsudation die Beiuhaut noch etwas mel i«
vom Knochen losgelöst, als diess im Momente des Bruchs selbst geschah. Das Exsudat durchläuft in kürzt i*
Zeit verschiedene Stadien , es wandelt sich zuerst in Knorpelsubstanz um. Es wird so eine Kapsel gebilde u
in welcher die Bruchenden, ohne selbst irgendwie vorerst Antheil zu nehmen , in mehr oder weniger normal« 1
Richtung gegen einander befestigt werden. — Ebenso tritt, wenn auch nicht in allen Fällen, in der Markhöhts!
eine Exsudation von meist viel geringerer Ausdehnung auf, die indess ungleich rascher die verschiedenen En ti
wicklungsstadien durchläuft. Beide Exsudate, das äussere wie das innere, erstrecken sich auf verschiedei it
Weite gegen die Bruchränder hin, und es bleiben so entweder inneres und äusseres von einander getrent a
wie in den allermeisten Fällen, oder aber fliessen sie zusammen und es erscheint dann der Bruchrand in dt
Exsudat fest eingegossen. *
A ... - 0 iltu - Ü
11
So kann es kommen, dass sämmtliches Exsudat sowohl von der äusseren Seite der Bruchenden, als
ich das aus der Markhöhle des oberen und unteren Fragmentes zusammenfliessen und die Bruchenden in eine
eichmässige Exsudatinasse eingesenkt erscheinen, wie diess in Fig. 6. Taf. 1. der Fall ist (wo indess das
isudat schon durchweg verknöchert ist). Diess kann indess nicht als das gewöhnliche Vorkommen bezeichnet
i erden , sondern meist ist zwischen den Bruchrändern und auf grössere oder geringere Strecke über diese
uaus eine lockere röthliche Substanz zu finden (Fig. 1. g.) — An der Stelle nun, wo Beinhaut und Knochen
■ )ch in Berührung geblieben sind, tritt zuerst die Umwandlung des knorpligen Exsudats in Knochenmasse auf,
i eil dort einerseits die Gefässe der benachbarten Beinhaut rascher die nöthige Menge Afaterial zur weiteren
ntwicklung des Exsudats liefern können, andererseits die Exsudatschichte daselbst geringen Durchmesser he-
tzt (d). Ungünstiger in beiderlei Beziehungen sind die Verhältnisse an den von den Bruchenden weiter eut-
* ;rnten Stellen; die Exsudatschichte ist ungleich dicker und eine Durchdringung derselben in ihrer ganzen
■'icke mit weiterer Exsudatflüssigkeit ist erschwert. Erst dann, wenn, wie in anderen Exsudaten diess zu
eschehen pflegt, Gefässneubildung in dem Exsudat statt gefunden hat, wodurch eine Communication mit den
efässen der Beinhaut eröflnet wird, kann eine Weiterentwicklung des nur bis zur Stufe des Knorpels ent-
ickelten Exsudates eintreten. Wir sehen solche üefässe von der inneren Peripherie der knorpligen Kapsel
i ifangs als zarte, etwas dunklere Streifen (0 gegen die Beinhaut hin verlaufen, wobei sie die letztere anfangs
icht erreichen, aber bald vollständig bis dahin zu verfolgen sind. Um diese Gefässe nun tritt zuerst die
erknöcherung des Exsudats ein, die daran erkennbar ist, dass die genannten Streifen weisse Farbe annehmen,
wie sie sich auch unter dem Messer rauh zeigen. Diese Erscheinung beginnt wieder zuerst an der innern
eripherie der knorpligen Kapsel, woselbst die weisseu Streifen am breitsten sind und bald zu einer dünnen
i äöckrnen Lamelle zusammenfliessen (e), während sie gegen die Beinhaut hin spitz endigen und nur als jene
< rsterwähnten zarten, kaum eine Farbverschiedenheit zeigenden Streifen gegen die Beinhaut sich fortsetzen (f).
iese dünnen knöchernen Streifen fliessen von jener ersten knöchernen Lamelle (e) aus immer mehr zusammen,
:i > dass also die Verknöcherung immer weiter gegen die Beinhaut vorschreitet und zwar im ganzen innern
mfang der Kapsel, bis zuletzt aller Knorpel verschwunden und an seine Stelle Knochensubstanz getreten ist.
4 iese ist anfangs ganz solid, gleiclmiässig und zeigt kaum bemerkbare Markkanälchen, an denen sich die
(eiche Richtung noch erkennen lässt, welche die erwähnten Streifen zeigten, längs deren wir die Verknöche-
jug fortschreiten sahen vergl. Fig. 1. d. Diese Markräume nehmen immer mehr au Umfang zu und werden
ugleich durch Zusammenfliessen von mehreren unregelmässig; der ganze Callus hat endlich ein spongiöses
i ussehen angenommen. Diese Veränderung in dem verknöcherten Callus geht in den einzelnen Theilen des
allus in derselben Reihenfolge vor sich, wie die Verknöcherung desselben. — Weitere Veränderungen, z. B.
i den Bruchenden selbst, interessiren uns hier nicht.
Man findet nun aber häufig Fälle; in welchen das Exsudat auf eine ganz andere Weise die Bruchenden Modifikationen des Hei-
u vereinigen scheint, indem mau hier unförmlich dicken. Wülsten von sehr verschiedenem Umfang an den lungsprozesses.
erschiedenen Stellen begegnet. Fälle dieser Art gehen immer mit bedeutender Verschiebung der Bruchenden
ad damit bedeutender Verkürzung des Glieds einher. Die Taf. 1. gibt in den Fig. 12 — 18 solche Beispiele Verhalten der Callus-
us verschiedenen Stadien der Heilung. Man trifft an solchen Fällen fast regelmässig auf eine eigentümliche
< rerschiedenheit der Substanz, welche den Callus zusammensetzt. Während man an den Stellen, wo der Callus
: ;och mit den Bruchenden zusammenhängt, eine bläulich- oder röthlichweisse Masse von der gewöhnlichen
Cnorpelconsistenz sieht, welche gegen das gegenüberliegende Bruchende zu abgerundet aufhört, erkennt man
wischen je 2 solchen knorpligen Massen von verschiedenen Bruchenden eine mehr gelblich gefärbte, weichere
iubstanz, die indessen ganz allmälig und ohne nachweisbare scharfe Gränze in die vorige übergeht. Die Ver-
ehiedenheit dieser beiden Substanzen erweist sich auch unter dem Mikroskop. Jene erstgenannte, bläulich-
veisse, knorplige Schichte zeigt die gewöhnlichen Knorpelelemente, dagegen die weichere, gelbliche zeigt sich
; ius lauter verwaschenen, spindelförmig aussehenden und dicht an einander gedrängten Elementen zusammen-
gesetzt, die uns später unter ähnlichen Umständen wieder begegnen werden. Durch die beiden, an einander
orbeigeschobenen und ziemlich weit von einander entfernten Bruchenden und die sie verbindenden beider-
eitigen Callusmassen wird eine Höhle begränzt, welche mit der gewöhnlichen lockeren röthlichen Substanz
bildung bei bedeu-
tender Dislokation
der Bruchenden.
12
Verhallen der Callus-
bildung in Gliedern
welche zwei Kno-
chen enthalten.
ausgefüllt ist, ohne dass diese mit den Umgebungen der Höhle irgendwie in Zusammenhang stände. Die gege
diese Höhle gekehrten Stellen der Bruchenden sind glatt, ohne irgend welche Veränderung.
So befremdend diese Fälle auf den ersten Blick erscheinen, so sehr sie mit der seither gegebenen Dar
Stellung im Widerspruch zu stehen scheinen, so weist doch die nähere Untersuchung derselben und die Ver
gleichung mit den Resultaten anderer Versuche zur Genüge nach, dass diese Fälle nur anzusehen sind al
durch besondere Umstände hervorgerufene Modificationen der oben geschilderten Art der Heilung, was in meh
reren dieser Fälle, z. B. Fig. 13, 14, nicht zu verkennen ist, und dass gerade sie keinen Anspruch darau
machen können, als typisch zu gelten. Die Vergleichung dieser Beispiele zeigt, dass sie darin übereiltst immer
dass die Bruchenden mehr oder weniger bedeutend dislocirt sind. Darin ist der Grund zu suchen, warum de
Callus in so unregelmässiger Gestalt und stellenweise bedeutendem Umfang auftritt. Denn einerseits muss be
bedeutender Dislocalion an sich schon die Losreissung der Beinhaut durchschnittlich in grösserer Ausdehnuoi
erfolgen. Sodann ist gerade durch die Dislocation wieder Gelegenheit zu beständig neuen Schädlichkeiten ge
geben, indem dadurch die Bruchenden durchaus ihren Halt verloren haben und bei jeder geringen Veranlassung
desshalb eine Ortsveränderung erleiden müssen. Die entzündliche Exsudation dauert darum bei diesen Brttchei
ohne Zweifel ungleich länger fort. Wird schon durch die Dislocation überhaupt stellenweise für das Exsuda
bedeutender Raum gewonnen, so mag durch die leichte Beweglichkeit der Bruchenden der entzündliche Prozess
sehr in die Länge gezogen und Exsudat auf Exsudat gehäuft werden. Exsudate aber sehen wir auch ander-
wärts in der Art ihrer Organisation durch äussere Verhältnisse wesentlich bestimmt werden. Es kann desshalb
gegen den Schluss nichts eingewendet werden, dass auch hier durch beständige Einwirkung schädlicher Ein-
flüsse, wie Mangel an Ruhe, an den Stellen, wo dieselben am stärksten einwirkten, das Exsudat Verschieden-
heiten zeigen konnte. Während dort, wo immer zuerst Exsudat auftritt und zuerst verknöchert, also an den
Enden des Callus, das Exsudat auch in den vorliegenden Fällen sich so verhielt und dadurch die anfangs ganz
lose Beinhaut eine Strecke weit an die Brechenden heftete, war dadurch ebendaselbst die Bewegung aufge-
hoben uud das Exsudat konnte seine gewöhnliche Entwicklung durchlaufen und sich in Knorpel- und Knochen-
gewebe verwandeln, wogegen an den von den Bruchenden entferntesten Stellen der schädliche Einfluss der
dort fortdauernden Bewegung sich am längsten geltend machte und diess in der Weise, dass das Exsudat auf
der niedersten Organisationsstufe stehen blieb, d. h. in eine faserige Masse sich umwandelte, welche die Grund-
lage des Bindegewebes bildet. Uebrigens mag da und dort ein anderer Umstand mitgewirkt haben, um die
genannte Verschiedenheit des Callus an seinen verschiedenen Stellen zu veranlassen. Ohne Zweifel nämlich
konnte in Fällen dieser Art die Beinhaut nicht immer widerstehen und wurde durch den Andrang der Bruch-
enden zerrissen, wie denn nicht so selten bei derartigen Brüchen eines derselben später noch frei durch den
Callus hervorragend gefunden wird. Dadurch müsste wenigstens die Beweglichkeit der Bruchenden vergrössert
werden, wenn nicht etwa auch von den die Beinhaut umgebenden Weichtheilen ein Exsudat geliefert wurde,
in dessen Eigentliümlichkeit es an sich schon lag, dass es sich in Bindegewebe umgestaltete.
Sey dem, wie ihm wolle, es ist interessant, unter ganz entsprechenden Umständen die sog. künstlichen
Gelenke auftreten zu sehen und wir dürfen vielleicht in den oben gegebenen Verhältnissen die Bedingungen *
und die Anfänge derselben suchen. t
Es war bisher von der Heilung des Knochenbruchs die Rede, sofern dieselbe einen einzigen Knochen
betrifft. Interessant ist nun aber das Verhalten da, wo 2 Röhrenknochen neben einander liegen.
Wirkt eine Gewalt auf ein Glied mit 2 solchen neben einander liegenden Knochen ein, so ist der Erfolg t
von verschiedenen Umständen abhängig: einmal von der Stärke der brechenden Gewalt überhaupt; sodann ta
von der Art und Weise der Gewalt, ob dieselbe direkt auf die Bruchstelle einwirkt, oder nur indirekt und k
entfernt davon; ferner von der Richtung derselben, ob sie also auf die neben einander liegenden Knochen hll
trifft, oder ob sie auf die hinter einander liegenden Knochen einwirkt, so dass dadurch ein Knochen gegen t
den andern getrieben wird u. s. w. — Es zeigt sich darnach ein sehr verschiedenes Verhalten, sowohl was
den Erfund unmittelbar nach der Einwirkung der Gewalt anbelangt, als auch in Bezug auf den weiteren Ver- R;
lauf der Heilung. Was zunächst den ersten Punkt betrifft, so findet man bald nur Einen Knochen gebrochen^
während der andere durchaus unverletzt ist; bald ist der eine gebrochen, der andere nur geknickt; oder
endlich sind beide zugleich gebrochen.
13
Man wäre nun aber sehr im Irrlluun, wenn man glaubte, daraus für alle Fälle das Resultat der Heilung
ach der oben gegebenen Darstellung des Bruchs des einzelnen Knochens a priori schon construiren zu können,
, hne auf gewisse Momente noch Rücksicht zu nehmen , die hier von Wichtigkeit werden. Allerdings sind die
, alle nicht selten, dass die Heilung auch hier ganz nach denselben Regeln vor sich geht, dass beim Bruch
äues Knochens allein dieser durch einen Callus wieder vereinigt wird, ohne dass der andere Knochen irgend-
vie Antlieil nimmt, oder dass selbst, wenn beide Knochen gebrochen sind, jeder Knochen für sich durch einen
abgesonderten Callus eingekapselt wird, ohne dass die beiden Callusmassen sich berühren oder in einander
ibergehen. Wohl häufiger aber sind jene Fälle, die dem Praktiker bekannt genug sind, der wohl die Gefahr
. ennt, welche beim Bruch auch nur des einen von zwei neben einander liegenden Knochen dadurch entsteht, dass
er andere noch unverletzte Knochen ebenfalls in den Krankheitsprozess hereingezogen wird, sofern nämlich
'eide durch eine knöcherne Brücke verbunden und dadurch zum Mindesten in ihrer Beweglichkeit gestört wer-
. en. War nämlich selbst nur der eine Knochen gebrochen, so mag es noch gut gehen, wenn es an der ent-
. prechenden Stelle des andern Knochens mit einer Osteophy tenbildung entweder ringsum oder nur auf der
,.em gebrochenen Knochen zugekehrten Seite sein Bewenden hat, welche ihren Grund darin lindet, dass die
Jeinhaut des unverletzten Knochens Antheil an der Entzündung um die Bruchstelle nimmt. Gar leicht aber
. (ceschieht es, dass von beiden Seiten diese Knochenneubildung zusainmenfliesst und durch eine grössere oder
.kleinere Knochenbrücke beide Knochen an einander lixirt werden. Geschieht diess aber schon, wenn nur Ein
Lnochcn gebrochen ist, so tritt dieser Fall ungleich leichter dann ein, wenn beide zugleich gebrochen sind.
J Im Uebrigeu bedarf es keiner weiteren Beschreibung dieser Fälle, da der Prozess der Callusbildung stets
derselbe bleibt. .Nur Ein Punkt verdient hier noch Berücksichtigung, welcher dem Chirurgen nicht minder
Interesse gewährt, als die oben erwähnte Gefahr des Zusammenwachsens beider Knochen, es betrilft diess das
/erhalten dieser Brüche in Bezug auf Form, Richtung und Länge des Glieds nach der Heilung. Wird nämlich
nucli auf der einen Seite beim Bruch des einen Knochens allein durch den andern unverletzten die Erhaltung
jler Länge und Richtung des Glieds begünstigt, so sind es hinwieder auf der andern Seite die Fälle von Brü-
chen beider Knochen, welche in Bezug auf die genannten drei Punkte am meisten Abweichungen zeigen; sofern
liei ihnen gerade Dislocationen nach allen Richtungen so häufig sind, geben eben diese für die Wiederherstel-
, ung der Brauchbarkeit des Glieds die ungünstigste Prognose.
Es können aber selbst die zwei wesentlich verschiedenen Formen, unter denen wir Knochenbrüche heilen
sehen, nicht als die einzigen, alle Fälle in sich begreifenden angesehen werden; wir begegnen im Gegentheil
— und gerade bei Versuchen über Heilung der Knochenbrüchc an Thieren und besonders Vierfüsslem — so
bedeutenden Abweichungen von dem seither beschriebenen Verhalten, dass manche solcher Fälle auf keine
Weise mit der als typisch hingestellten Art der Heilung der Knochenbrüche vereinbar erscheinen. Die hiebei
tu beobachtenden Erscheinungen Hessen mich vermuthen, dass ich es hier mit Fällen zu thun hatte, in wel-
chen der Gebrauch des Gliedes während der Heilung Veranlassung dazu geworden war, dass der noch in der
Bildung begriffene Callus aufs Neue gebrochen wurde. Diese Fälle forderten mich auf, in einer Reihe von
• besonderen Versuchen das Verhalten des neugebrochenen Callus zu untersuchen. Es dürfte nicht unwillkommen
seyn, dem Seitherigen eine Darstellung dieses letzteren beizufügen.
Der Erfolg ist in solchen Fällen w ieder von verschiedenen Umständen abhängig, und der Satz, dass früher Verhalten des Callus
gebrochen gewesene Knochen an jeder andern Stelle eher wieder brechen als da, wo der erste Bruch sich be- bei Störung der Hei-
. fand, hat durchaus keine so allgemeine Geltung. Bei Versuchen an Tauben und Katzen (denen dieselbe Ex- lun8 durch einen
. tremität zum zweiten Mal erst dann gebrochen wurde, als den übrigen Erfahrungen zufolge jedenfalls schon de„se]j,gQUCfl <UrCh
i lurch den ganzen Callus hindurch Verknöcherung eingetreten seyn musste,) wollte es mir in keinem einzigen
(Fall gelingen, an einer andern als der frühem Bruchstelle Avieder zu brechen, obschon diese Fälle nichts we-
niger als einander ähnlich waren, indem der frühere Callus bald einen sehr dicken Knochenring darstellte,
Jbald äusserlich kaum mehr bemerklich gewesen und nur auf dem Durchschnitt noch zu erkennen war; ebenso
war das Alter des Callus in den verschiedenen Fällen ein sehr verschiedenes, Avie sich schon auf den ersten
(Blick beim Durchschnitt erkennen Hess. Obschon es nun einleuchtend ist, dass bei schiefgeheilten Brüchen
lie meiste Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, dass eine neue Gevvalt an der frühem Bruchstelle neuerdings
2 *
14
breclien muss, so geschieht dasselbe gleichwohl selbst bei solchen Brüchen, die ohne irgend welche Verschie
bung der Bruchenden geheilt waren, wie diess unter Andern bei Fig. 21. Taf. I. offenbar der Fall war.
Was nun die Veränderungen betrifft, welche der neuerfolgte Bruch durch den Callus hervorruft, so sim
sie im Wesentlichen dieselben, die wir an erstmals gebrochenen Knochen fanden. Die Beinhaut wird in grös
serem oder geringerem Umfang wieder vom früheren Callus und selbst über diesen hinaus losgerissen, und ii
gleicher Weise, wie früher, ergiesst sich jetzt wieder Exsudat zwischen sie und zwischen und um die Bruch
enden., das erst knorplig, hernach knöchern wird in der früher angegebenen Weise und nach derselben Ord
nung. Desgleichen kommt oft wieder um und zwischen den Bruchrändern dieselbe röthliche, gallertige Substan;
zum Vorschein. Es ist jederzeit sehr leicht noch zu unterscheiden, was dem älteren, was dem neueren Calluj
angehört; vergleiche die eben genannte Figur, wo sich auch wieder, obwohl in beschränktem Maasse, cii
Callus in der Markhöhle gebildet hat, ausserdem die Figg. 19, 20 und folgende.
Um einerseits das Verhalten dieser Art von doppelten Brüchen selbst deutlicher zu machen, andererseits
aber, um später an einem geeigneteren Orte darauf verweisen zu können, wo das hiebei beobachtete Verhalt«;
von Wichtigkeit werden wird, mag hier die Beschreibung einiger solcher in dem Callus wieder gebrochen«
Knochen Platz finden.
Der Humerus einer jungen Taube war 61 Tage nach dem ersten Bruch wieder gebrochen worden:
12 Tage nachher wurde das Thier getödtet; der Durchschnitt des wieder gebrochenen Knochens ist auf Taf. I
Fig. 21. gezeichnet. Der Knochen ist in seiner Mitte etwas schief durchgebrochen; die Bruchenden sind be-
deutend an einander vorbeigeschoben, so dass dadurch der Knochen um ein Ziemliches verkürzt erscheint, und
ein Zwischenraum von mehreren Linien zwischen den beiden Bruchstücken sich findet. An beiden Beuchenden
erkennt man gegen die Bruchstelle hin ein mit vielen grösseren und kleineren Höhlen durchsätes Knochen-
gewebe auf den alten Knochen aufgelagert, das auf dem Durchschnitt die Farbe, Härte und den Glanz des
alten Knochens zeigt (a und a'). Als Verbindungsmittel zwischen beiden dislocirten Bruchenden legt sich einf
neugebildete Knochenmasse von kreideartigem Ansehen (b) in Begleitung einer bald da bald dort dazwischer
sich eindrängenden knorpligen Masse (c) brückenartig fast querüber. Dazwischen findet sich eine ziemlicl
umfängliche Höhle (d), die mit einer röthlichen .Masse erfüllt ist, welche sich ganz verhält, wie die, sonst oft
zwischen den Bruchenden vorkommende, vielfach erwähnte Substanz. — Jene neue Knochenmasse ist auf den;
altern Callus aber nicht allenthalben aufgelagert, sondern nur an den gegen einander gekehrten Seiten der ar
einander vorbeigeschobcnen Bruchenden (a'), während auf den entgegengesetzten Seiten der beiden Bruchenden
der alte Callus (a) von aller neuen Auflagerung frei ist. Ausserdem findet sich, wie gewöhnlich, auch in des
Markhölile eine Ablagerung neuer Knochensubstanz. — Die genannte neue Knochensubstanz (b) nun zeigt eit:
ganz eigenthfimliches Verhalten, namentlich auf der untern Seite der Figur. Berücksichtigt man die in sd
ungewöhnlicher Form auftretende Verknöcherung und fasst dabei den (freilich in der Figur nicht wieder !
zugebenden) Verlauf der Markkanälchen näher ins Auge, wie derselbe in der neugekildeten Knoohenmasse (b;
sich darstellt , welche aus einer zusammengefalteten nachgiebigen Knochenplatte zu bestehen scheint,
durch welche ganz in derselben queren Richtung die Kanälchen verlaufen, wie A\ir diess zum Theil früh«
schon in ausgesprochenem Grad im Callus fanden (vergl. Fig. 1. d. f. f.'); erwägt man ferner die Be
schaffenheit der Oberfläche des Callus, sofern dieselbe sehr uneben ist durch zerstreute, isolirte, unregelmässige
Stücke neugebildetcr Knochensubstanz, Avelche ringsum von Knorpelsubstanz umschlossen sind und mitunte
genau in eine Lücke der benachbarten, durch Knorpel davon getrennten, übrigen neuen Knochensubstanz zi
passen scheinen, so kann man sich nicht envebren, auf folgende Weise diese so abAveichenden Verhältnisse zi
erklären. Es musste bald nach dem neuen Bruch , der alsbald eine bedeutende Dislocation setzte , auf die ge
wohnliche Weise über den früheren Callus her der neue sich gebildet und bereits theflweise in Knochensubstan;
sich umgewandelt haben, übrigens die Beinhaut auf dem älteren Callus bei a. nicht mit losgerissen Avordei
seyn. Nun musste irgend wrelche neue GeAvalt das Glied getroffen haben, die dünne Schaale von neugebildete
Knochensubstanz aber dadurch von dem einen Bruchende losgelöst, und, da sie noch dünn und nachgiebig wa*
zusammen geknickt worden seyn; dadurch musste auch eine Loslösung derselben von der Beinhaut erfelgei
aber die leeren Räume, die dadurch ZAvisclien ihr und der losgetrennten Knochenplatte entstanden, Avurde
durch neues Exsudat ausgefüllt, das eben jetzt knorplige Natur angenommen hat.
15
Han vergleiche mit diesem Fall einen andern , hei welchem übrigens der Knochen nur einmal künstlich
rebrochen worden war. Es handelt sich gleichfalls um den Humerus einer jungen, vor 11 Tagen gebrochenen
raube, dessen Durchschnitt in Fig. 22. Taf. I. abgebildet ist. Die Aehnlichkeit dieses Falles mit dem vorher-
gehenden ist nicht zu verkennen: Dieselbe bedeutende Verschiebung der Bruchenden, derselbe massenhafte
Callus in demselben Stadium. Aber ein Verhältnis besonderer Art zeichnet diesen Fall aus. — Man erkennt
auf der unteru Seite an beiden Bruchenden dicke Wülste von neugebildeter Knochensubstanz (b), welche in-
dessen in der Mitte nicht zusammenlliessen , sondern durch eine noch nicht verknöcherte Schichte getrennt
werden (c). Vom Bruchrand des obern Fragmentes sieht man nun einen, am Bruchrand selbst noch den
grössten Durchmesser zeigenden, dünnen Streifen von neugcbildeter Knochensubstanz sich in schiefer Richtung
aerabziehen gegen die Mitte des unteren Fragmentes; an beiden Endpunkten ist dieser knöcherne Strang fest
»»geheftet. Nach oben bildet derselbe die Grenze einer Höhle (d), welche die gewöhnlich an solchen Stellen
sich findende lockere Substanz zeigt; nach unten ist dieser Strang gleichfalls scharf abgegränzt und ist zum
»rossten Theil von den vorhin genannten Wülsten (bb) überzogen. — Auf der entgegengesetzten Seite beider
truchenden erkennt man gleichfalls von beiden Gelenkendeu her neuaufgelagerte Knochenmasse, die, je näher
ler Bruchstelle, desto mehr an Durchmesser zunimmt (b'); das obere Fragment zeigt einen ziemlich bedeuten-
len Wulst, doch erreicht derselbe den Bruchrand nicht, sondern eine kleine Strecke des Knochens ist ganz
frei von Callusmasse. Gleichwohl zeigt der Bruchrand eine, wenn auch nur geringe Menge von neuer Knochen-
ubstanz (a'), die besonders hier mehr aus der Markhöhle zu kommen scheint. Sie hat dieselbe Richtung ange-
»ornmen, wie der dünne Knochenstreif (a), der von dem gegenüberliegenden Rand dieses Bruchendes sich in
ler erwähnten schiefen Richtung abwärts zieht. Zwischen beiden ist nur eine enge Spalte, welche die Mark-
»ölile des obern Fragmentes mit der zwischen diesem und dem untern Fragmente entstandenen Höhle verbindet.
)as untere Fragment, welches auf der die Höhle begrenzenden Seite gänzlich frei von aller Knochenauflagerung
st und diess auf eine nicht unbeträchtliche Strecke, zeigt auf der äusseren Seite einen Wulst von Knochen-
ubstanz, der aber nicht die Ausdehnung besitzt, wie die entsprechende Seile des obern Fragmentes. Dagegen
eigt sich am untern Fragment die neue Knochenmasse aus zwei Schichten bestehend, die sich deutlich von
Einander unterscheiden lassen und ungleiche Dicke besitzen. Die dem Knochen zunächst liegende (a") nämlich
st dünn, keilförmig; die Basis des Keils ist gegen den Bruch r and gekehrt, ohne ihn jedoch zu erreichen.
>iese Schichte ist von einer zweiten, ungleich dickeren (b') überdeckt, und zwar in der Art, dass sie zwar
aber an dem Gelenkende des Knochens anfängt, als die unterliegende, dagegen auch früher wieder abgerundet
icgen den Bruchrand hin aufhört, so dass also die unterliegende dünne Schichte darunter hervorragt.
Obschon dieser in sehier Art einzige Fall auf den ersten Blick ein charakteristisches Bild eines provi-
Ewischen und definitiven Callus zu geben scheint, so kann ich doch nicht umhin, bei Zusammenstellung mit
o vielen andern Fällen eine Erklärung dieses Falles zu geben, welche denselben auf die früher geschilderten
iinfacheren Verhältnisse zurückführt.
Der Bruch hatte sieh anfangs fast als reiner Querbruch verhalten; die Beinhaut war auf nur geringe
ntfernung von den Bruehrändern losgetrennt gewesen, jedoch am untern Bruchstück in weiterem Umfang,
s hatte sich auf die gewöhnliche Weise ein aus dem eben genannten Grund wenig umfangreicher Callus ge-
ildet. Die kurze Zeit von 1 1 Tagen vom Augenblick, wo der Knochen gebrochen wurde, bis zu dem Moment,
o wir den Bruch in seiner jetzigen Gestalt sehen, weist darauf hin, dass damals die Festigkeit des in der
eilung begriffenen Bruchs keine grosse gewesen seyn konnte , daher es denn leicht möglich war, dass eine
eue Gewalt den Bruch an derselben Stelle wieder brechen konnte. Eine soiche hatte aber hier gewiss ein-
ewirkt; es wurden aber jetzt die Bruchenden dadurch bedeutend aus ihrer früheren, ziemlich normalen Lage
etrieben und so über einander geschoben, wie wir sie jetzt sehen. Wenn nun aber auch der damals gebildete
lallus an seinen äussersten Insertionspunkten mit den Bruchenden schon sehr fest verbunden war, so besass
r doch nicht Festigkeit genug, um allenthalben der Einwirkung einer äussern Gewalt Widerstand leisten zu
önnen. Daher kam es, dass er zwar vom untern Bruehende losgerissen wurde, aber immerhin noch als Gan-
is; der dünne Knochenstreif (a), der vom obern Bruchrand nach dem untern Fragment schief herabläuft, ist
ben dieser losgerissene Callus, der auf dem jetzt von aller Auflagerung freien, die Höhle begrenzenden Stück
16
des untern ßruchendes auflag. Auf der entgegengesetzten Seite beider Bruchenden (bei a') gestalteten sic
die Verhältnisse ungünstiger. Da der Callus daselbst ohnehin keine grosse Ausdehnung besass, so hätte er h
aller Dehnbarkeit nicht vermocht, das weit vorgetriebenc untere Fragment noch zu bedecken und seinem Ai
drang zu widerstehen, und er musste notlnvendig hier zcrreissen. So kommt es, dass wir am Rand des ober
Fragmentes ein Stück (a') neugebildeter Knochensubstanz finden, welche, wenn wir uns die beiden verschobene
Bruchenden in ihre normale Lage zurückdenken, genau an die unmittelbar auf dem Knochen liegende Schicht
neuer Knochenmasse (a") der entsprechenden Seite des untern Fragmentes passt, während die entgegengesetzt
Seite durch den dünnen Knochenstreifen (a) dann gerade bedeckt würde. — Diess war indess nicht die eil
zige Folge der Einwirkung neuer Gewalt. Wie in andern derartigen Fällen, so wurde auch hier zugleich t
Beinhaut nicht allein von dem schon gebildeten Callus, sondern an den verschiedenen Stellen verschieden we
darüber hinaus noch vom alten Knochen losgerissen und um so mehr, da die Bruchenden nun so bcdeutei
dislocirt wurden. Ohne Zweifel war damit sogar Zerreissung der Beinhaut selbst verbunden. — Der Erfo
der Lostrennung der Beinhaut vom alten Knochen sowohl als vom schon vorhandenen Callus war nun wiedi
der gewöhnliche, schon bekannte: es bildete sich neuerdings ein Callus, aber natürlich entsprechend der grö
seren Loslösung der Beinhaut in grösserem Umfang, als der frühere zeigte; wo der neugebildete Callus de
früheren berührt, zeigt er sich durch eine deutliche, scharfe Gränze von ihm geschieden, wie die Figur zei
Wir sehen den zweiten Callus bereits wieder zu einem grossen Tlieil verknöchert und dem äusseren Call
entsprechend in der Markhöhle des unteren Fragmentes gleichfalls eine, wenn auch geringe, Knochenneubildun
Nicht minder interessant ist ein dritter Fall, der die Tibia einer jungen Katze betrifft und in Fig. 2
gezeichnet ist. Die Tibia samnit der Fibula war vor 38 Tagen etwas über dem untern Dritttheil gebroch
worden; da letztere nichts Besonderes zeigte, so wurde sie auf der Zeichnung weggelassen. Dagegen zei
der Durchschnitt der jetzt unter einem stumpfen Winkel in Heilung begriffenen Tibia folgendes Ausseht
Etwa in der Mitte des obern Bruchstücks erhebt sich vom Gelenkende desselben her allmälig der verknöchei
Callus und zwar ringsum so ziemlich in gleicher Höhe ; seine Oberfläche ist glatt, aus mehr compakter Substa
bestehend. Auf der Seite von a nun, nahe der Bruchstelle, entfernt sich am obern Fragment die Oberfläc
des Callus rascher vom Knochen in einem nach Aussen convexen Bogen, unter welchem die dem Brüchen
selbst zunächst liegende Schichte desselben etwas mehr spongiöses Aussehen hat. In der Höhe des Bruchrand!
hört die Knochensubstanz des Callus mit einem, unregelmässige Hervorragungen und Vertiefungen zeigende
Rande auf. In diesen greift eine Lage von Knorpelsubstanz ein, welche von der Peripherie des Callus od
von der Beinhaut an keilförmig zugespitzt bis unter den Bruchrand dieser Seite sich fortsetzt. Das Mikrosk
wies hier die gewöhnlich im Callusknorpel vorkommenden Knorpelelemente nach. — Diese Knorpelschichte
nach unten in Verbindung oder geht allmälig über in eine andere, dem untern Fragment angehörige, knöcher
Callusschichte, welche gleichfalls einen nach Aussen convexen Bogen, mit glatter, compakter Oberfläche u
darunter wieder spongiöser Substanz, bildet. Der eine, obere Theil dieses Bogens ist gegen die eben genanc
knorplige Schichte gekehrt, seine Fortsetzung gegen den Bruchrand hin aber wird bald ungleichmässig u
spongiös; die andere, gegen Unten gekehrte Seite des Bogens dagegen gränzt gleichfalls wieder an eine ande
knorplige Schichte, welche ein unregelmässiges Dreieck darstellt, dessen Spitze gegen das Bruchende gekehrt i
und dessen Basis von der Beinhaut gebildet wird. Den gegen Unten sehenden Schenkel dieses knorpligen Dreiec
bildet der schmale Schenkel eines andern Dreiecks, dessen Spitze gegen das Gelenkende des unteren Fra
mentes gekehrt ist und das Ende des Callus bezeichnet. Der eine Schenkel dieses wieder aus Knochensubsta
gebildeten dreieckigen Stückes liegt auf dem untern Bruchende auf, der andere wird durch die Beinhaut f:
bildet. — Aehnlich, doch einfacher, zeigen sich die Verhältnisse auf der entgegengesetzten Seite bei b. E
knöcherne Callus erhebt sich hier gleichfalls von dem Gelenkende der beiden Fragmente her, doch mit dt
Unterschied, dass er am unteren erst viel näher der Bruchstelle seinen Anfang nimmt. Aber auch hier a
der Seite von b. bildet der Callus kein ununterbrochenes und gleichmässiges Ganze, sondern es hat sich au
auf dieser Seite eine keilförmig von der Oberfläche des Callus nach den Bruchrändern sich zuspitzende knoi
lige Schichte zwischen den knöchernen Callus gedrängt; doch ist auch hier keine scharfe Gränze zwisch
Knorpel- und Knochensubstanz. Auch hier verliert sich die knorplige Schichte zwischen den beiden Bruchrände
teser Seite. Wie auf der andern Seite ist übrigens auch hier die Oberfläche der knöchernen Schichte glatt,
lehr conipakt, während sie je näher den Bruchenden des Knochens desto spongiöseren Charakter anninimt. —
ie Markhöhle zeigt nun gleichfalls Ablagerung von Knochensubstanz, wodurch dieselbe in der Nähe der
iruchstelle vollständig verschlossen wird. Dabei sind aber bemerkenswerthe Verschiedenheiten der hier vor-
tndigen Knochenneubildung nicht ausser Acht zu lassen. Zunächst den Bruchrändern nämlich, die hier schief
«egen einander treffen, erscheint die Substanz conipakter. Man kann deutlich an dem Ende des obern Frag-
ments eine im Halbkreis gebogene Schichte solcher compakterer Substanz erkennen, welche sich um das in
•ie Markhöhle des obern Bruchstücks hineingetriebene Ende des unteren Fragmentes auf der Seite von a her-
.'.mzulegen scheint und im Verlauf der Markkanälchen auch entschieden dieselbe Richtung erkennen lässt. Die
leiden Enden dieses Bogens gehen allmälig über in die schon erwähnten knorpligen Parthieen auf beiden Sei-
t;n. Die Convexität des Bogens gränzt sich von der übrigen, in der Markhöhle des obern Fragmentes vor-
»andenen , spongiöseres Aussehen zeigenden Knochenschicht deutlich ab, namentlich durch den in ihr dieser
iegung — parallel gehenden Verlauf der Markkanälchen. Im unteren Fragment ist diese Gränze kaum
fahrzunehmen und der Uebergang des Endes jenes Bogens in die übrige Knochenmasse der Markhöhle,
lie in den hier eindringenden Knorpel ein ganz allmäliger. — Sehr bemerkenswert!« für die Deutung dieses
.talles ist endlich noch die Vergleichung der äussern Oberfläche der Bruchstelle. Dieselbe zeigte, entspre-
llend dem grössten Durchmesser des Callus zwei isolirte Knorpelpunkte, die ringsum von Knochensubstanz
inschlossen waren, den einen bei a, den andern bei b; es sind dieselben, die sich auf dem Durchschnitt ein-
.ioder gegenüber zeigen. Ausserdem zeigte sich ein dritter unpaarer Knorpelpunkt, von unregelmässiger Ge-
ialt und gleichfalls geringer Ausdehnung und ebenso allenthalben von Knochensubstanz umschlossen; es ist
jjrselbe, dessen Durchschnitt am untern Fragment auf der Seite von a beschrieben wurde.
Leber die Art, wie dieses auf den ersten Blick so befremdende Verhalten zu deuten ist, kann kaum ein
Iiweifel herrschen, wenn die erwähnten Momente zusannnengefasst werden. Es drängt sich uns die Nothwen-
igkeit auf, hier, wie im vorigen Fall, die Einwirkung einer brechenden Gewalt während der schon vorge-
schrittenen Heilung des Bruches anzunehmen, wozu ohnedem bei einer frei und ohne Verband herumlaufenden
;i atze leicht die Veranlassung sich finden konnte. Der Callus, der an allen Stellen desselben Fragments ziem-
ch gleich weit sich erstreckt hatte, wurde durch die neueinwirkende Gewalt auseinander gerissen, wodurch
ugleich das untere Bruchende in das obere zum Theil hineingetrieben und in seiner jetzigen Lage fixirt wurde,
a der Callus aber bereits verknöchert war und fest an den Bruchenden haftete, so konnte nur da eine
serreissung stattfinden, wo durch die nach Einer Richtung wirkende Gewalt die grösste Zerrung statt hatte
ud es musste daher nur an zwei sich gegenüber liegenden Punkten eine Ruptur des Callus erfolgen, die
■wer verschieden ausfallen musste. Während durch diese ein wirkende Gewalt, deren Richtung noch jetzt
:is der Stellung beider Bruchenden gegen einander ersichtlich ist, der Callus bei b einfach auseinander wich,
ausste bei a zugleich eine Einknickung statttinden, daher die die Bruchstelle des Callus dieser Seite begrän-
imde Oberfläche desselben nach einwärts gebogen und zugleich das Callusbruchstück des untern Fragments
uch uuten zurückgedrängt werden musste, indem es sich theilweise vom Knochen loslöste. Vielleicht fand
ine solche Loslösung des Callus in der nächsten Umgebung der Bruchränder auch an andern Stellen statt ;
keinem Falle war dieselbe von Bedeutung. Zugleich aber mit der Ruptur des Callus musste an dem un-
arn Fragmente auf der Seite von a nothwendig die Beinhaut wieder auf eine weitere Strecke losgerissen
werden. — Von jetzt an begegnet uns wieder Bekanntes. Wir sehen wie gewöhnlich unter der Beinhaut ein
Lxsudat auftreten, das eben jetzt knorpliche Natur angenommen hat; dasselbe hat alle durch den neuen
[iruch entstandenen Zwischenräume ausgefüllt, und wie gewöhnlich hat dasselbe dort, wo die Beinhaut mit
jefim Knochen in Berührung geblieben ist, vom Gelenkende des untern Fragments bei a bereits wieder ange-
amgen , in Verknöcherung überzugehen , daher dort jene keilförmig gestaltete Schichte neuer Knochensub-
anz, die also dem ersten Auftreten von Knochensubstanz in den gewöhnlichen Fällen entspricht. — Da durch
Tpn neuen Bruch auch zwischen den Bruchenden hindurch Zerreissung des innern Callus erfolgte, so ergoss
:ich auch in die dadurch entstandene Spalte das Exsudat, das wir um die Bruchränder zum Theil schon
•iieder verknöchert finden, indem die oben erwähnte , sich bogenförmig um das untere Fragment bei a her-
3
18
Knocltcnnenbildung
nach Resektion.
umlegende, aus compakterer Substanz bestehende Knochenlamelle wohl als bereits verknöcherte Parthie
ses Exsudats anzusehen ist.
Es gewinnt die Deutung der soeben ausführlicher beschriebenen Fälle, wovon die beiden letzteren a
dings nicht absichtlich wiedergebrochen worden waren, noch an Wahrscheinlichkeit, wenn man damit
Figg. 23 und 24 zusammenstellt, welche absichtlich zum zweiten Mal gebrochen wurden, deren nähere
Schreibung aber um so eher unterlassen werden kann, da in den genannten Beispielen, welche Fig. 21.
und 25 abbildet, auf die diese Ansicht begünstigenden Verhältnisse aufmerksam gemacht worden ist. U(
gens sind Fälle, welche den vorangehenden sich anreihen, eben nicht selten, wenn sie auch weniger auj
fällig ihre Entstehung erkennen lassen.
Es ist mir immer auffallend gewesen, dass Miescher’s Darstellung der Callusbldung , welche er
die typische bezeichnet, und in seinen Abbildungen, Taf. I. Fig. X. XI, Taf. II. Fig. II. — V. versinnli
so wenig mit meinen früher, zu Anfang des Iten Abschnittes mitgetheilten Beobachtungen übereinstimmten,
nachdem ich die zuletzt erwähnten Versuche angestellt hatte, wurde es mir deutlich, dass das Verhalten
Callus in den von Mi es eher abgebildeten Fällen nur so erklärt werden kann, dass wir annehmen, es
hier der in der Bildung begriffene Callus noch einmal gebrochen worden. Gerechtfertigt wird diese Mein
durch die Vergleichung seiner Fälle mit dem oben beschriebenen Verhalten des wieder gebrochenen Ca
insbesondere aber mit den 3 soeben ausführlicher beschriebenen Fällen, und noch wahrscheinlicher gern
wird sie, wenn wir berücksichtigen, dass die von ihm beschriebenen Fälle die Extremitäten von Vierfüss
angehen , Avelche vorzugsweise leicht während der Heilung neu einwirkenden mechanischen Gewalten ausges
seyn müssen. Eine bestimmtere Entscheidung hierüber könnte jedoch nur eine genaue histologische Untersuch
der verschiedenen Substanzen geAvähren, welche sich in der Masse des Callus vereinigt finden. Es ist dess
zu bedauern, dass uns eine darauf bezügliche Belehrung fehlt.
Wenn es nun anerkannt ist, dass es oft gerade die indirekten Versuche sind, welche dadurch,
sie auf verschiedenem Weg dasselbe Resultat geAvähren, grossen Werth erlangen, Avelche nicht selten si
allein über eine schwebende Frage vollständigen Aufschluss zu geben im Stande sind: so findet diess s
volle Amvendung auf den Vorgang bei der Heilung der Knochenbrüche, und es überrascht die Uebereins
mung desselben mit dem Prozess der Heilung resezirter Knochen. Obschon gegemvärtig die Resektion der I
dien bereits allenthalben in ihrer Wichtigkeit erkannt ist und für die Zukunft die Erhaltung manches Gli
in Aussicht stellt, Avelches sonst der Amputation anheim gefallen Aväre, so rechtfertigt sich hier gerade di
diese Analogie eine genauere Angabe des Heilungsprozesses resezirter Knochen.
Um Fälle der Knochenneubildung nach Resektionen zu einer solchen Vergleichung benützen zu kön:
machte ich folgende Versuche.
1. Einer jungen Taube wurde auf der rechten und linken Seite aus dem Radius ein etAva y2 Zoll
ges Stück des Knochens resezirt, Avobei der bekannte Grundsatz bei dieser Operation, dass die Beinhaut n
liehst zu schonen und der Knochen erst nach vollständiger Loslösung derselben zu entfernen sey, bef
Avurde; nachdem die Operation vollendet, wurde die Wunde möglichst genau durch blutige Hefte vereir
und die Heilung erfolgte per primam intentionem Am 8ten Tag Avurde die Taube getödtet. Der Radius 1
an der Stelle, avo das Knochenstück entfernt Avorden Avar, einen bedeutenden Wulst erkennen; derselbe ze
sich , nachdem er von der Ulna losgelöst Avar (die keine Spur von Osteophytenbildung erblicken liess) gei
an der Stelle des Wulstes elastisch biegsam. Der Durchschnitt des Präparates, Avelches nach Entfernung
Muskeln auf Taf. I. in der Fig. 11. abgebildet ist, zeigte nun folgendes Aussehen. Der obere Theil, fast
Hälfte des Knochens, Avar erhalten, dagegen war von der untern Hälfte nur ein kleiner Theil zunächst
Gelenke noch geblieben. Der Raum zwischen und um beide resezirte Knochenenden Avar durch eine Subs
von knorpelähnlichem Aussehen und Consistenz ausgefüllt. Dieselbe zeigte sich indess nicht allenthalben gle
mässig in ihrer Masse, sondern es begegnet uns hier dieselbe Verschiedenheit der Exsudatmasse, deren <
schon bei Gelegenheit der Beschreibung der mit Dislocation heilenden Brüche Envähnung geschah,
beiden Seiten des obern Fragmentes nämlich erstreckt sich eine mehr bläulich gefärbte, grössere Consis
zeigende Schicht von gleicher Dicke in Form ZAveier Wülste (a und a') über die Ränder der Resectionss
49
mlich weit hinaus, diese kommen zuletzt gegen einander und jedes endigt daselbst mit einem abgerundeten
ld. Ehe diese zwei Wülste an einander treffen, lassen sie zwischen sich und der Resectionsstelle des Knochens
en Zwischenraum (d), der mit derselben Substanz ausgefüllt ist, wie oft der Raum zwischen und um die Bruch-
derbei Frakturen. Diese Höhle setzt sich längs der einen Seite des obern Fragments fast bis zu der Stelle hinauf fort,
dieser Wulst sich vom Knochen zu erheben beginnt; dieser Raum ist mit derselben Substanz erfüllt, die
1 also hier zwischen den, eine ganz glatte Oberfläche zeigenden Knochen und den knorpligen Wulst (a) als
leidewand gedrängt hat. Eben dieser Wulst (a) zeigt ausserdem noch ein bemerkenswerthes Verhalten. An
1er innern Peripherie, welche den gedachten Zwischenraum begränzt, zieht sich vom Anfang des Wulstes
in die Gegend der Resectionsstelle ein dünner Streifen neugebildeter Knochensubstanz (c) herunter, auf wel-
;n von der Beinhaut her viele zarte Linien in senkrechter Richtung treffen. — Auf der andern Seite liegt
regen der knorplige Wulst (aQ auf dem Knochen auf, soweit dieser reicht. Der Anfang dieses Wulstes
»t sich gleichfalls verknöchert ; und wie auf der andern Seite , so treffen auch hier eine Menge feiner Streifchen
i der äussern Oberfläche des Wulstes senkrecht auf dessen innere Peripherie ; sie sind , je näher der letz-
en, desto deutlicher. — Beide Wülste zeigten in Bezug auf die histologischen Bestandtheile die gleiche Zu-
nmensetzung wie der Knorpel des Callus bei Brüchen; die feinen Streifen, die wir senkrecht beide Wülste
Menge durchsetzen sehen, begegneten uns gleichfalls schon oben, als vom Beginn und Fortschreiten der
•knöcherung des Callus die Rede war; sie erweisen sich als nichts anderes, denn als (ohne Zweifel neuge-
lete) Gefässe, um welche zuerst Verknöcherung auftritt, daher wir die Streifen in den angeführten Fällen,
die Entwicklung weiter vorgeschritten ist, weiss finden, d. h. schon fertige Knochensubstanz um die Gefässe, vergl.
1. — An jene abgerundeten Enden der knorpligen Wülste nun schliesst sich unmittelbar und ohne ganz scharfe
inze eine Substanz (b) an, welche weniger Consistenz und mehr gelbliche Farbe besitzt als jene. Entspre-
nd dieser mit blosem Auge sichtbaren Verschiedenheit zeigte diese Parthie auch unter dem Mikroskop Ab-
icliungen, indem sie sich als eine gelbliche, feinkörnige, mit kurzen, feinen, meist parallelen Streifen ver-
ene Masse zeigte, welche wir früher schon fanden und die wir später als die Grundlage eines Fasergewe-
; wiederfinden werden. — Etwas unter der Mitte , deutlich getrennt von dem knorpligen Wulst (a'), erkennt
n einen vereinzelten Knochenpunkt (e), von dem übrigens dahin gestellt bleiben muss, ob er wirklich als
ürt auftretender Knochenpunkt anzusehen ist, oder ob derselbe nicht ein aus seiner Continuität mit dem
igen Callus durch die Richtung des Schnittes zufällig getrenntes Stück desselben ist. — Die letztgenannte
bliche und weichere Parthie geht nach Unten allmälig wieder in eine consistentere über, die wieder mehr
i Charakter des wahren Knorpels trägt, was auch wieder die mikroskopische Untersuchung nachwies. Es
en in dieselbe zwei nach Oben spitzig aufhörende Knochenstreifen (c) herein, welche von den Seiten des un-
;n Fragmentes über die Resectionsstelle hinaus sich erstrecken. Dieses untere Fragment des Radius hat
e schiefe Richtung gegen das obere; die beiden oben erwähnten Streifen von neuer Knochensubstanz, die
en Oben sich zuspitzend aufhören, haben die Richtung dieses Fragmentes verlassen, und sind beide nach
entgegengesetzten Seite gebogen, um in gerader Richtung gegen das obere Fragment zu verlaufen. — Zu
ähnen ist nun noch, dass hier, wie bei gebrochenen Knochen, eine Ablagerung verknöcherten Exsudates
li in der Markhöhle des obern und des untern Fragmentes stattgefunden hat.
Dieser Fall bietet in mehrfacher Beziehung grosses Interesse. Da bei Vergleichung desselben mit in
Heilung begriffenen, gebrochenen Knochen auf den ersten Blick die Uebereinstimmung beider ins Auge
ingt, so wäre es überflüssig, darauf im Einzelnen noch besonders aufmerksam zu machen. Ich begnüge
ch, noch einen Punkt hervorzulieben, nämlich die gleichfalls oben gefundene Verschiedenheit der den Cal-
constituirenden Substanzen, der eigentlich knorpligen und der mehr gelblich gefärbten, weicheren, die zwi-
en der vorigen eingeschoben ist. Der Grund des Auftretens dieser zweierlei Substanzen scheint in dem
:n geschilderten Fall ein ganz ähnlicher zu seyn, wie der, welchen wir bei jenen Brüchen mit bedeutender
location aufzustellen uns veranlasst sahen, und es scheint eben dieser vorliegende Fall zugleich eine Bestä-
ung für die dort ausgesprochene Ansicht zu enthalten, dass nämlich durch die beständige Bewegung des
Folge der Continuitätstrennung alles Haltes entbehrenden Glieds das Exsudat au den Stellen, welche dieser
lädlichen Einwirkung am meisten ausgesetzt sind, nur eine niedere oder die niederste Organisationsstufe zu
20
erreichen vermag, während es an den minder ungünstigen Stellen sich in Knorpelgewehe umgestalten kam
Da hier die Beinhaut durchweg erhalten blieb, aber durch die Entfernung eines nicht unbeträchtlichen Stii
ckes aus dem Knochen beide Fragmente der Gewalt der daselbst sich inserirenden Muskeln ganz preisgegebe
waren, unerachtet der Radius an der noch unversehrten Ulna eine Stütze hatte, so lässt sich diese Erschei
nung kaum anders erklären, als dass wir annehmen, dass in diesem Fall eben unter dem Einfluss wiederhol
ter Bewegung diese Verschiedenheit der Organisation eines und desselben Exsudates entstand. Aus der Riet
tung des unteren Fragmentes und der dünnen, in Verknöcherung übergegangenen Lamellen des demselben an
gehörigen Callus ergibt sich zur Genüge, dass längere Bewegung dieses unteren Fragmentes wirklich vorhau
den gewesen seyn musste.
2. Ein zweiter Versuch wurde gleichfalls an dem Radius einer jungen Taube gemacht.' Die Beinhai
wurde, soweit es möglich war, vom Knochen losgelöst und möglichst vollständig entfernt; ausserdem wurd
an dem einen Radius ein Stück des so entblösten Knochens resezirt, im Uebrigen die Wunde wieder durc
Hefte vereinigt. — r Als am zehnten Tage untersucht wurde, zeigte an den Stellen, wo die Beinhaut entfern
worden war, der Knochen weissere Farbe, aber seine gewöhnliche glatte Oberfläche, welche letztere durchau
in keinem organischen Zusammenhang, aber allenthalben in unmittelbarer Berührung mit den umgebende]
Muskeln stand. Dagegen zeigte sich gegen die Gelenkenden hin, wo die Beinhaut nicht hatte entfernt wrerdei
können, sowohl auf der äussern Oberfläche des Knochens, als auch an den entsprechenden Stellen in de
Markhöhle eine beträchtliche Menge neuer Knochensubstanz aufgelagert, so dass die auf der äusseren Ober
fläche des Knochens befindliche schon von aussen als ziemlich dicker Wulst durchzufühlen war.
II.
Histologische Verfolgung der Callusbildimg.
W enn schon nicht in Abrede zu stellen ist, dass manche der Vorgänge im ihierischen Organismus schon
auf dem Sektionstisch ihre Erledigung finden, wie sich eben oft ganz zufällig Material dazu bielet; so gibt es
loch hinwieder genug andere, welche nur mittelst langer Reihen von Versuchen und in Begleitung genauer mikrosko-
pischer Forschungen sich studiren lassen. Unter die Zahl der letzteren gehört auch das vorliegende Thema,
Jessen bisher zu mangelhafte Bearbeitung in der angegebenen Richtung wohl die Schuld davon trägt, dass die
gewonnenen Resultate so wenig befriedigend ausgefallen sind, ja dass sie, wie sich im weitern Verlauf noch
ergeben wird, in Hauptpunkten geradezu der Natur widersprechen, obschon sie fast von allen Seiten angenom-
nen wurden. — Ich habe mir die Aufgabe gestellt, bei Verfolgung der Callusbildung an einer möglichst gros-
sen Zahl von gebrochenen Knochen durch die verschiedensten Stadien stets das Mikroskop zu Rath zu ziehen
nid durch anderweitige dahin einschlagende Versuche die Resultate zu sichern.
Die Erfolge dieser Untersuchungen wurden tlieils oben bereits gegeben, soweit schon ohne Beihülfe op-
ischer Instrumente ein Blick in derartige Vorgänge gestattet ist, theils sollen sie im Folgenden dargelegt wer-
len, unterstüzt durch eine Reihe von Zeichnungen, die ich möglichst getreu der Natur nachzubilden mich be-
strebt habe. Zugleich dürfte es kein geringes Interesse bieten, der Entwicklung eines organisationsfähigen
ixsudats Schritt für Schritt zu folgen und die auf pathologischem Wege zustandkommende Knochenbildung mit
ler normalen zn vergleichen.
Es ist schon oben gezeigt worden , welche Veränderungen im Verlauf der Dauer des Heilungsprozesses
on Knochenbrüchen schon dem blosen Auge sichtbar sind; Avie entzündliche Exsudation in den verschiedenen
[heilen auftritt, Avie nur der Knochen selbst an einer solchen keinen Antheil zu nehmen scheint, wie man denn
mch — um es hier zum Voraus zu sagen — unter dem Mikroskop selbst keine Veränderung von irgend Avel-
liem Belang in demselben naclnveisen kann. Die folgende Untersuchung hat einerseits darauf Bedacht zu neh-
iien, Avelches die Veränderungen sind, Avelchc die normalen Gewebe selbst in dieser ganzen Zeit erleiden,
ndrerseits die Umwandlungen des Exsudats nachzuAveisen , wie es sich an den A'erscliiedenen Stellen gestaltet.
Wie, schon laut der früheren Darstellung der Veränderungen in Folge einer Fraktur, die Weichtheile Veränderungen in den
usserhalb der Beinhaut verhältnissmässig weniger betlieiligt erscheinen, wie sie , -zwar anfangs gesclmollen,
onsistenter, doch bald Avieder in den normalen Zustand zurückkehren; so weist auch die Untersuchung mit
iülfe des Mikroskops verhältnissmässig unbedeutende Veränderungen daselbst nach. Man erkennt kurze Zeit
iacli der Fraktur in dem extra vasirteai Blut zwischen den Theilen die geAVölmlichen Fibringerinnungen, grosse
lengen von mehr oder Aveniger veränderten Blutkörperchen, desgleichen Fetttropfen von den verschiedensten Grössen,
iclit selten zertrümmerte Muskelfasern, und endlich an verschiedenen Stellen eigenthündiche, bald grössere bald
leinere, blasse Kugeln, Avelche einen verschiedenen Inhalt zeigen; entweder nämlich sind darin in verscliiede-
er Menge kleinere und grössere, mit einem ziemlich breiten, dunkeln Rand versehene und in der Mitte einen
ehr lichten Punkt umschliessende Bläschen enthalten, die sich in keiner Weise von Fetttropfen unterscheiden
tssen; oder es sind in diesen Kugeln bald einzeln, bald in -mehrfacher Anzahl deutliche Blutkörperchen einge-
3 *
Weichtheilen bis zum
Auftreten des den
Gallus bildenden Ex-
sudats.
22
Organisation des den
Callus bildenden Ex-
sudats in Knorpel und
Knochen.
schlossen: — kurz es sind jene Formen von pathologischen Elementen, die man unter dem Namen Entzündung?
kugeln oder Exsudatkugeln zusammenfasst, und deren welche auf Taf. II. in Fig. 1. gezeichnet sine
Je längere Zeit seit der Fraktur verflossen ist, um so mehr treten diese zurück und verschwinden endlich samm
dem flüssig gebliebenen Tlieil des Exsudats wieder ganz, während die betreffenden Theile auch die für da
unbewaffnete Auge und das Gefühl wahrnehmbaren Abweichungen vom Normalzustand mehr und mehr wiede
verlieren. Anderweitige Veränderungen konnte ich bei der, zwar häufig, doch nicht mit gleicher Consequen
wie bei der Beinhaut verfolgten Entwicklung des Exsudats in den Weichtheilen ausserhalb der Beinhaut nich
finden; ob und wie sich das Exsudat daselbst etwa höher organisirt, muss ich desshalb dahin gestellt seyi
lassen, da die Verfolgung desselben an diesen Stellen zu unwesentlich erscheint, um zu weitläufigeren Unter
suchungen aufzufordern.
Wenn nun aber im Folgenden die mikroskopische Analyse der Elemente des Exsudats zwischen Beinhau
und Knochen von seinem ersten Auftreten an bis zur vollendeten Verknöcherung gegeben wird, so kann au
eine vollständige Angabe der Erfunde an den einzelnen Stellen der Präparate aus den verschiedenen Zeiträu
men hier wenigstens darum Verzicht geleistet werden, weil an einem und demselben Präparat sowohl, als ai
solchen aus den verschiedensten Perioden frühere und spätere Entwicklungsstadien des Exsudats Vorkommen
was zu beständigen Wiederholungen führen müsste, ohne das Verständnis des Prozesses wesentlich zu fördern
Die Ordnung, in welcher das Exsudat seine Metamorphosen erleidet, wurde zum Theil in dem früheren Ab
schnitte schon angegeben, soweit dies schon mit blosem Auge erkennbar ist; indem daselbst gezeigt wurdfl
dass an der Innenfläche des Callus zuerst Verknöcherung auftritt, und von hier aus nach Aussen fori
schreitet. Diese Reihenfolge wird sich auch im Verlauf der folgenden Darstellung ferner erweisen. — Ic
ziehe vor, überhaupt die Entwicklung des in Folge der Fraktur gesetzten Exsudats vom ersten Anfang an b
zu dem Zeitpunkt zu schildern , wo in der neugebildeten Knochensubstanz keine weiteren Veränderungen mel
sichtbar sind. Uebrigens muss bei dieser Schilderung der Entwicklung, wie sich dieselbe nach vielfachen Unte
suchungen auf einander folgend darstellt, zum Voraus darauf aufmerksam gemacht werden, dass keineswefi
überall alle sofort zu erwähnenden Stufen in gleich ausgesprochenem Grad vorhanden sind, sondern dass o
eine oder die andere Stufe übersprungen zu werden scheint. Es scheint in Bezug auf solche Verschiedenhe
des Verhaltens sowohl Zeit als Ort in der Art von Einfluss zu seyn, dass da, wo die Umwandlung am rasch»
sten vor sich geht, die einzelnen Stadien nicht immer so scharf ausgeprägt sind, und selbst einzelne ganz z
fehlen scheinen. An den Stellen, wo zuerst die Organisation des Exsudats auftritt und am ehesten ihre Voll
endung erreicht hat und daher (wie wir diess an der öfters besprochenen Stelle sehen, wo die Beinhaut noc
mit dem Knochen zusammenhängt) schon sehr frühe Verknöcherung sich findet, ist auch die Ausbildung all»
einzelnen Stufen der Organisation keine so vollständige, als diess später der Fall ist. Die am schönsten au:
gebildeten Formen von Knorpelzellen z. B. , deren später näher erwähnt werden wird, waren an den Stelle
des Callus besonders zu finden, wo unter der Beinhaut die letzten Reste von Knorpel der Verknöcherung not
nicht anheimgefallen waren, woran vielleicht das vermöge des allmälig erloschenen Exsudationsprozesses wen
ger reichlich gelieferte Material die Schuld trägt, wodurch langsamere, aber vollständigere Ausbildung der eii|
zelnen Entwicklungsstufen des Exsudats möglich wurde.
Das entzündliche Exsudat zwischen Beinhaut und Knochen erscheint bald nach seinem ersten Entsteh»
unter dem Mikroskop als eine undeutlich feinkörnige Masse von leicht gelblicher Färbung, indess ohne alle b
stimmte Formelemente, ausser den sehr zahlreich vorhandenen, allenthalben eingestreuten Fetttröpfchen v»
jeder Grösse. Allmälig jedoch werden in dieser Grundmasse bestimmte Formelemente sichtbar; es zeigen si>
nämlich, gemischt mit Fetttröpfchen, zerstreute, kleine, unregelmässig rundliche Körperchen, welche sich duM
dunkler gefärbte Umrisse von der umgebenden Grundmasse abgränzen. Dieselben zeigen sich in ihrem Innei
nicht gleichförmig, sondern, von einem hellen Hof umgeben, befindet sich darin noch ein kleiner Kern, der si
entweder als ein verwaschener dunkler Fleck oder als ein solcher mit einem lichten Punkt in der Mitte da)
stellt; dieser Kern liegt bald in der Mitte, bald am Rand. — Häufig lassen sich diese Körperchen isolirt
der dem Präparat zugesetzten Flüssigkeit schwimmend erkennen. Sie sind auf Taf. II. in Fig. 6. gezeichn|
sowie auf der untern Seite der Fig. 10., woran sich sofort die Figg. 7. und 8. anschliessen und die übrig |
23
arthieen, von Fig. 10. Was die Grösse derselben anbelangt, so zeigen sie sich bedeutend kleiner als Blutkör-
erchen, wie sich aus der Vergleichung der Fig. 6. mit den kleineren Exemplaren von Fig. 1. ergibt.
Aus der Verfolgung der Entwicklung des Exsudats ergibt sich, dass diese Körper als die Kerne der
iinftigen Knorpelzellen anzusehen sind. Für ihre Bedeutung als Kerne spricht noch der Umstand, dass sie
ei Zusatz von Essigsäure in keiner Weise verändert werden.
Diese Kerne scheinen nicht aus einer homogenen Substanz gebildet, sondern hohl zu seyn: es ist dies
enigstens aus der Verschiedenheit ihres Verhaltens zu schliessen, indem man häufig alle Kerne durchsichtig,
•harl'begränzt, und mit deutlichen Kernkörpern versehen antrifft, wie eben in den genannten Figuren, während
e in andern Fällen in ihrem Innern eine grössere oder geringere Menge einer granulirten Substanz zeigen,
>rgl. Taf. II. Fig. 9. und Fig. 11., durch welche der Kernkörper mehr oder weniger verdeckt wird, so dass
: erst in späterer Entwicklung, wenn der Kern lichter geworden ist, zum Vorschein kommt, vergl. Taf. II.
ig. 14. Uebrigens lassen sich keineswegs in allen Kernen, auch wenn diese vollkommen durchsichtig sind,
ernkörper erkennen, vergleiche Taf. III. Fig. 1.
Nach und nach sieht man diese Kerne immer häufiger werden und zugleich an Umfang zunehmen, sowie
e auch allmälig an Schärfe der Umrisse gewinnen. Mit der Zunahme derselben an Grösse treten zugleich
je Fetttröpfchen mehr zurück, so dass man bald durch das ganze Objekt kaum noch hie und da ein Fett-
> üpfcheu erkennt, wogegen bald die ganze Masse fast nur aus jenen Kernen zu bestehen scheint und die
vischen diesen einzelnen liegende Zwischensubstanz mehr in den Hintergrund tritt, wie auf Taf. II. Fig. 12.
Ind 13.
Bald aber, und selbst oft noch ehe die genannten ersten Formelemente durch schärfere Umrisse von
nrer Umgebung sich abgränzen, bemerkt man um sie einen etwas lichteren, ziemlich breiten Hof, welcher sicli
Jach Aussen mit einer verhältnissmässig scharfen Linie gegen einen dunklen Streif abgränzt, der sich mit
t?rwaschenem Bande in die Zwischensubstanz verliert, siehe Taf. II. Fig. 11, 13, dasselbe ist zum Theil schon
tei Fig. 10. sichtbar. Wir erkennen hierin das erste sichtbare Auftreten der Knorpelzellen um die vorher ge-
bildeten Kerne und haben den hellen Hof um den Kern als Zellenhöhle zu deuten, deren umgebende Wandung
tan jetzt noch nicht als scharf begränzten Körper erkennen kann. Oefters geschieht es, dass in einem Theii
vnes Präparates die Kerne aus der Zelleuhöhle herausfallen und dann freischwimmend in der Flüssigkeit an-
utreflen sind. Man sieht alsdann nur noch ein Netzwerk, dessen Maschenräume (die leeren Zellenhöhlen) von
3r nicht für sich zu erkennenden Wandung der Zellen und der Interzellularsubstanz umschlossen werden;
{gl. Taf. H., Fig. 14, Taf. II. Fig. 13. (unteres Ende des Präparates), Taf. III. Fig. 1. u. s. w. Allmälig tre-
:n die Zellenhöhlen in härteren Formen hervor und sind alsdann nur noch von einer dunklen Linie umgeben
ind durch dieselbe von der inzwischen heller gewordenen Zwischensubstanz abgegränzt, vergl. besonder^ Fig.
i. auf Taf. III.
Oefters begegnet man Knorpelzellen, welche zwei Kerne enthalten, vergl. Fig. 5. auf Taf. III. ; doch muss
ih es dahin gestellt seyn lassen, ob in solchen Fällen die beiden Kerne ursprünglich der Zelle, in welcher sie
i ch finden, augehören, oder ob wir in diesem Vorkommen eine Andeutung einer Vermehrung der Kuorpelzellen
on sich aus annelunen dürfen.
Während bis dahin keine messbare Dicke der Zellenwandung zu erkennen war, finden wir in der letzten
Entwicklung der Knorpelzelle vor der Verknöcherung eine Wandung von oft sehr beträchtlicher Dicke, welche
lieh durch eine mehr oder weniger scharfe Linie von der Interzellularsubstanz abgränzt. Man findet nämlich
:n einzelnen Präparateii in einer gleichmässigen Substanz vollständige Ringe von unregelmässig rundlicher Form
:nd leicht gelblicher Färbung, welche sowohl nach Aussen als nach Innen durch scharfe Linien begränzt sind
aid einen hellen Raum einschliessen, in welchem bald ein unregelmässiger grauulirter Kern sich findet, bald
licht. Solche Zellen sind auf Taf. III. in Fig. 3. abgebildet. An einzelnen Stellen konnte ich selbst frei-
iihwimmende Zellen erkennen, die sich ganz auf die angegebene Weise verhielten und gleichfalls bald einen
ern enthielten, bald nicht. Zwei solcher isolirter Zellen sind auf Taf. III. Fig. 4. gezeichnet. Wo sich die Kerne
‘och fanden, da erschienen sie selten mehr mit feingranulirten oder glatten Rändern und gleichförmigem Inhalt
m den Kernkörper herum versehen, welcher letztere in den wenigsten Fällen mehr zu unterscheiden war,
24
sondern sie waren unregelmässig gebuchtet, wie geschrumpft, welches Ansehen sofort, wie bald weiter gez*
werden soll, mehr und mehr zuuimmt.
Die letzterwähnte Metamorphose der Knorpelzelle ist indess durchaus kein nothwendiges Moment für
Verknöcherung, indem man häufig auch Knorpelzelleu den Verknöcherungsprozess eingehcn sieht, ohne d
dieselben die beschriebene Verdickung ihrer Wandung erfahren hätten.
Es gehen nämlich die Knorpelelemente nunmehr unmittelbar in Knochenelemente über. Dieser Ueberga
ist jedoch, wie gesagt, keineswegs an ein bestimmtes Entwicklungsstadium der Knorpelzelle gebunden, sondi
kann früher oder später eintreten. Die Bedingungen für ein früheres oder späteres Eintreten lassen sich zi
Theil wenigstens deutlich nachweisen. Man findet die Knorpelzelle, ohne dass sie den zuletzt geschildert
Grad der Ausbildung zeigte, an den Stellen bereits in den Prozess der Verknöcherung übergegangen, wo ei
reichliche Zufuhr von Bildungsmaterial stattfindet. Daher zeigt sich die Knorpelzelle selbst in einem frühe
Stadium schon in der unmittelbaren Umgebung eines Gefässes verknöchert; es erscheint die Verknöchern
des Knorpels in seiner ganzen Masse daher da am frühesten, wo zahlreiche Gefässe vorhanden sind, seyen
ältere, oder neugcbildete, von welchen aus der Knorpel nach allen seinen Richtungen mit einer, zu seiner w
tern Umwandlung das Material liefernden Flüssigkeit durchdrungen wird. So kommt es daher auch, dass i
wohl in der vielbesprochenen Ecke des Callus zwischen Beinhaut und Knochen, wo die Exsudatschichte düi
daher von den alten, hier noch unverletzten Gefässen der Beinhaut aus leicht mit Flüssigkeit zu durchdring
ist, als auch in der gefässreichen Markhöhle so sehr frühe schon Verknöcherung zu finden ist. An den Stell
eines gebrochenen Knochens dagegen, wo vollständige Loslösung der Beinhaut vom Knochen mit Zerreissui
der Gefässe stattfand, also namentlich im ganzen Umfang der Bruchränder, wo ein organisirles Exsudat v<
beträchtlichem Umfang auftritt, (wie eben hier der Callus einen bedeutenden Durchmesser zeigt,) da findet au
viel später erst Verknöcherung statt, womit übrigens zugleich Gefässneubildung angelrofien wird, welci
letztere aber der neuen Metamorphose des knorpligen Exudats ohne Zweifel vorangehen musste. Ein rasehj
Fortschreiten der Verknöcherung an den von den Bruchenden entferntesten Stellen wird aber auch dadun
noch aufgehaltcn, dass mit dem allmäligcn Erlöschen der Entzündung die Lieferung von plastischem Exsudj
fast bis zum physiologischen Niveau herabsinkt. Diess hat dann wohl auch zur Folge , dass die einzeln*
Elemente Zeit finden, ihre höchste Ausbildungsstufe zu erreichen, Avie Avir diess an den letzten Resten vi
Knorpelsubstanz in dem sonst durclnveg verknöcherten Callus fanden. Dasselbe gilt auch für die weiteren Ve
Änderungen der Knorpelzelle, wenn sie in den Verknöchern ngsprozess eiugeht. Hand in Hand mit der längs
meren oder rascheren Verknöcherung geht der Grad der Ausbildung der einzelnen Stadien im Verlauf des Ve
knöcherungsprozesses. Man sucht darum an Stellen, avo die genannten Bedingungen eine rasche EntAvicklui
der Elemente begünstigen , nicht allein vergebens nach jener hohen Ausbildung der Knorpelzelle , sondern ms
findet auch nicht leicht Gelegenheit, die Anfangsstadien des Verknöcherungsprozesses nachzuAveisen, oder übe
haupt in schöner Reihenfolge alle die Formen neben einander zu sehen, welche in den folgenden Abschnitt*
beschrieben Averden. Belege für das hier Ausgesprochene finden sich übrigens auch noch andenvärts und n
mentlich gibt solche die vergleichende Untersuchung verknöchernder Rippenknorpel, Kehlkopfkuorpel des Me
sehen an die Hand, avovoii in den beigegebenen Tafeln Abbildungen aufgenommen sind.
Wir sahen früher, dass nicht allein an den Stellen Verknöcherung auftritt, avo die knorplige Calluska
sei unmittelbar auf dem Knochen aulliegt, sondern auch von demselben entfernt dasselbe stattfindet ; Avir lande
dass diese Verknöcherung immer zuerst an der innern Peripherie des Callus auftritt, selbst Avenn fremdarti;
Substanzen sich ZAvischen Callus und Bruchenden auf eine Aveite Strecke hin eingeschoben haben, z. B. Bh
koagulum, was bei mehreren der vorliegenden Kuochenbrüche und bei Fig. 11. Taf. I. der Fall Avar; es Avur
ferner gezeigt, Avie von der soeben envähnten zuerst verknöcherten, innern Fläche des Callus nach der äusse
Wand desselben, also gegen die Beiiihaut zu, gleichfalls feine Streifen von neugebildeter Knochensubstanz vt
laufen Avelche mit breiter Basis auf der schon verknöcherten, innern Wand des Callus aufsitzen und gegen t
Beinhaut hin allmälig sich zuspitzen und vcrschAvinden, vergleiche die Figg. 3. 4. u. s. av. auf Taf. I. Fass
A\ir diese Punkte ins Auge, so bedürfen wir hier Avenigstens zur Erklärung des Verknöcherungsprozesses nie
jenes von Vogel aufgestelllen Gesetzes der analogen Bildung, und wir anerkennen in dem Verknöcherimgspi
zess nur eine Aveitere EntAvicklungstufe der Knorpelzelle.
25
Die Veränderungen nun, welche mit der Knorpelzelle ferner vor sich gehen bis zur vollendeten Ver-
knöcherung, sind folgende:
Man entdeckt zunächst an der innern Wandung der Membran der Knorpelzelle, und zwar oft nur auf
t Einer Seite der Zellhöhle, eine anfänglich ganz geringe Anzahl von feinen Körnern, welche erst nur mit Mühe
als solche kenntlich sind, wie auf Taf. III. Fig. 7., welche aber bald dunklere Ränder zeigen. Durch das
:| l'eberhandnehmen dieser Körnchenmasse verliert die innere, der Zellhöhle zugekehrte Seite der Zellwandung
i ihren glatten Rand und erscheint nunmehr körnig, während die äussere, wenn sie überhaupt zu unlerscheiden
4 ist, sich noch glatt zeigt. — Die Zellhöhle erscheint durch diesen Beschlag von feinen, dunkeln Körnchen
’j gleichfalls fast schwarz. Indem jetzt auch in der Interzellularsubstanz solche Körnchen auftreten, lässt sich
1 bald äussere und innere Wandung der Zellmembran nicht mehr unterscheiden , und man erkennt nun nur in
'einer dunkeln körnigen Masse noch dunkler gefärbte, mehr oder weniger regelmässige Kreise, welche den
4 Rändern der Zellhöhlen entsprechen, in welchen meist die Kerne noch enthalten sind. Die Fig. 8, welche
I zwar nach einem Präparat aus einem verknöcherten menschlichen Schildknorpel gezeichnet ist, die ich aber
:der vollständigen Uebereinstimmung halber gerne aufnahm, gibt ein treues Bild dieses Stadiums, welches wir
=f in der Fig. 9 (welche nach einem Präparat aus dem äussern Callas einer Taube gezeichnet ist,) bereits et-
J was weiter vorgeschritten finden. Dieser Anfang der Verknöcherung der Knorpelzellen findet sich auch bei
Knochen junger Katzen in dem zwischen Epiphysen und Diaphysen liegenden Knorpel. Der hier beschriebene
; Prozess der Verknöcherung scheint also nicht blos in pathologisch auftretender Verknöcherung zu beobachten
"zu seyn, sondern als allgemein gültiger angenommen werden zu müssen. — Fügt man diesen Präparaten Salz-
Säure zu, so verschwindet die feinkörnige Masse gänzlich, das Objekt wird wieder hell und zeigt dann noch
"'ganz dasselbe Verhalten wie die noch knorpligen Stellen in der Umgebung.
Wie aber bei diesem ersten Stadium schon die Höhle der Zelle es ist, welche die ersten augenfälligen
"Veränderungen zeigt, so treten auch die folgenden Erscheinungen eben dort wieder am frühesten auf. Dicht
‘neben Knorpelzellen, welche das eben geschilderte Verhalten zeigen, erkennt man die Zellhöhlen nicht mehr
4 mit einem feinkörnigen Beschlag ausgekleidet, sondern an der Stelle der feinen Körnchen sieht man jetzt
“•grössere, unregelmässig gestaltete Körner (Fig. 9. Taf. III.), welche an Zahl bedeutend geringer, gleichfalls
'sehr dunkle Ränder zeigen und bei verschiedener Einstellung des Mikroskops gestreift, wie aus über einander
'gelegten Platten zusammengesetzt erscheinen und überhaupt viele Aehnlichkeit in ihrem optischen Verhalten
"'mit den kleinen Krystallen zeigen, welche in kalkhaltigem Wasser so oft durch ihre Gegenwart lästig fallen.
‘(Vergl. Taf. IV. Fig. 1.) Diese Ablagerung im Umfang der Zellhöhlung, welche, A\ie sich aus dem Angeführten
^ergibt, nothwendig schon eine Verengerung dieser Höhle bewerkstelligen muss, kann anfangs bestehen, ohne
"dass die ZAvischen den einzelnen Zellhöhlen befindlichen Substanzbrücken irgend Avelchen Antheil nehmen. So
'kommt es denn, dass man am Verknöcherungsrand des Knorpels oft vollständige Ringe findet (Taf. V. Fig. 2.),
'welche eine Höhle umgeben und aus lauter an einander gereihten Körnern gebildet sind. — Dieselben Ver-
wunderungen, A\ie in den Zellhöhlen, sieht man nun auch bald in der ganzen Masse auftreten, Avelche ZAvischen
"den einzelnen Zellhöhlen liegt. Auch hier sind an die Stelle der feinkörnigen Masse Avenigere, aber grössere
Körner getreten, Avelche sich von den in den Zellhöhlen vorfindigen in Vichts unterscheiden. Mit dem Auftreten
Solcher grösserer Körner durch das ganze Objekt wird dasselbe Avieder heller und durchsichtiger, als diess
"'zuvor aa ährend der Ablagerung jener vielen feinen Körnerder Fall Avar. Vergl. Fig, 9. Taf. III., Fig. 1. Taf. IV.
Aber schon jetzt nimmt eine Erscheinung unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, Avelche sich in der Folge
Ammer deutlicher charakterisirt und Avesentlichen Einfluss auf die spätere Gestaltung der Objekte erlangt. Es
^sind nämlich die eben erwähnten unregelmässigen Körner nicht in der Art fest an einander gedrängt, dass sie
'"Eine Masse bildeten, sondern die einzelnen erscheinen, Avenn auch nicht nach allen Seiten, von einander ge-
'Vrennt; es entstehen also, zudem begünstigt durch die unregelmässige Form der Körner, allenthalben ZAvischen-
^räume, Avelche sich häufig ZAvischen den einzelnen Körnern hindurch als zusammenhängend unter einander
'Verfolgen lassen. Zunächst und am augenfälligsten Avieder zeigen sich diese ZAvischenräume im Umfang der
“4zellhölile , avo, Avie Avir sahen, zuerst die Körner ringsum als Auskleidung der Zellhöhle erscheinen. Durch-
schnitte zeigen hier einen Ring von Körnern , Avelche meist eine abgerundet viereckige Gestalt besitzen,
4
26
welche aber einander nicht unmittelbar berühren, sondern sehr deutlich einen Zwischenraum zwischen sic!
lassen; man erkennt so im ganzen Umfang der höhle von dieser aus zwischen den Körnern je nach der vei
schiedeneu Einstellung des Mikroskops dunkle oder lichte Linien, welche radial nach allen Richtungen hi;
verlaufen und von den dunkeln scharfen Konturen der Körner begränzt werden. Da sich aus dem Folgende]
ergeben wird, dass dieselben nichts anderes seyen, als die Anfänge der im ausgebildeten Knochen als Ca na
liculi chalicophori von J. Müller bezeichneten Kanälchen, so sollen sie fortan der Kürze halber al
Kanälchen bezeichnet werden.
Diese Verhältnisse sind auf den beiliegenden Tafeln wiedergegeben. Fig. 7, 8 und 9. Taf. III. zeigt nebei
einander erst die feinkörnige Ablagerung iu die Höhle der Knorpelzelle, sowie auch die Uebergangsform zu dei
nächsten Figuren, indem schon in Fig. 9. grössere Körner an die Stelle der vielen kleineren getreten sine
In ausgesprochenerem Grade aber zeigt das Betreffende die Fig. 1. auf Taf. IV., wo sich bereits durch da!
ganze Objekt der zuletzt beschriebene Bau zeigt. Man erkennt um die Zellhöhlen noch jene Ringe von Kör
Hern, zwischen welchen Körnern Kanälchen gegen die Interzellularsubstanz hinziehen, welche letztere abe
gleichfalls schon mit Körnern derselben Art sich durchsäet zeigt. Zugleich gibt diese Figur einen Beleg fiii
den oben ausgesprochenen Satz, dass die Reihenfolge in der Verknöcherung des Knorpels nicht immer di<
angegebene ist, oder dass Avenigstens, auf was oben im Allgemeinen hingewiesen Avurde, nicht überall all«
Stufen so deutlich ausgeprägt sind, wie sie in dieser Darstellung der EntAvicklungsgeschichte gegeben Averdei
muss; deim man erkennt, Avährend die eine Seite des Präparats noch Knorpel zeigt, die andere bereits in den
Verknöcherungsprozess begriffen, aa eiche indessen, mit Ueberspringung des ersten, gleich das ZAveite der ge|
schilderten Stadien zeigt. Aehuliche Belege geben ferner Taf. UI. Fig. 6., Taf. IV. Fig. 3.
In der Folge sieht mau nun auf den ersten Blick schon das Bild verändert; das ganze Objekt erscheini
heller, Aveil die vorenvähnten Körner ihre breiten dunklen Ränder meist verloren haben ; die Körner erscheinet!
bald auch grösser und es hat den Anschein, als Avären manche derselben zusammengeflossen; kaum lasset!
sich noch einzelne Körner isolirt und scharf begränzt unterscheiden; eben so wenig gelingt es jetzt noch zi
erkennen, Avas der einen, Avas der andern Zelle angehört; jener Ring um die Zellhöhle ist nicht mehr zi
unterscheiden. Auch hier sind es aber Avieder die Kanälchen, Avelche gleich ins Auge fallen. Traten dieselbei
auch bisher aa eiliger deutlich henor, so bedarf es doch jetzt nur eines oberflächlichen Blickes, um sie alt
solche zu erkennen. Nach allen Richtungen hin entdeckt man solche Kanälchen verlaufend, aber meist nut
auf eine kurze Strecke lässt sich das einzelne verfolgen und verliert sich dann in eine venvischte, dunkli
Linie, die sich in den verschiedensten Krümmungen fortsetzt und an einer andern Stelle Avieder als deutliche;
Kanälchen zum Vorschein kommt. Bei verschiedener Einstellung des Mikroskops sieht man, Avie eigentlicl
sämmtliche Kanälchen gleich einem NetZAverk unter einander Zusammenhängen, in der Nähe der Höhlen abe:
sämmtlich die Richtung gegen diese hin nehmen und in diese einmünden. Die Fig. 2. auf Taf. IV., Avelcln
einem in Verknöcherung begriffenen menschlichen Rippenknorpel entnommen und genau nachgebildet ist, is
bestimmt, das Angegebene deutlicher zu machen.
Von hier aus ist nur ein kleiner Schritt zu dem Stadium, das in Fig. 4. Taf. IV. gezeichnet ist. Imme:
mehr scheint die [zAvischen den einzelnen Zellhöhlen befindliche Körnermasse in Eines zusammengeflossen zi
seyn, nirgends erkenut man mehr einzelne Körner ; damit haben aber hier die Kanälchen an Anzahl bedeuten«
abgenommen und zeigen zugleich eine bestimmtere Richtung gegen die Zellhöhle hin. Wo sich nämlich solch«
Kanälchen finden, da verlaufen sie in der Hauptrichtung sämmtlich gegen das Centrum der Höhle hin ; sie sin«
dabei auf bedeutend längere Strecke hin deutlich sichtbar, als diess früher der Fall Avar, und ihr frühere
sehr geschlängelter Verlauf ist mehr gestreckt geworden. Verfolgt man die einzelnen Kanälchen Aveiter, s«
findet man sie häufig nicht einfach, sondern sie spalten sich in mehrere, nach verschiedenen Richtungen ver
laufende, namentlich aber entdeckt man auch jetzt noch, wie die einzelnen Kanälchen, welche von benachbarte]
Höhlen kommen, ununterbrochen in einander übergehen. — Die Zellhöhlen zeigen jetzt ebenfalls ein Aeränderte
Aussehen: statt dass sie seither der runden Form mehr oder Aveniger nahe kamen, höchstens Avährend de
zuletzt geschilderten’Sludien durch die ringförmig um sie gelagerten Körner an den Wandungen uneben ge
Avorden AAareu, zeigen sie jetzt entschieden eckige Formen. Diese Ecken aber gehen unmittelbar über in di
erwähnten Kanälchen, Avelche trichterförmig sich enveiternd in die Zellhöhle einmünden. — Zugleich aber mit diese
27
i estaltveränderimg hat sich auch die Zellhöhle verengt, während in gleichem Maasse die zwischen den
•inzeluen Zellhöhleu befindlichen Substanzbrücken an Durchmesser zugenommen haben.
Um diese Zeit gelingt es zuweilen, die auf die angeführte Weise in den Verknöcherungsprozess einge-
langenen ehemaligen Knorpelzellen isolirt und bald mehr bald weniger vollständig erhalten zu bekommen,
•ig. 3. auf Taf. IV., aus einem menschlichen Schildknorpel, zeigt am Verkuöcherungsrand mehrere solche
ierknöcherte Knorpelzellen nur an wenigen Stellen unter einander zusammenhängend. Fig. 5. gibt mehrere
eispiele von vollständig isolirten Knochenzellen. Fig. 5 a. zeigt in ausgesprochenem Grad jenes Stadium, wo
Inerst zwischen grösseren, noch die dunklen Ränder zeigenden Körnern die Anfänge der Kalkkanälchen zu
rkennen sind, deren Lumen sich im Grund der Höhle in Form kleiner heller Ringe darstellt. Dasselbe zeigt
ig. 5 b., welche einem weiteren Stadium angehörig, obwohl nur Bruchstück, gleichwohl mit der bisherigen
ichilderung übereinstimmt. Ebenso findet auf die Figg. 5 c. und d. das bisher Gesagte mit wenigen unwe-
intlichen Abweichungen seine Anwendung.
Aehnliche isolirte Knochenzellen aus verschiedenen Stadien, nebst grösseren und kleineren Haufen unter
juander zusammenhängender, fand ich im Verlaufe dieser Untersuchungen auch in einem Exsudat auf der
leien Oberfläche der Araclmoidea eines Menschen. — Ich ergreife diese Gelegenheit zu bemerken, dass von
L*n mancherlei Verknöcherungen, welche man pathologischerweise in den verschiedensten Geweben antrifft
lud welche man gegenwärtig gewohnt ist, als Vermengung der Gewebtheile mit in unorganischer Form ab-
gelagerten Kalksalzen anzusehen, viele wohl wirkliche Knochenbildung in der einfachen Form vereinzelter oder
truppenweise gestellter Knochenzellen dürften erkennen lassen, wenn auch zwischen denselben entschieden
iaorganisirte Ablagerungen sich vorzufinden scheinen. Ich werde hiezu veranlasst durch das Resultat ver-
Fhiedener Untersuchungen über solche Verknöcherung, insbesondere z. B. an Verknöcherung in der Schilddrüse,
labe jedoch bis jetzt zu wenig Material hierüber sanuneln können , als dass ich mich bestinnnter aussprechen
Her ein allgemeines Gesetz hierüber aufstellen möchte. Ich behalte mir desswegen vor, bei einer späteren
Ielegenheit diesen Punkt auf's Neue zu besprechen * 1 * 3).
1) Anmerkung. Eine auffallende Aehnlichkeit zeigen diese Formen mit einer Art von Zellen, welche ich mich früher
i bei Untersuchung pllanzlicher Objekte in den Früchten verschiedener Pyrusarlen gefunden zu haben erinnerte und
welche ich der interessanten Parallele wegen hier aufnehme. Die harten Körner nämlich, welche im Fleisch solcher
Früchte oft zu grösseren Massen vereinigt sind, bestehen aus lauter dickwandigen Zellen ohne eine bestimmte Form,
I deren einige in Fig. 6. Taf. IV. abgebildet sind. Auch hier finden sich dieselben dicken Wandungen, welche eine
unregelmässige Höhle umschliessen, deren Zacken in feine, oft wieder verästelte, Kanälchen auslaufen, die nach allen
Richtungen hin gegen die Peripherie ausstrahlen. Obgleich die hier gezeichneten Zellen grösser sind als die der Fig. 5.
u. s. w., so ist diese Abweichung in der Grösse doch keineswegs bei allen zu linden, und man sieht neben einander
eben sowohl Zellen , welche gegen die Fig. 5. an Grösse zurückstehen, als auch solche , welche noch grösser als die
in Fig. 6. gezeichneten sind. Selbst in Bezug auf Anordnung stimmen diese Pflanzenzellen um so vollständiger mit
den obigen Formen überein, als auch hier die Kanälchen zweier benachbarter Zellen fast regelmässig auf einander
treffen, wovon eben eine der beigefügten Figuren ein Beispiel gibt. Der einzige Unterschied zwischen diesen so
3 ähnlichen Formen, der indessen erst nicht allenthalben so scharf wie in der Figur hervortritt, wäre etwa der, dass bei
diesen pflanzlichen Zellen die Zahl der Kanälchen eine grössere ist, und dass bei den letzteren alle Verhältnisse viel
schärfer und typischer ausgesprochen sind.
Die Vergleichung von Vielen derselben wies aber auch in der Entwicklungsgeschichte eine merkwürdige Ueber-
einstimmung nach. Wie wir oben erst eine runde Höhle und verhältnissmässig dünne Wandungen fanden, welche
letztere sich auf Kosten der Höhle mehr und mehr verdicken , wie wir zugleich die Höhle unregelmässig und ausge-
zackt werden sehen, so begegnet uns dasselbe auch bei diesen Pflanzenzellen.
Das natürlich ganz abweichende chemische Verhalten dieser Zellen geht uns hier nichts an.
r* Die Pflanzenanatomie lehrt uns in den beschriebenen Zellen Zellen mit sog. Tüpfelkanälen erkennen. Da wir
>» nun in der Entwicklung der Knochenelemente und der genannten Zellen, sowie in dem ausgebildeten Zustand beider
g die vollständigste Analogie antreffen, so dürfen wir kein Bedenken tragen, die sog. Kalkkanälchen der Knochen als
Tüpfelkanäle anzusprechen, welche die Reste der Höhlen benachbarter Zellen (die sog. Knochenkörperchen) unter
ä einander verbinden, wenn auch vielleicht eine Abweichung in der Analogie sich darin heraussteilen könnte, dass in
* den pflanzlichen Zellen die ursprünglichen Zellwandungen immer noch als Scheidewände zu den Tüpfelkanälen anzu—
Ü1 treffen sind, während diese in dem Verknöcherungsprozess untergegangen zu seyn scheinen.
cl
28
Theorie der Knochen-
elemente.
Die Veränderungen nun, denen wir im ferneren Verlauf der Verknöcherung noch begegnen, sind folgend
"Während das ganze Objekt mehr und mehr hell wird, indem die zwischen den einzelnen Zellhöhlen befindlich
Substanzbrücken immer gleichmässiger und compakter werden, findet man die Zellhöhlen immer mehr von ibj
frühem rundlichen Form sich entfernend; sie nehmen immer unregelmässigere und tiefer ausgezackte Gesti
an, verlieren aber zugleich immer mehr an Grösse, so dass das Verhältnis des Durchmessers der Höhlen
dem der zwischen ihnen befindlichen Masse, das anfangs bei den Höhlen bedeutend Uberwiegte, sich je
gerade umgekehrt hat. Gleichzeitig damit gränzen sich die Ränder der Höhlen immer schärfer ab und ti
teu auch die trichterförmigen Einmündungsstellen der Kanälchen schärfer hervor. Wir sehen darin jetzt d£
was man Knochenkörperchen zu nennen übereingekommen ist. Die Kanälchen selbst treten gleichfa
deutlicher hervor und mau findet noch wue früher häufige Anastomosen mit von benachbarten Höhlen herkoi
menden Kanälchen; nicht selten findet man ihre Durchschnitte als zerstreute kleine Ringe in der sog. FIj|
linsubstanz und kann auch deren Ursprung in den Höhlen (den Knochenkörperchen) deutlich in ähnlicher b
stalt erkennen.
Ist dieses Stadium der Ausbildung erreicht, so zeigt sich keine wesentliche Veränderung mehr im Objel
Selten mag es um diese Zeit noch gelingen, eine Gränze zwischen den einzelnen ursprünglichen Zell
zu unterscheiden. Doch ist es interessant, wie selbst in diesem letzten Stadium noch wenigstens in Eim
Falle regelmässig und in ausgezeichnetem Grade eine Trennung derselben sich zeigt, nämlich in den Thi«
zähnen. Die Figur 4. Taf. V. gibt dieses Verhalten wieder, das sich an der Stelle findet, wo Cäment u
Schmelz an einander gränzen. Was wir oben auf Taf. IV. in Fig. 5 a. b. c. d. aus einem früheren Stadii
sahen, das finden wir hier wieder, nachdem die Verknöcherung die letzte Stufe erreicht Fiat, die sie überhai
erreichen kann, und wir müssen die in dem vorliegenden Präparat wenigstens zum grössten Tlieil isolirt
rundlichen Körper als dieselben Formen anerkennen, d. h. als eigentliche Knochenzellen.
:c.
Um ohne Unterbrechung die wesentlichsten Punkte hervorheben zu können, welche bei der Umwandlu
der Knorpelzelle bis zum Stadium der vollendeten Verknöcherung von Interesse sind, musste in dem Seitherig
die Verfolgung der Schicksale der Kerne der Knorpelzellen ausgeschlossen bleiben. Die Veränderungen, Avek
sich in dieser ganzen Zeit an denselben erkennen lassen, können in wenigen Worten zusammengefasst werdtl
obschon keineswegs in allen Fällen dieselben gleich sind. Während man nämlich auf der einen Seite sch
im
frühe, selbst ehe der erste Anfang der Verknöcherung zu erkennen ist, die Kerne der Knorpelzellen in eim
lei
1
Zustand findet, der keinen Zweifel darüber lässt, dass dieselben beginnen sich zuriickzubildeii uud zu v<
schrumpfen, (wofür die Fig. 3. Taf. III. ein Beispiel gibt,) erkennt man auf der andern Seite an einzeln
Präparaten die Kerne der Knorpelzellen selbst bis zum letzten Stadium der Verknöcherung noch. Belege au
hiefür enthalten mehrere der schon genannten Figuren.
Insoweit ich nach meinen gelegentlich gemachten Beobachtungen, nicht consequent in dieser Riclitu
durchgeführten Untersuchungen, zu Schlüssen berechtigt bin, scheint auch diese Verschiedenheit des Vorkommt
äl
!»[
von der rascheren oder langsameren Verknöcherung überhaupt abhängig zu seyn, und zwar in der Art, dt
bei langsamer Entwicklung der Elemente die Kerne schrumpfen und schwinden, ehe es zu den späteren o(
selbst früheren Stadien der Verknöcherung kommt, dass bei rascher Verknöcherung dagegen die Ivnorpelze
alle Stadien der Verknöcherung durchlaufen hat, ehe noch der Kern Zeit fand, der Resorption zu unterlieg
Im Allgemeinen lässt sich nur soviel darüber sagen, dass die Kerne der Knorpelzellen um die Z
ungefähr, wo sich die Anfänge von Verknöcherung zeigen, sich zurückzubilden beginnen, so dass sie na
Vollendung derselben verschw unden sind. In keinem Fall jedoch spielen die Kerne w ährend der Verknöcheru
irgend eine Rolle, welche für die letztere von Bedeutung wäre, es müsste denn seyn, dass man auf sie
Bezug auf ihre besondere Form an gewissen Stellen insofern Werth legen wollte, als sie die von weiter
Folgen begleitete Formverschiedenheit der Zelle überhaupt ausdrücken, wovon später.
Wenn wir das Bisherige zusammenfassen, so knüpfen sich daran mehrfache Bemerkungen über E
ff!
Bi
fe-
il
Ifc
fet
Hfl
SS
ioei
Stellung und Deutung dessen, was man im fertigen Knochen unter dem Mikroskop erkennt.
Was zuerst die sog. Knochenkörperchen betrifft, so weist uns, obschon es ausser Zw'eifel gestellt i
dass dieselben Höhlen sind, (was sich unter Anderm auch bei schiefen Durchschnitten derselben zeigt, Avelc
E;f
laiin
29
mail zuweilen an den Rändern feiner Präparate erhält) die seither Schritt für Schritt verfolgte Entwick-
lungsgeschichte der Verknöcherung der Knorpelzelle unumstösslich nach, dass eben diese Höhlen nichts an-
ders sind, als die Reste der Höhlen der früheren Knorpelzellen.
Zugleich ergibt sich aber auch daraus, welche Deutung wir der sog. Hyalinsubstanz beizulegen haben.
Es muss nämlich dieselbe angesehen werden als ursprünglich aus drei Faktoren gebildet, nämlich aus der
mit Knochenerde durchdrungenen Interzellularsubstanz, wenn nämlich die Knorpelzellen sich nicht unmittel-
bar berührten, aus der ins Innere der Knorpelzellen abgelagerten Substanz und der im ausgebildeten Kno-
chen nicht mehr erkennbaren Membran der Knorpelzelle, welche dieselben Veränderungen wie die Interzcl-
lularsubstanz erlitten hat.
Es liegt nicht im Bereich der Aufgabe dieser Abhandlung, auf die chemische Zusammensetzung dieser
Ablagerung näher einzugehen, welche die Verknöcherung bedingt. So weit jedoch die gewöhnlichen chemi-
schen Hiilfsmittel des Mikroskopikers darüber Aufschluss zu geben im Stande sind, ist der Schluss erlaubt,
dass dieselbe nicht bloss unorganischer Natur seyn kann, indem an Präparaten, welche mit Salzsäure behan-
delt werden, die sog. Knochenkörperchen ihre frühere Form und Grösse noch ganz unverändert beibehalten.
Da die Hyalinsubstanz, wenn auch im Ganzen etwas verändert, doch bei Vergleichung der einzelnen Stellen
unter einander keine Verschiedenheit derselben erkennen lässt, so muss daraus geschlossen werden, dass je-
denfalls die ins Innere der Höhle der Knorpelzelle erfolgte Ablagerung noch eine organische, also ohne allen
Zweifel Knorpelsubstanz enthält.
Obige Entwicklungsgeschichte der Verknöcherung verbreitet nun aber auch Licht über die Entstehung
und Bedeutung der von J. Müller als Canaliculi chalicophori bezeichneten Kanälchen. Es drängt sich uns
bei genauer Verfolgung aller einzelnen Momente, welche die verschiedenen Entwicklungsstadien charakterisi-
ren und welche auch die beiliegenden Zeichnungen wiedergeben, folgende Ansicht auf:
Die ganze Masse des späterhin verknöchernden Exsudats wird von einer, durch die allen oder neuge-
bildeten Gefässe gelieferten Flüssigkeit durchdrungen, welche viele feste Bestandtheile aufgelöst enthält, die
in verschiedener Weise Verwendung finden. Während die Knorpelzelle aus dieser Flüssigkeit sich überhaupt
bildet und sofort daraus das Material zu ihrer weitern Entwicklung als Knorpelzelle entnimmt, äussert sich
bei der ausgebildeten Zelle der Einfluss derselben Flüssigkeit in der Weise, dass aus letzterer iii Form feiner
Körnchen die festen Bestandtheile sich absetzen, organische sowohl als unorganische, und zwar, wie wir
iahen, zuerst an den Wandungen der Zellhöhle. Diese bald massenweis auftretenden Körnchen nehmen nun durch
fortdauernden Zufluss rasch an Grösse zu und werden zum Tlieil dadurch an einander gelöthet. Da die jetzt
' grösseren , gewöhnlich unregelmässig gestalteten Körner selbst für Flüssigkeit wenig oder gar nicht mehr
jermeabel sind, so ist diese genötliigt, sich zwischen diesen Körnern hindurch einen Weg zu suchen, und
:s ist damit, wenn wir uns den Mittelpunkt der Zellhöhle als den Mittelpunkt für alle ringsum vorgehenden
Veränderungen denken, der Zufluss immer neuen Materials auf verhältnissmässig wenigere Punkte beschränkt,
in welchen Stellen die Membran der Knorpelzelle und die Interzellularsubstanz allmälig resorbirt zu werden
‘ icheint. Wenigstens spricht für das Letztere der Umstand , dass man an Präparaten , welche mit Salzsäure
»ehandelt wurden, noch immer Kanälchen entdeckt, welche von den Höhlen (Knochenkörperchen) auslaufen und
)ft unter einander in Zusammenhang stehen. — So muss zwischen diesen Körnern hindurch ein zusammen-
längendes Netz von Kanälen entstehen, von welchen die Zellhöhle rings umschlossen wird und welche auf
liese Weise mittelbar oder unmittelbar in letztere einmünden. Durch dieses Netz von Kanälchen stehen denn
' mcli zwei benachbarte Zellhöhlen und in weiterer Reihe sämmtliche Zellhöhlen unter einander in Verbindung.
J's sind diess die Stadien, welchen etwa die Figg. 1. 2 auf Taf. IV. entsprechen. — Während bisher von
iner bestimmten Anordnung und einem regelmässigen Verlauf dieser Kanälchen keine Rede seyn konnte,
ndert sich die Sache nun bald in der Weise, dass durch beständige Absetzung aus der inkrustirenden Flüssigkeit im-
ler mehr Körner unter einander verschmelzen, wodurch zugleich auch viele der ursprünglich so zahlreichen
tanälchen verschlossen werden, namentlich aber werden diejenigen noch offenen Durchtrittsstellen für
'Bissigkeit einer Inkrustation von Seiten letzterer am meisten ausgesetzt seyn, welche eine von der Haupt-
ichtung der eindringenden Flüssigkeit abweichenden Verlauf haben. Daher kommt es denn, dass einerseits
n K •
4 *
30
Organisation des Exsu-
dats zu Zellgewebe,
die Zahl dieser Kanäle bedeutend abnimmt, andrerseits dass die Richtung der noch offen gebliebenen immer
mehr eine bestimmte und regelmässige wild, dass sie nämlich in der Hauptrichtung in fast gerader Linie
gegen das Centrum der Zellhöhle verlaufen. — Diese Zellhöhlen , die anfangs rundlich waren und einen
grossem Durchmesser besassen, als die zwischen ihnen liegende Substanz, erleiden sowohl in Bezug auf Um-
fang als Gestalt gleichfalls Veränderungen , Mährend sich die ebengenannten Erscheinungen in ihrer Umgebung
zeigen. Dadurch nämlich, dass die genannten Kanälchen die letzterwähnte Richtung mehr und mehr anneh
men und gegen das Centrum der Höhle zulaufen, ist der fortschreitenden Ablagerung fortan ein bestimmter
Ort vorgezeichnet, dieselbe ist auf das Ende oder die Einmündungsstelle der Kanälchen in die Höhle be-
schränkt. Indem sich daselbst die Masse ablagert, werden einerseits die Kanälchen verlängert, andererseits
ebendadurch die Höhle mehr und mehr verengert und in der Weise unregelmässig gestaltet, dass sie ein viel-
eckiges und zackiges Aussehen bekommt, wobei die Zacken stets der trichterförmigen Einmündungsstelle dei
Kanälchen entsprechen.
Um eine zusammenhängende Darstellung der Umwandlungen des Exsudats, das in Folge von Knochen
brüchen erscheint, soweit dasselbe zur Bildung des knöchernen Callus beiträgt, von seinen ersten bestimm-:
teren Formen an bis zur vollendeten Verknöcherung möglich zu machen, erschien es passend, vorerst abzuse
hen von etwaigen anderweitigen Formen, unter denen das Exsudat auftritt. — Wir begegnen solchen in dei
Nähe der Beinhaut, und wir wenden uns zuerst zur Untersuchung der Veränderungen, welche in dieser statt
finden. Wir fanden dieselbe bald nach erfolgter Fraktur geröthet, geschwollen, gelockert; sie scheint in ili
rer ganzen Dicke von flüssigem Exsudat durchdrungen. Die mikroskopische Untersuchung weist wenig Abwei
chung vom normalen Zustand nach, doch zeigen sich auch in ihr, wie in den übrigen Weichtheilen , d»
schon früher erwähnten Exsudatkugeln, Blutkörperchen, Fetttröpfchen, welche man aber bald nicht mehr dai
selbst zu finden vermag. Von mehr Belang zeigt sich indessen das Verhalten der innersten Schichte der Bein
haut sowohl an den Stellen, an welchen die Beinhaut aus der Continuität, mit dem Knochen vollständig ge
löst wurde, als auch in der Nähe derselben noch da, wo die Beinhaut mit dem Knochen noch zusammenhängt fe.
Während schon die oberflächliche Untersuchung daselbst einen klebrigen, gallertigen Beschlag zeigt, erkenm i
man unter dem Mikroskop an feinen Schnitten aus solchen Stellen nicht mehr durchweg das gewöhnliche Fa
sergewebe der Beinhaut gleichmässig, die Fasern haben nicht sännntlich mehr ihre scharfen Umrisse, sonderi t?r»
je weiter nach Innen, desto undeutlicher, verwaschener erscheinen sie, bis sich endlich in einer hellere]
Grundmasse nur mit Mühe noch kurze, zarte, dunklere und unter einander parallele Streifen noch erkennen
lassen, die sich selbst weiterhin in einer ganz unbestimmten, kaum elwras feinkörnigen Masse verlieren, verg
Taf. II. Fig. 5. An den Stellen, wo die genannten kurzen Längsstreifen sich zeigen, findet man an dei|r a
Rändern der Präparate zarte, zackige oder spindelförmige Hervorragungen , während zugleich eine Meng
einzeln oder in grösseren oder kleineren Bündeln zusammenhängender, frei in der Flüssigkeit umherschwimfcfc
inender Elemente sichtbar ist, welche in 1,2 oder 3 Spitzen auslaufen, in ihrem Innern meist einen deutli ialir
chen Kern erkennen lassen, übrigens aber nur äusserst zarte Umrisse zeigen. Aus diesen aneinander gedräng bid
ten spindelförmigen Elementarorganen, welche in Fig. 4. Taf. II. wiedergegeben sind, besteht eben auch di
genannte kurzgestreifte Schichte auf der inneren Peripherie der Beinhaut , welche ganz allmälig in di li
Schichte normaler Fasern der Beinhaut übergeht. — An der Stelle nun, wo die letzten Reste von bestimmte
Formen, wie wir sie eben noch fanden, in einer gänzlich gestaltlosen Masse untergegangen sind: — als a F
am weitesten nach Innen gegen den Knochen zu und am entferntesten von der eigentlichen Beinhaut — tai «t
chen allmälig dunklere, wenn auch sehr undeutliche und verwaschene unregelmässige Figuren auf, wrelch
bald mit Bestimmtheit als rundliche Körper zu unterscheiden sind, die um eine helle Mitte zarte dunklere Kor ü.
turen erkennen lassen; die immer bestimmteren Umrisse lassen bald keinen Zweifel mehr, dass diese Forme sto n
nichts anders sind, als die jungen Kerne der künftigen Knorpelzellen. Verfolgt man die Reihenfolge von hit titlii
aus weiter, immer in der seitherigen Richtung von Aussen nach Innen fortschreitend, so zeigen sich di |
Knorpelelemente in der früher angeführten Weise immer schärfer ausgeprägt, und endlich wird die Reihe dt
organisirten Exsudats zwischen Beinhaut und Knochen dadurch 'geschlossen, dass am äussersten Endpunkt
vollständige Verknöcherung eingetreten ist, welche neugebildete Knochensubstanz dem alten Knochen theilweb
Sl!
Mi
31
• umittelbar aufliegt und fest mit ihm zusammenhängt, so dass nur durch abweichenden Verlauf der Markka-
älchen (entsprechend d. Fig. 1. Taf. I.) eine Verschiedenheit beider noch nachweisbar ist.
bringt man in einer späteren Zeit, wo schon sämmtliches Exsudat in der Organisation vorgeschritten
,t , indess doch nicht soweit , dass schon sämmtliche Knorpelzellen in Verknöcherung übergegangen wären,
inen Schnitt unter das Mikroskop, welcher die Beinhaut und einen Theil des Knorpels noch enthält, so er-
ennt man auf der einen Seite des Präparates, der Reinhaut entsprechend, eine Faserschichte, welche in
• ichts von der, der normalen Reinhaut eigenthümlichen, sich unterscheiden lässt; auf der andern Seite dagegen
• odet man die gewöhnlichen Knorpelelemente in einem der vorgerückteren Stadien mit mehr oder weniger
nitlich getrennter Zellmembran; zwischen diesen und der Reinhautschichte aber finden sich trotz der durch
is ganze Objekt durchweg scharf gezeichneten Formen so allmälige Uebergänge zwischen Fasern und Kernen
er Knorpelzellen, dass es nicht möglich ist, an einzelnen Punkten sich zu entscheiden, ob man sie für das
ine oder das andere halten soll, vergl. Fig. 6. Taf. III. Ganz, wie hier, verhält es sich auch z. R. im Schild-
: norpel gegen dessen Perichoudrium hin. Eben am Schildknorpel , wenn derselbe in der Verknöcherung be-
rufen ist, fand ich die feinkörnige Ablagerung selbst noch in sehr langgestreckten Knorpelzellen zunächst
an Perichoudrium.
Es erhellt aus dem Angegebenen, dass die Reinhaut aus dem Heilungsprozesse gebrochener Knochen
cht unverändert hervorgeht, sondern dass, während der eine Theil des Exsudats zwischen ihr und dem
nochen zu Knorpel sich organisirt, der andere sich in ein Fasergewebe umgestaltet, das sich in keiner Weise
m dem der alten Beinhaut unterscheidet. Uebrigens bedürfte es der Beihülfe des Mikroskops nicht, um eine
onalune der Masse der Reinhaut nachzuweisen, da schon das blose Auge eine Verdickung der von dem ver-
jaöcherten Gallus abgezogenen Reinhaut in Vergleichung mit andern Stellen der Beinhaut leicht entdeckt, ob-
ohl diese Verschiedenheit sich mit der Zeit mehr und mehr ausgleicht.
Diejenige Form des organisirten Exsudats, welche die obenerwähnte Massenzunahme der Beinhaut be-
ingt , findet sich indess nicht allein unmittelbar zunächst der Beinhaut , sondern es begegnet uns dieselbe
ich an anderen Stellen wieder.
Man trifft nicht selten durch den Knorpel sich hindurchziehend sehr helle, dünne, mehrfach verästelte
:jsern, welche mit den elastischen Fasern Übereinkommen, und in ihrer Hauptrichtuug meist parallel mit der
( einhaut verlaufen ; zwischen ihnen erscheinen die Kerne der Knorpelzellcn bald unregelmässig eingestreut,
ild in fast regelmässigen Reihen angeordnet. Ein Beispiel der ersteren Art gibt Fig. 2. Taf. III. ln der
ihe der Beinhaut finden sich diese Fasern in grösserer Menge als weiter davon entfernt; sie verlaufen bald
nzeln , bald zu kleinen Bündeln vereinigt.
Man findet nun aber auch in einer dem eben genannten Verlauf entgegengesetzten Richtung Faserzüge
• *n Knorpel durchsetzend , die von grösserer Wichtigkeit sind. Es kam schon im I. Abschnitt eine cigen-
ümliche Erscheinung zur Sprache, dass man nämlich in der noch knorpligen Calluskapsel häufig, wenn
ich nicht immer sehr deutlich zahlreiche, dieselbe senkrecht durchsetzende und untereinander ziemlich paral-
. le Streifen erkennt, vergl. Taf. I. Fig. 1. f. , (welche gegen die innere Peripherie des Callus oft Aveisse
arbe, Härte, beim Darüberstreichen mit dem Messer Knistern zeigen). Diese Streifen findet man unter dem
ikroskop aus Faserbündeln gebildet, die mit der Beinhaut in der Art in Verbindung stehen, dass die inner-
en Fasern der letztem umgebogen und zu einem rechtwinklig von ihr entspringenden Faserzug verei-
gt erscheinen. Derselbe fällt alsbald durch seine gelbröthliche Färbung unter dem Mikroskop auf;
t dabei bald dicker bald dünner und zeigt noch ferner das Eigenthiimliche , dass in seiner nächsten Umge-
ing die Kerne der Knorpelzellen sehr langgestreckt sind; je weiter dieselben aber davon entfernt liegen,
i *sto mehr verlieren sie diesen Charakter, bis sich endlich wieder sämmtliche Dimensionen dieser Kerne aus-
j ^glichen und sie die gewöhnlich unregelmässig rundliche Form angenommen haben. Auch hier tritt also ganz
isselbe Verhältuiss auf, das wir oben zunächst der Beinhaut fanden (Fig. 6. Taf. III.)
Die eben beschriebenen Faserbündel sind es aber auch gerade, in deren Umfang die Elemente des
. uorpels in Vergleichung mit den übrigen Parthieen am weitesten in der Entwicklung voran sind. Hier ge-
de ist es. wo zuerst jene feinkörnige Ablagerung auftritt, welche, auf den ersten Blick durch ihre dunkle sudats.
Zeitfolge derVerkno-
cherung in den einzel-
nen Theilen des Ex-
32
Farbe auffallend, den Anfang der Verknöcherung bildet. Verfolgt man diese Faserstränge immer weiter nai
der innern Peripherie des Callus zu, so zeigt sich, je weiter man in dieser Richtung untersucht, desto weit
die Umwandlung der Kiiorpelzellen in Knochenzellen vorgeschritten, und in desto grösserem Umfang ist d
Umgebung dieser Stränge in den Verknöcherungsprozess hereingezogen, so dass gegen die innere Obcrfläcl
des Callus hin die Knochenmasse aller dieser Stränge zusammengeüossen erscheint und dadurch eine z
sammenhängende knöcherne Lamelle bildet, von welcher aus somit gegen die Beinhaut hin die (in Fig. 1. Ti
I. gezeichneten) dünnen und spitz gegen dieselbe zu endenden Streifen aus derselben Knochensubstanz au
laufen. — Das angegebene Verhalten lässt keinen Zweifel darüber, dass diese Faserstränge als nichts ande
anzusehen sind, denn als die Scheiden neugebildeter Gefässe.
Da in der Umgebung der Gefässe ein Exsudat durch immer neues Bildungsmaterial die Befähigung e
hält, seine Entwicklungsstadien viel rascher zu durchlaufen, als an entlegeneren Stellen, wo die Verhältnis
in Bezug auf das Angegebene ungünstiger sind, so erklärt sich daraus, warum gerade an den oben genan
ten Stellen zuerst Verknöcherung eintritt. — Es erklärt sich aber vielleicht auch ferner aus der zuvor e
wähnten Verschiedenheit der Form der Knorpelelemente, je nachdem sie nämlich in der unmittelbaren Umg
bung der Gefässe, oder entfernter davon sich finden, wie auch im fertig gebildeten Knochen, entsprechei
dieser Verschiedenheit, gleichfalls an den entsprechenden Stellen eine ganz ähnliche Verschiedenheit in d
Form der Knochenkörperchen angetroffen wird. Die Dimensionen derselben sind nämlich nicht bei a
len gleich, es zeigen vielmehr in der Regel die um ein Gefäss herumliegenden eine mehr plattgedriickt
längliche Form, so dass ihre breiten Flächen gegen das Gefäss einer- und die Peripherie andrerseits g
kehrt sind. Auf einem quer durch ein solches Gefäss geführten Schnitt erkennt man die Knochenkörpcrcln
in concentrischen Ringen , indem sie , je weiter davon entfernt , desto unregelmässigere Anordnung zeigen ui
zugleich in ihrer Gestalt sich in der Weise verändern , dass ihre Dimensionen sich immer mehr ausgleiche
Es ist also diess dasselbe Verhalten, das wir schon im Knorpel vorgebildet finden. Ueberdiess ist es wah
scheinlich, da wir den bedeutenden Einfluss der Nähe der Gefässe auf das umgebende Exsudat anerkennt
müssen, dass in der Richtung vorzugsweise Verengerung der Höhlen der Knorpelzellen durch die inkrustlrent
Flüssigkeit erfolgt , in welcher eben diese letztere ihren Weg nehmen muss, dass also der gegen das Gefäi
gerichtete Durchmesser der Zellhöhle durch Absetzung von knochenerdiger Substanz immer mehr abninmn
wogegen die weiter entfernt liegenden Zellen dem Einfluss des einen Gefässes weniger direkt ausgesetzt sind un
durch benachbarte andere Gefässe derselbe in der Art mehr und mehr aufgehoben wird, dass die Ablagerun
in die Zellhöhlen von allen Seiten mehr gleichmässig stattfindet, daher im fertigen Knochen die Knochei
körperchen an solchen Stellen eine mehr rundliche Form zeigen.
Der Vollständigkeit halber muss nun auch derjenigen Veränderungen noch gedacht werden, dene
wir in der Markhöhle gebrochener Knochen begegnen. Es ist darüber wenig zu sagen, zumal da die Callu;
bildung daselbst, wenn eine solche überhaupt vorhanden ist, im Wesentlichen dieselbe ist, wie ausserhalb de
Bruchenden; Abweichungen wurden schon anderwärts berücksichtigt und auch erwähnt, dass sich die Marl*
Substanz mitunter durch die ganze Höhle durchaus gleichmässig und normal zeigt. Hier, wie ausserhalb d<
Bruchenden zwischen den Weichtheilen, sind die zahlreichen Exsudatkugeln die einzigen Repräsentanten pi
thologischer Vorgänge.
Substantia intermedia. Am undankbarsten erweist sich die Untersuchung der als Substantia intermedia bezeichneten Masst
Dieselbe geht oft allmälig und ohne dass man eine Gränze anzugeben im Stande wäre, in die gesunde Mark
Substanz über, und diess namentlich da, wo zugleich der innere Callus wenig oder gar nicht entwickelt ist
wie diess z. B. bei dem Bruch des einen von zwei neben einander liegenden Knochen vorkommt. Wo si<
deutlich zu erkennen ist, zeigt sie unter dem Mikroskop in einer unbestimmt körnigen gelblichen Masse vic
les Fett in grösseren und kleineren Tröpfchen bald isolirt, bald auf verschiedene Weise gruppirt in zusam
menhängenden Reihen und Haufen wie in Fig. 3. Taf. H., sowie die verschiedenen Formen von Exsudatkugel)
und Blutkörperchen; da und dort findet man in geringer Anzahl Fasern. — Eine Verfolgung der Untersuchuni
dieser Substanz in verschiedenen Altern gibt keine befriedigenderen Resultate und muss zu der Ueberzeuguni
führen, dass diese Substanz nichts anders seyn kann, als das Blut, welches im ganzen Umfang der Bruch
33
stelle, soweit Gefässe zerrissen wurden, sich ergoss, untermischt mit Trümmern von Marksubstanz , wo sol-
che vorhanden, und vielleicht theilweise mit entzündlichem Exsudat der verschiedenen in Entzündung versetz-
ten Theile, mit welchem dasselbe manchfach in Berührung kommen musste, aus dessen Organisation vielleicht
das Vorkommen der wenigen Fasern darin zu erklären ist, wenn diese nicht etwa aus der zerrissenen Mark-
substanz stammen oder der Organisation des Blutfaserstofl's ihre Entstehung verdanken. —
Diese Deutung der Substantia intermedia erhält um so mehr Wahrscheinlichkeit , da man an denselben
Stellen in späteren Zeiten der Heilung eine ähnliche, jedoch dunklere und trockenere Masse wiederfindet, die
noch immer ohne organischen Zusammenhang mit den Bruchrändern geblieben ist.
i
3
Theorie der Callusbildung.
llachdem in den vorhergehenden Abschnitten theils von den bis jetzt über die Heilung der Kno-
chenbrüche gehegten Ansichten die Rede Avar, theils eine Reihe neuer direkter und indirekter Untersuchung«
über denselben Punkt mitgetheilt wurde, ist es die Aufgabe dieses vorliegenden Abschnittes, die Resultat«
dieser letzteren als Maasstab für die seitherigen Ansichten anzuwenden.
Obschon es jetzt allgemein angenommen ist , dass die Heilung gebrochener Knochen durch einen Callm
geschieht, welcher aus einem Exsudat entsteht, das in Knorpel- und Knochensubstanz sich umwandelt, obschoi
es jetzt als ausgemacht angesehen wird, auf welche Art diess geschieht, und welches die bei diesem Prozes
betheiligten Organe sind, so sind doch die Abweichungen eigener Untersuchungen von den bisherigen s<
manchfach und so wichtig, dass eine Zusammenstellung dieser Punkte gerechtfertigt erscheinen muss.
Rei Vergleichung der im I. Abschnitt geschilderten Fälle musste sich schon die Ueberzeugung aufdrängen
dass seither die verschiedenen Formen, unter denen die Rriiche auftreten können, nicht genug auseinande:
gehalten wurden. Es wurde bei Gelegenheit der Beschreibung derselben darauf hingewiesen, wie diese of
auffallenden Verschiedenheiten unter sonst ganz gleichen äusseren Umständen auftreten; es wurde erwähnt
dass gerade eine gewisse Gruppe von Fällen unverhältnissmässig häufig auftritt, die keineswegs geeignet erscheint
über das Wesentliche des Hergangs Aufschluss zu geben ; ja , es kann nicht geläugnet werden , es sind die Fäll 10
geradezu sehr selten, welche diesen zu geben im Stande sind, und es scheinen selbst Fälle, welche die Figg. 3
4. abbildet, noch nicht rein typisch zu seyn *)• Erwägt man, dass die Knochenbrüche bei Menschen verhält 11
nissmässig selten in einem Zustand zur Untersuchung kommen, wo sie noch geeignet sind, Aufschluss über
den ganzen Hergang zu geben , bedenkt man die mangelhaften Hülfsmittel , der Sache durch Versuche a ^
Thieren auf den Grund zu kommen, bei welchen es kaum gelingt, einen ordentlichen Verband anzulegen un ^
vor Allem grösste Ruhe des Gliedes zu erzielen; — so kann es unter solchen Umständen keine Verwunderun
erregen, dass so lange Zeit schon die widersprechendsten Ansichten über diesen Gegenstand herrschten, bcls
sonders wenn man sich noch erinnert , dass oft selbst die Heilung der Brüche per secundam intentionem mi
der per primam zusammen geworfen wurde, bis endlich Dupuytren’ s Theorie eines provisorischen und dt ,(*a
finitiven Callus die Widersprüche zu vereinigen strebte. Wem erschiene auch dieselbe nicht plausibel, Avenn e a-
i) Anmerkung. Bei den Figg. 3. 4. 13. 14. Taf. I. zieht sich durch den noch knorpligen Callus ein feiner KnochenstreJ Mt
parallel der Beinhaut von einem Bruchende zum andern. Bei der sonst so häufig ausgesprochenen Neigung der Brüi diei
che , zu wiederholten Malen durch äussere Areran!assung neues Exsudat auftreten zu lassen , kann ich nicht umhiij j t
auch diese Fälle als unter gleichem Einfluss entstanden anzusehen , indem ich die innerhalb des Knochenstreifs gelej1(|r
gene Exsudatschichte als die ältere betrachte, über welcher, ehe noch Gefässe in ihr sich zu bilden oder mit de
Gefässen der Beinhaut in Arerbindung zu treten Zeit fanden, neuerdings eine Exsudatschichte abgelagert wurde, wel ll
che, bei der grösseren Nähe der Ernährungsgefässe der Beinhaut, der älteren Schichte in der Entwicklung voraneilei
und an der Glänze gegen das’ältere Exsudat bereits in Verknöcherung übergehen konnte. P
35
B. die Fig. 22 ins Auge fasst? Und doch dürfen wir, soferne wir Belege für eine andere Art der Ent-
ehung solcher Fälle haben, und sofern gewiss ein einziger Fall, wie der, welchen Fig. 3, 4 abbildet, un-
lleich beweisender ist als viele andere, gerade auf Fälle wie Fig. 22 keine Ansicht gründen über den Hergang
i Allgemeinen.
Wir wären bei dieser Sachlage kaum im Stande, mit Bestimmtheit aus dem, was mit blosem Auge
chtbar ist, einen Schluss auf die Natur des ganzen Prozesses zu ziehen. Nur die mikroskopische Untersu-
mng konnte uns die Mittel dazu an die Hand geben, nur durch diese warde es möglich, den Gesichtspunkt
i finden, von welchem aus das vorhandene Material zu betrachten ist, und wurde es möglich, dasselbe zu
ndern und das Wesentliche vom Zufälligen zu unterscheiden. Auf den Grund dieser Nachweisungen durch
is Mikroskop wurde daher die obige Darstellung der Art des Heilungsprozesses zu Anfang des I. Abschnittes
s typisch vorangestellt, von welcher alle andern als durch zufällige Umstände entstandene Modificationen an-
isehen sind.
Wenn wir nun im Folgenden das durch eigene Untersuchungen gebotene Material und die daraus sich
•gebenden Resultate mit der bisherigen Theorie der Heilung der Knochenbrüche per primam intentionem zu-
mimenstellen , so ergeben sich dabei zwei Hauptpunkte, in welchen ich mich gegen die seitherige Theorie
issprechen muss, sie betreffen den Ursprung des Gallus und seine Bildungsweise. Es stellen sich uns dem-
ach zwei Fragen, die indessen eigentlich zusammcnfallen , die aber zweckmässiger abgesondert behandelt
erden :
1. Von welchen Theilen geht die Bildung des Gallus aus?
2. Ist die Callusbildung als Ein Akt zu betrachten oder ist die Unterscheidung eines provisorischen
und definitiven Callus gerechtfertigt?
■
I.
Es soll hier zunächst besprochen werden, von welchen Theilen aus die Bildung des Callus Ursprung des verknö-
eschehe. , chernden Exsudats.
Die Ansicht, dass der Callus durch Verknöcherung der den Bruch umgebenden Weichtheile gebildet
I erde , kann füglich bei der Erörterung dieser Frage übergangen werden , indem die völlige Grundlosigkeit
. erselben sich aus dem früher Gesagten schon ergibt und in dem Späteren noch deutlicher hervortreten wird,
s ist desshalb auch gar nicht nothwendig, dass darauf aufmerksam gemacht werde, wie sehr eine solche
nsicht im Widerspruch stehe mit den seitherigen pathologisch-histologischen Erfahrungen , welche uns darüber
jelehren, dass niemals bereits fertig gebildete Elementartheile in andere überzugehen vermögen. Dass der
p allus vielmehr nur verknöcherndes Wundexsudat sey, ist aus dem Früheren nicht zu verkennen, und es kann
.ialicr nur noch gefragt werden, ob die Masse des verknöchernden Exsudats ihren Ursprung aus den Gefässcn
.es Knochens oder denen der Beinhaut herleitet.
fC
Wenn Mi es eher sagt: „Maxima cum veri similitudine statuere possumus, materiem inflammatione ex-
l?udatam ea priraum , qua exorta est, in structuram sibi propriam abire : at vero eam semper in superficie
ssis veteris in veram cartilaginem osseamque substantiam abire videmus, ut primo etiam ex osse exsudatam
sse merito concludere possimus.” — so lassen sich gegen diesen Satz gewichtige Gründe geltend machen.
Es erscheint auf den ersten Blick allerdings am ungezwungensten , die neue Knochenbildung vom älteren
Wochen herzuleiten. Es scheint dafür der Umstand zu sprechen, dass dieselbe zuerst auf dem Knochen er-
ixheint , dass sie so fest mit dem alten Knochen zusammenhängt, dass der Verlauf der Markkanälchen in ihr
-in derartiger ist, welcher eine Ansicht, es seyen die Gefässe des alten Knochens mit denen der neugebildeten
^nochensubstanz in ununterbrochenem Zusammenhang und setzen sich unmittelbar in letztere fort, leicht kann
:ntstehen lassen.
Wenn wir aber annehmen, dass der Knochen das Exsudat liefere, so muss es höchst auffallend er-
:c!
cheinen, dass die von der Beinhaut entblösten Bruchenden in Bezug auf Menge und Ausdehnung der aufge-
36
lagerten Knochenneubildung sich so verschieden verhalten. Während wir bei fast reinen Querbrüchen c
Knochenauflagerung durchweg bis an die Bruchräuder sich erstrecken und selbst über diese hinausragen u
mit dem aus der Markhöhle kommenden innern Callus zusammenfliessen sehen, sind dagegen bei Brüchen n
bedeutender Dislocation namentlich die einander zugekehrten Seiten der Bruchenden oft total frei von all
Auflagerung und zeigen eine ganz mit dem normalen Knochen übereinstimmende glatte Oberfläche, währe
den leeren Raum zwischen den aneinander vorbeigeschobenen Bruchenden nur eine lockere röthliche Mas
ausfüllt. Auf gleiche Weise verhalten sich auch die Bruchenden bei dislozirteu Knochen, wenn eines oder c
andere durch den Callus hervorragt und in die Weichtheile eingedrungen ist, wo gleichfalls dasselbe auf ei
weite Strecke unverändert und frei von aller Auflagerung erscheint.
Es könnte in diesen Fällen der Einwurf gemacht werden, dass bei solchen dislozirten Bruchenden t
Beinhaut auch in der Regel auf eine grosse Strecke vom Knochen abgerissen werden muss, dass darum <
Ernährung des Knochens, je näher den Bruchrändern, desto mehr Notli leiden, mithin auch die Exsudati
neuer Knochenmasse an solchen entlegenen Stellen sehr beschränkt werden muss. Dass man sich diesen Ei)
wurf gemacht , beweist die Art und Weise , wie die Neueren den knöchernen Callus an den Stellen sich bildj
lassen , wo die Beinhaut nimmer im Zusammenhang mit dem Knochen steht. Es sollte ja die Substantia int»
media dazu bestimmt seyn, zwischen den Bruchenden die Gefässkommunikation herzustellen; erst wenn di<
geschehen war, sollte sich dort der knöcherne Callus bilden können. Man übersah aber dabei, dass siel:
zu keiner Zeit die Blutzirkulation in den Bruchenden aufgehört haben kann , indem ja die Capillargefässe dur:
den ganzen Knochen ein continuirliches Netz bilden und desshalb die Gefässe des Bruchendes stets von d
Gefässen des übrigen Theils des Knochens aus angefüllt werden müssen. Beweisend dafür ist die Art d
Veränderung, welche die Bruchenden oft schon frühe erleiden, indem ihre Jlarkräume sich erweitern und i
kompakte Knochensubstanz immer mehr der spongiösen sich nähert, w as doch nur möglich, wenn noch Gefässtlj
tigkeit vorhanden ist. Uebrigens muss ein Blick auf die Taf. I. und die Vergleichung der Fig. 4, wo £
grosse Entfernung die Beinhaut losgetrennt ist, aber der Callus sich doch bis an den Bruchrand fortsetzt, z.j
mit Fig. 16, wo der Callus schon so frühe aufhört, diesen Einwurf gleichfalls zurückweisen und zur Genüj
zeigen, dass der Grund der Verschiedenheit dieser Fälle irgend ein anderer seyn muss.
Wir sind gewohnt , bei Entzündung der verschiedensten Gewebe Ablagerung des entzündlichen Exsudi
überall da zu finden, wo eine solche überhaupt stattfinden kann. Wenn wir annehmen, dass der Callus (
Exsudat des Knochens ist, so sind wir berechtigt, auch in der Substanz des Knochens selbst entsprechen
Veränderung durch Ablagerung zu suchen. Dass aber eine Veränderung des Knochens durch knochenerdi
Ablagerung möglich ist, beweisen die nicht seltenen Fälle von Sklerose derselben, die unter den verschiede
sfcep Umständen vorkonnnt. Wir finden aber nirgends bei Brüchen eine Sklerosirung der Bruchenden, im C
gentheil finden wir sehr frühe schon, ehe noch der Callus verknöchert ist, die Markräume der Bruchend
vergrössert und dieselben mehr und mehr den spongiösen Knochen sich nähernd, was auf einen der Entzündu
entgegengesetzten Prozess schliessen lässt.
Wenn wir aber immer nur an solchen Stellen Callus finden, wo sich auch die Beinhaut in der unmf
telbaren Nähe findet, so müssen wir uns zu der Frage veranlasst sehen, ob die Entstehung des verknöchen
den Exsudats nicht vielmehr in näherer Beziehung zu der Beinhaut stehe ? — Um diese Frage zu entscheid;
und zu gleicher Zeit zu erkennen, ob nicht etwa doch der Knochen das fragliche^ Exsudat liefern körn
müssen wir solche Fälle untersuchen, in welchen nur eines der beiden in Rede stehenden Elemente (Beinhe,
oder Knochen) zur Entstehung eines Callus mitgewirkt haben kann.
Zu diesem Behufe wurden die zweierlei oben beschriebenen Versuche angestellt, die sich gegenseil!
ergänzen , indem in dem einen Versuch der Knochen mit möglichster Schonung der Beinhaut aus dieser htj
ausgelöst und resezirt, in dpm andern Fall dagegen mit Hinterlassung des Knochens die ßeinhaut entfer
Avurde. In dem einen wie im andern Fall fand Knochenneubildung statt, aber mit dem Unterschied, dt.
dort, wo die Beinhaut Aveggenommen wmrden Avar, nur an den den Gelenken zunächstgelegenen Stellen, a
die Beinhaut noch zurückgeblieben Avar, eine Ablagerung neuer Knochensubstanz stattfand, wogegen in de
andern Fall, avo die Beinhaut erhalten worden Avar, der ganze Raum, den das resezirte Knochenstück ei
37
enommen hatte, durcli eine bereits in Verknöcherung begriffene Knorpelmasse ausgefüllt war, und überhaupt
js ganze Verhalten mit dem bei Brüchen vorkommenden die grösste Aehnlichkeit hatte. Gerade dieser
tztere Fall (Taf. I. Fig. 11.) war es, in welchem man zwischen der innern Oberfläche des, dem Callus der
räche entsprechenden und hier noch grösstentheils aus Knorpelsubstanz bestehenden, Wulstes (a) und dem
tern Knochen einen nicht unbedeutenden Zwischenraum (d) erblickt , aber gleichwohl an der innern Wan-
mg dieses knorpligen Wulstes zuerst die Umwandlung des knorpligen Exsudats in Knochensubstanz (c) sieht.
- Beide Fälle aber lassen nicht daran zweifeln , dass die Beinhaut eine wesentliche Bedingung für die Bildung
js verknöchernden Exsudats ist. — Doch brauchen wir nicht einmal auf künstlichem Wege solche Verhält-
isse hervorzurufen. Es lässt uns ein anderes Beispiel keinen Zweifel über die wichtige, ja selbst ausschliess-
che Rolle der Beinhaut bei Knochenneubildung. Es ist bekannt, dass die Kopfblutgeschwulst bei Neugebornen
ch gerade durch Knochenneubildung zu erkennen gibt, welche zuerst in Form des sogen. Knochenrings die
wischen Schädel und Pericranium silzende, durch Bluterguss gebildete Geschwulst umgiebt (ähnlich wie wir
eim Callus der Brüche zuerst an der Stelle Verknöcherung auftreten sehen, wo Knochen und Beinhaut noch
i Berührung miteinander stehen); dass ferner im weiteren Verlauf die Geschwulst ihre weiche Beschaffenheit
?rliert und beim Druck pergamentartig knittert, was von einer die innere Oberfläche des Pericranium ausklei-
enden dünnen Knochenlamelle herrührt, die also vom Schädel durch das Blutextravasat getrennt ist. Wir
•kennen hierin also dasselbe Verhalten , wie in dem eben angeführten Fall von Resection des Knochens mit
rhallung der Beinhaut, Hier wie dort konnte nur die Beinhaut das Exsudat geliefert haben, wenn man
cht annehmen will , dass von einer kleinen Stelle des Knochens aus längs der ganzen innern Oberfläche der
einhaut ein vom Knochen selbst ausgehendes Exsudat hergewachsen sey , was dann nur etwa auf die von
etit angenommene Weise geschehen könnte. Doch braucht über die Unhaltbarkeit einer solchen Annahme
»in Wort verloren zu werden.
Geht nun aus dem Bisherigen schon hervor, dass wir als einzige Quelle des verknöchernden Exsudats
e Beinhaut ansehen müssen, so werden wir uns in dieser Ansicht noch bestärkt fühlen müssen, wenn wir
!e gleich anzuführenden Thatsachen in Erwägung ziehen , indem durch dieselben hinlänglich bewiesen wird,
iss eine Entzündung der Beinhaut wirklich ein verknöcherndes Exsudat liefern kann.
Wir finden in der Leiche nicht selten Auflagerungen zwischen Beinhaut und Knochen, welche auf
tzterem fest haften und von der verschiedensten Form und Ausdehnung sind, vom einfachen Osteophyt bis
ir umfangreichen Exostose. Man findet auf der innern Seite der Beinhaut und namentlich öfters auf der
issern Seite der die Beinhaut vertretenden harten Hirnhaut Knochenproduktionen, die durchaus nicht oder
ir lose am Knochen haften und nur erst später in innigem Zusammenhang mit ihm treten. Wir sind oft
cht im Stande, in der Leiche noch ihre Ursachen nachzuweisen, aber sehr häufig muss man eine gemeinschaft-
•he Ursache derselben anerkennen, d. h. eine solche, welche im Stande ist, Hyperämie oder Entzündung der
linhaut hervorzurufen. Man sieht darum an Knochen, welche oberflächlich und unter Geschwüren liegen,
teophytbildung auftreten. Daher ist es zu leiten, dass bei veralteten Luxationen, wo der Gelenkkopf die
änne ganz verlassen hat, nach und nach eine neue Gelenkpfanne an der Stelle sich bildet, wo der Gelenk-
pf jetzt aufsteht ; die durch beständige Reizung entzündete Beinhaut spielt hier dieselbe Rolle , wie im vo-
;en Fall, und gibt zur Bildung einer wallartig den Gelenkkopf umschliessenden Knochenablagerung Veran-
;sung. Dasselbe ist der Fall in der Nähe von Knochenbrüchen, wenn derselbe nur den einen von zwei neben
uander liegenden Knochen betrifft. Wir fanden eine Auflagerung von neugebildeter Knochensubstanz auf
m unverletzten Knochen und zwar nur sehr beschränkt, nämlich auf der dem gebrochenen Knochen zuge-
ijhrten Seite. Fälle dieser Art fand ich sowohl unter den von mir künstlich gebrochenen Knochen, als auch
verschiedenen, der Züricher Sammlung angehörigen, Präparaten.
Es gelingt überdiess leicht, künstlich eine Ablagerung neugebildeter Knochensubstanz hervorzurufen,
;i|ne den Knochen selbst zu verletzen. Brachte ich einen fremden Körper, z. B. kleine Knochenstückchen
tischen die Beinhaut und den Knochen, so traf ich bald eine mehr oder weniger umfängliche Knochen-
ibildung im Umkreis, welche den fremden Körper eng umschloss, während sie zugleich fest an dem Kno-
een haftete, wodurch der feste Körper und Knochen in feste Verbindung unter einander gebracht wurrfen,
5*
3S
gerade so , wie wir oben mitunter ganz losgerissene Knochensplitter in Callusmasse ringsum eingegossen sahen
Es wird hierdurch zu gleicher Zeit die Möglichkeit gezeigt, wie der Callus die Bruchenden eng umschliesse:
nnd dadurch vereinigen kann, ohne dass desswegen eine Nothwendigkeit da wäre, dass der Knochen selbst de)
Callus gesetzt hätte.
Die bisher angeführten Beobachtungen und Versuche zeigen, dass eine entzündete Beinhaut ein vei
knöcherndes Exsudat liefert, und dass ein solches Exsudat verschiedene Theile, mit welchen dasselbe in Be
Führung tritt, eng umschliessen und dadurch ursprünglich Getrenntes mittelbar verbinden kann. Sie beweise
ferner, dass die Knochenenden an einer Bruchstelle kein verknöcherndes Exsudat liefern. Es wird sich dem
nach der ganze Heilungsprozess gebrochener Knochen darauf zurückführen lassen , dass die durch Verwundun
in Entzündung gesetzte Beinhaut ein verknöcherndes Exsudat liefert, welches die Bruchenden umschliesst ufl
dadurch gewissermassen zusammenlöthet. — Wollte man das Vorkommen des innern Callus gegen meine An
sicht als Beweis für die Entstehung des verknöchernden Exsudats aus dem Knochen anführen , so habe ic!
dagegen einzuwenden, dass das Vorkommen eines innern Callus nicht constant ist. Wäre aber der vom Kno
eben gelieferte Callus das wesentliche Moment in der Heilung, so dürfte ein solches unbeständiges Vorkomme
des innern Callus nicht gefunden werden. Als Quelle des innern Callus glaube ich die Markhaut annehmen z
dürfen, welche das zur Bildung desselben dienende Exsudat in ähnlicher Weise liefert, wie di
Beinhaut das Exsudat für den äusseren Callus. — Obige Ansicht wird noch eine sicherere Begründung findet
wenn das Verhalten der Theile während der Heilung eines Knochenbruchs mit derselben, übereinstimmt. Das
die Bruchenden keine, aus einer Entzündung und Exsudation herzuleitende, Veränderung erfahren, wurde gezeig
Dagegen haben wir in der früheren Darstellung der Entwicklung der Elemente des Callus gesehen, dass di
Beinhaut in der Umgegend des Bruchs in Entzündung versetzt wird. Diese Entzündung charakterisirt sic
durch Anschwellung und Röthung derselben. In dem noch nicht vollständig verknöcherten Callus finden w
Elementartheile der verschiedensten Alter zu gleicher Zeit nebeneinander, nämlich unbestimmt umschrieben
Kerne von Knorpelzellen, bestimmter umschiebene Kerne, junge Knorpelzellen, ältere Knorpelzellen, in Verknöcheruni
begriffene Knorpelzellen, ausgebildete Knochenelemente. Die weniger entwickelten dieser Elemente liegen der Beinhau
näher, die weiter entwickelten ferner. Es ist sicher, dass ceteris paribus die weiter entwickelten Elemente auf eine älter
Exsudatschichte, die weniger entwickelten auf eine jüngere hinweisen. Wenn wir demnach die jüngere Schichte zunächs
der Beinhaut liegen sehen (vergl. Taf. II. Fig. 5, Taf. III. Fig. 6.), so ist der Schluss erlaubt, dass die Beinhai)
die Quelle des Exsudats gewesen, und mit dem Fortschreiten des Exsudats von der älteren Schichte desselbe
zurückgedrängt wurde. Auf ähnliche Weise sehen wir auch die jüngeren Epidermisschichten zunächst d«1
Oberfläche der Lederhaut, die älteren entfernter von derselben. — Was diese Meinung noch wesentlich untei
stützen muss, ist der Umstand, dass wir an die unentwickeltste Knorpelschichte angereiht eine Schichte vo
Exsudat finden, welche in fibröses Gewebe übergeht (vergl. die eben erwähnten Figuren).
Musste ich früher schon die, zu Anfang des I. Abschnittes weitläufiger geschilderte, Reihenfolge in de
Bildungsweise des Callus als typisch bezeichnen , weil an dieser Gruppe von Fällen die einfachsten Verhältniss
sichtbar sind und keine, wenigstens keine bedeutendere, störende Einflüsse eingewirkt zu haben schienen, s
kann ich jetzt, gestützt auf das eben Erörterte, jene Behauptung nur mit grösserer Bestimmtheit wiederhole
und muss wiederholt in allen andern Arten der Callusbildung Abweichungen von dem Typus erkennet
Durch welche Einwirkung welcher Einflüsse die Entstehung dieser Abweichungen zu erklären sey, ist it
Früheren schon dargestellt worden. Ich muss desshalb alle auf solche unreine Fälle gegründeten Ansichte
von der Callusbildung als unhaltbar zurückweisen, und es betrifft dieses namentlich die Miesch er’sche
Fälle. ii
Ist ein provisorischer
und definitiver Gallus
zu unterscheiden?
Gibt es einen provisorischen und definitiven Callus?
Wenn gleich aus dem in den früheren Abschnitten und zuletzt noch bei Gelegenheit der Erörtern» ij
der Frage über den Ursprung des Callus Besprochenen hervorgeht, dass die Callusbildung als Ein Akt anzus« od
39
en ist, als das Resultat der durch eine einmalige Gelegenheitsursache hervorgerufenen Entzündung der Belft-
aut um die Bruchstelle, — so darf demungeachtet bei der Wichtigkeit des Gegenstandes eine wiederholte
esprechung dieser Frage nicht unterlassen bleiben und es sollen im Folgenden nur die Punkte hoch beSohL
ers hervorgehoben werden, welche die Unstatthaftigkeit der Annahme eines provisorischen und definitiveh
allus ausser allen Zweifel zu setzen im Stand sind.
Wenn wir auf die nähere Erörterung dieser Frage eingehen, so sind es zwei Verhältnisse, auf die
abei Bedacht zu nehmen ist, einerseits nämlich überhaupt das Verhalten der Tlieile , Welche bei dem ganzen
’rozess in Thätigkeit gesetzt werden sollen, andererseits aber die Zeitmomente, in welche die verschiedenen
kte zu fallen hätten. — Wir rufen uns zuerst das Verhalten der Organtheile ins Gedächtniss zurück.
Was die Weichtheile belrill't, so fanden wir sie kurze Zeit nach erfolgter Fraktur schon geschwollen
nd mit Entzündungsprodukt durchdrungen. Das Mikroskop wies uns daselbst besonders Entzündungskügeln
ich, nicht selten bei Splitterbrüchen, Brüchen mit bedeutender Dislncation u.s.w. Blutkoagulum. Wir fanden,
jss die Weichtheile (mit Ausnahme der Beinhaut) keine Rolle spielen, welche irgend von Belang wäre, sie
ehren frühe schon in den normalen Zustand zurück. Anders verhält es sich mit der Beinhaut; dort fanden
ir gleichfalls Verdickung und Röthung. Im Vorhergehenden aber wurde zur Genüge liächgeiviesen , eineslheils,
iss die Beiühaul überhaupt das Exsudat liefert, welches den Callus constituirt, anderntheils , wie sich dieses
ssudat orgauisirt. Wir fanden nämlich , dass sich das Exsudat der Beinhaut theilweise in jene spindelförmi-
en Elemente umwandelt, die in Fasern überzugehen scheinen und so eine Vermehrung der Substanz der
nnhaut bedingen , dass sich aber ein anderer Theil des Exsudats der Beinhaut in Knorpelgewebe umgestaltet,
is weiterhin zu Knochensubstanz wird. Wir sahen , dass die ganze Callusniasse aus diesem Knorpel entsteht,
id dass der später verknöcherte Callus allenthalben von Beinhaut umschlossen ist.
Was nun ferner den Autheil des Knochens an der Callusbildung anbelangt, so sind auch darüber im
orhergehenden bei Gelegenheit der Frage über die Entstehung und den Ursprung des Callus die nöthigen
otizen gegeben. Eine Erscheinung ganz eigenthümlicher Art aber ist es, die noch bei dieser Heilung der
nochenbrüche angenommen wird, nämlich die, dass der Knochen zweimal in Entzündung versetzt werden
dl. Angenommen auch, es habe mit der ersten Entzündung seine Richtigkeit , welche also den provisorischen
allus bilden hälfe, so muss es doch in der That abentheuerlich klingen, zum zweitenmal — und nothwendig
n ein Ziemliches später als das erstemal — ein Auftreten der Entzündung anzunehmen zu einer Zeit, wo
ich gewiss die Ursache der Entzündung längst aufgehört hat zu wirken. Es Sollen nun freilich verschiedene
:ellen seyn, an welchen zu verschiedener Zeit die Entzündung auftritt: diejenige Parthie der Bruchenden
inilich, die am weitesten von den Bruchrändern entfernt ist, soll sich zuerst entzünden, diejenige dagegen,
eiche den Bruchrändern zunächst liegt, so wie diese selbst, soll sich erst später entzünden. Da aber die
^fässcommunication an letzteren Stellen aufgehoben scheint, so sollen sie dadurch in den Stand gesetzt wer-
;n sich zu entzünden, dass die Substantia intermedia Gefässe in sich entwickelt Und mit den Bruchrändern
•rwächst, wodurch die Communication dann hergestellt ist. Zugegeben, dass Alles das (Knocheüentzündung,
erhalten der Substantia intermedia u. s. av.) richtig wäre , woher jetzt wieder eine Entzündung ? Denn ohne
itzündung liesse sich doch nicht avoIi! denken, dass eine plastische Exsudätion von einem, dem definitiven
tllus zugeschriebenen Umfang stattfände. Es stände wohl dieser Fall als der einzige da, dass eine Entzün-
tng eines Theils nach so langer Zeit erst und dann gänzlich ohne neue Veranlassung regelmässig aufträte.
Sollten wir aber auch Alles das zugeben, so begegnen Avir jetzt doöh Avieder neuen Sclnvierigkeiten.
s wurde gleichfalls schon erwähnt, dass beliebige Exsudate, Avenn sie sich otganisiren , an eine bestimmte
Umwicklung gebunden sind und dass aus dem jeAveiligen Verhalten derselben gefolgert werden kann, von
’elchem Alter sie sind. So müsste auch in unserem gegenwärtigen Fall etwas Aehnliches nachzuweisen seyn,
id zwar müsste sich, zufolge der Annahme eines entzündlichen Exsudats von Seiten der Bruchenden, das
ck gleichfalls wie das frühere, schon organisirte, in Knochensubstanz umgestalten soll, — auch hier eine
nn Alter parallel gehende Verschiedenheit der beiden Exsudate von verschiedenem Datum aufzufinden seyn,
;:y es in Bezug auf Farbe, Härte, Textur oder dgl. , soAvie eine Gränze ZAvischen beiden, Avas Rokitansky
= ad Mi es eher auch Avirklich annehmen. Dies müsste um so eher der Fall seyn, da schon am dritten Tag
40
zunächst auf dem Knochen Verknöcherung des Exsudats zu finden ist, welches doch jedenfalls um die Ze
des allenfallsigen Erscheinens des definitiven Gallus schon die dem Knochengewebe noch zukommenden Veräi
derungen, von denen oben die Rede war, zum grössten Theil müsste durchgemacht haben und also für d
Unterscheidung von dem noch jungen Exsudat des definitiven Callus keine Schwierigkeit bieten könnte. -
Ich gestehe aber, dass ich niemals Gelegenheit hatte, solche Unterschiede wahrzunehmen , so viele Fälle i(
auch aus allen Stadien der Heilung untersuchte; es sey denn, dass man vorzöge, trotz der angeführte
Gründe für die daselbst ausgesprochene Deutung, einige der oben beschriebenen Fälle dahin auszulegen, wi
jedoch nur geschehen könnte, wenn man die in den übrigen Untersuchungen gefundenen Thatsachen ignoi
ren wollte.
Wenn es einmal um den Antheil des Knochens an der Callusbildung sich handelt, so ist auch e
Hauptgegenstand für die Aufmerksamkeit das Verhalten der Bruchenden und Bruchränder. Kommt nun an d(
angegebenen Stellen und auf die angegebene Weise, also durch Vermittlung der Substantia intermedia, ein zweit
Callus zu Stande, so müssen sich bei einigermassen vorgeschrittener Heilung die Bruchenden überall entwedi
in eine neugebildete Knochenmasse eingewachsen finden, oder aber noch einen fest mit den Bruchrändern ve
Avachsenen Knorpelüberzug besitzen. — Ich fand das Erstere öfters, indem die Bruchenden in eine bis unt«
die Beinhaut sich gleichmässig zeigende neue Knochenmasse wie eingegossen waren. Wenn aber eben aus di
ser Gleichförmigkeit des Callus geschlossen werden muss, dass er nicht aus verschiedenen Zeiten stamm«
konnte, dass es daher, Avenn man der Theorie eines provisorischen und definitiven Callus huldigt, der proA
sorische oder frühere Callus seyn müsste, avo sollte sich der für die Heilung doch unerlässliche definitr
Callus bilden, ohne dass der vorige Aveggedrängt Avürde, Avas doch auch nicht denkbar; Aväre es aber auc
so träte doch Avieder der obige Eimvurf auf, dass sich denn doch Avieder ZAvischen älterem und jüngerem Cs
lus eine Gränze zeigen müsste. — Aber es sind durchaus nicht überall die Bruchenden auf die für diese A:
sicht von einem doppelten Callus notliAvendig anzunehmende Weise in das verknöcherte Exsudat Avie eingegoi
sen, dieselben finden sich gegentheils nicht selten durchaus unverändert und selbst noch zu einer Zeit, V
schon grössere Markräume in dem (vorläufig als proAisorisch angenommenen) Callus aufgetreten sind; es av
ren in manchen Fällen die äussersten Bruchenden und Bruchränder noch in demselben Zustand zu finden, du
andere in den ersten Tagen nach geschehener Fraktur zeigten, frei von aller Auflagerung, mit glatter, glä;
zender Oberfläche und scharfen, zackigen Rändern.
Miesche r sagt: »Densitas autem atque durities telae osseae impedit, quo minus materies exsudati
in interstitiis telae, uti in partibus mollibus fit, congerantur; unde ossa in inflammationibus acutis non tum
fiunt, sed eorum superficies externa et interna materiis exsudatis obfunditur.« Wir sahen nun früher, da:
der innere Callus in seiner Bildung dem äusseren Aoraneilt, dass frühzeitig, selbst ehe der äussere Callus not
ganz in Knochensubstanz umgeAvandelt ist, bereits dem alten Knochen zunächst grössere Markräume in den
selben auftreten oder derselbe schon fast ganz verscliAvunden ist. Wenn nun aber in Folge der durch d
Substantia intermedia hergestellten Gefässcommunication entzündliche Exsudation zunächst den Bruchrändel
erfolgen soll, so ist doch nicht einzusehen, Avarum nicht gegen die Markhöhle hin die Bruchenden gleichfal
Exsudat schicken, da es doch hier eben nicht an Raum gebräche. Einen Nachschub von Knochenablagerun
konnten Avir zAvar gleichfalls in einzelnen Fällen finden, aber mit dem Unterschied, dass der neuere, inner
Callus dann immer Aveiter von den Bruchrändern entfernt auftrat, als der frühere, da doch ein dem definit'
ven Callus entsprechender ZAveiter, innerer Callus natürlich näher den Bruchrändern zum Vorschein komme
müsste, als der frühere. Es Avaren diess Fälle, bei denen alle Umstände darauf hinAvieseu, dass wiederholt
GeAvaltthätigkeiten die Beinhaut neuerdings in grösserem Umfang als früher losgerissen hatten , auf Avelchi
Veranlassung hin ausserhalb und innerhalb der Bruchenden Aviederholte Exsudation erfolgte. Uebrigens Avurd
schon mehrfach envähnt, dass der innere Callus überhaupt keinesAvegs beständig, also auch nicht Avesentlici
für den Heilungsprozess ist.
Nachdem Avir über die Betheiligung der Weichtheile und des Knochens an der Bildung des provisor:
sehen und definitiven Callus gesprochen, bleibt uns noch übrig, von der Substantia intermedia ein Wort z
reden. Sie ist es, die bei der Annahme eines provisorischen und definitiven Callus eine Hauptrolle spielt, ai
41
die ja das Zustandekommen des definitiven Callus geknüpft ist. Dieselbe soll bekanntlich um die Bruchenden
da sich unden , wo dieselben von der Beinhaut entblüst sind. Sie soll Gefässe entwickeln, welche an den eben
l erwähnten Stellen in Verbindung treten mit den Gefässen des Knochens, der dadurch befähigt werde, eben
an diesen Stellen Exsudat zu liefern, welches den definitiven Callus bilde. — Wenn die Substantia intermedia
diese wichtige Bolle spielt, so muss sie sich vor allen Dingen auch bei jedem Bruch finden. Der genauesten
Untersuchung gelingt es aber oft nicht, eine mit diesem Namen bezeichnete Materie nachzmveisen. In manchen
i Fällen fand ich die Bruchenden in eine gleichmässige Knochenmasse eingesenkt, welche brückenartig beide
i Bruchenden verband, während die Marksubstanz, häufig ohne irgend eineSpur von Veränderung in Farbe,
Consistenz, durch die beiden Bruchstücke hindurch in ununterbrochenem Zusammenhang stand und selbst oft
i keine Spur eines innern Callus aufzufinden war. — Gehen wir aber auf die Zusammensetzung der als Sub-
istantia intermedia bezeichneten Substanz ein, so scheint damit von Anfang an, sobald überhaupt von ihr als
einem wesentlichen Theil die Bede war, kein bestimmter Begriff verbunden worden zu seyn. Sie wurde für
extravasirtes Blut bald aus der Markhöhle, bald den Bruchenden, bald den Weichtheilen angesehen, oder sollte
isie aus extravasirtem Blut und Exsudat der Weichtheile bestehen, oder entzündliches Product aus der .Mark-
höhle seyn u. s. w. Sie sollte eben im Verlauf der Heilung Gefässe in sich entwickeln und diese sollten in
Verbindung mit den Gefässen der Bruchenden treten, soweit letztere von Beinhaut entblöst waren; später
sollte sie ligamentose Structur annehmen und über kurz oder Jang durch den neuen oder definitiven Callus
iweggedrängt , resorbirt werden, da man sic früher oder später nicht mehr findet. — Schon die früher gege-
bene mikroskopische Analyse kann nicht geeignet seyn, dieser Ansicht Beistimmung zu verschaffen. Zudem
aber ist es allenthalben, wo sich eine der Substantia intermedia entsprechende Masse findet, sehr leicht, dieselbe
Zwischen den Bruchenden herauszunehmen; wäre Gefässcommunication vorhanden, so würde sich wohl irgend
welcher Widerstand beim Herauslösen zeigen und es sollte sich doch erwarten lassen, dass man dabei da und
^lort kleine Blutpunkte auftreten sähe; es müsste mir unter den vielen untersuchten Fällen doch Einmal we-
nigstens gelungen seyn, das Stadium zu finden, wo die Substantia intermedia ihre ligamentose Struktur schon
angenommen hätte; — von allem dem war nirgends eine Bede. — Bei der Rolle, die man der Substantia tn-
«ermedia zugetheilt hat , dürfte sich wohl auch keine Stelle der Bruchenden mehr frei von Knochenauflagerung
jnden, mit welcher die Substantia intermedia in Berührung stand. Auch diess ist nicht der Fall; im Gegentheil
ndet man bei Brüchen, bei welchen der Callus schon grössere Markräume zeigt, (wo also wohl kein neuer
aachschub von Knochenablagerung zu erwarten steht, und zwar besonders bei solchen Brüchen, welche mit
^deutender Dislokation heilen,) oft nicht unbeträchtliche Strecken der Bruchenden, welche keinen l’eber-
fiUg von der Beinhaut mehr hatten, vollständig frei von aller Auflagerung; namentlich findet man die Rrucli-
jiuder oft fast bis zu dem Zeitpunkt, wo keinerlei auffallende Veränderungen mehr im verknöcherten Callus
gintreten, noch unverändert und noch gerade so scharf und zackig als bei frischgebrochenen Knochen, da
tioch gerade an diesen Stellen in Folge einer eingetretenen Gefässverbindung am ehesten neue Knochenmasse
H erwarten ist. —
Wenn sich dem Bisherigen zufolge bei der Vergleichung der Miescher’schen Untersuchungen mit
[igenen bedeutende Abweichungen in Bezug auf die Art der Callusbildung ergeben, wenn wir uns dadurch
fltenöthigt sehen müssen , die Annahme des Zustandekommens der Heilung der Knochenbrüche durch einen
jrovisorischen und definitiven Callus aufzugeben: so sehen wir eine solche Theorie auch einer ferneren Stütze
,pch dadurch beraubt, dass die Zeitverhältnisse, in welchen die verschiedenen Veränderungen zum Behuf einer
(Oppelten Callusbildung vor sich gehen sollen, gleichfalls im Widerspruch mit der Natur stehen. Einige we-
rjge, wenn auch frülier schon gelegentlich erwähnte, Punkte mögen genügen diess nachzuweisen.
Resorption der Masse eines Gebildes darf wohl nicht als Symptom einer Entzündung derselben angesehen
Jerden, indem die nächste Folge der Entzündung eine Exsudation und daraus erfolgende Verdichtung des
wvebes, bei Knochen demnach Sklerose ist. Es müsste also zu der Zeit, in welcher die Bildung des defini-
eren Callus beginnt, eine Verdichtung des Knochengewebes an den Bruchrändern wahrzunehmen seyn, um
inen Schluss auf eine Entzündung desselben zu rechtfertigen. Die angegebene Zeitperiode fällt aber etw'as
jäter, als der Beginn der Verknöcherung des provisorischen Callus, und soll von diesem Moment an eine ge-
6
42
wisse Zeit lang hindurch fortdauern. In der Periode demnach, in welcher die Verknöcherung der früher be-
schriebenen knorpligen Kapsel vorwärts schreitet, müsste man eine Sklerose der Bruchenden oder andere Ent-
Zündungssymptome in denselben wahrnehmen. Es ist aber aus dem Früheren bekannt, dass diess nicht nui
nicht der Fall ist, sondern dass sogar schon in einer sehr frühen Periode, in welcher die Verknöcherung dei
knorpligen Kapsel kaum begonnen hat', sehr deutlich Resorption und daher rülirende Erweiterung der Mark-
räume im Innern der Bruchenden wahrzunehmen ist , also eine der Entzündung gerade entgegengesetzte Er-
scheinung.
Ferner soll, während in den Weichtheilen , insbesondere aber auf der innern Oberfläche der Beinhau
entzündliches Exsudat abgelagert wird, das sich in ein zellig- fibröses Gewebe um wandeln soll, (unter welch
letzterem aber nichts Anderes gemeint seyn kann, als das in Knorpel- und Knochensubstanz sich umwandelnd'
und so den Callus bildende Exsudat der Beinhaut,) gleichzeitig das Markgewebe Antheil an der Entzünduni
nehmen , als deren Produkt sich die Substantia intermedia darstelle. — Ich habe aber niemals ein solches spä
tes Auftreten einer als Substantia intermedia zu deutenden Masse gefunden, sondern habe vielmehr als eine s(
zu deutende Substanz in der ersten Zeit nach dem Bruch vor und während der Bildung der knorpligen Kapse
eine Substanz gefunden , welche , wie die frühere Untersuchung lehrt, Blutkoagulum war, welchem Entzündungs
Produkte in verschiedenem Verhältniss beigemengt waren. Weit entfernt, diese Substanz, welche nur anfang
und zwar fast unmittelbar schon nach erfolgter Fraktur an den Bruchrändern lose klebend gefunden wird
in organische Verbindung mit letzteren treten zu sehen, findet man im Gegentheil je länger desto wenige
einen Zusammenhang zwischen ihr und den Bruchrändern.
Auf alle diese Gründe gestützt , wiederhole ich desshalb , dass ich die Ansicht , als ob der am Schlus
der Heilung vorhandene Callus aus verschiedenen , zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedenem Wege ent
stehenden Elementen gebildet werde, nicht theilen kann und mich vielmehr dahin aussprechen muss, das
der nach vollendeter Heilung vorhandene Callus nur das in Einem Akte gelieferte, z
Knochen organisirte Exsudat einer traumatischen Periostitis sey.
I
M
fi/</ 'V
/y
/%
/->,/ //
/>,/ /;•{
//-/ //
//<■/ /,<?
■/, / >// /<v 1
f'rff'JD
ff ex van st ffwea-ch
/< cA. . trr-i '/Z77: : r/fc'/.’
/,
'</ /
/>'/-/
/' 11/ ti